Mit Kennzeichen wie „BOT-OX 99“, „AN-AL 69“ oder „ES-EL 123“ können Autobesitzer ihrem Gefährt eine ganz persönliche Note geben: Findet, zugegeben, nicht jeder witzig. Noch viel weniger witzig finden viele aber Nummernschilder, die womöglich auf eine rechtsradikale Gesinnung hinweisen. Das zeigt ein aktueller Skandal um den Leipziger Kreisverband der „Alternative für Deutschland“ (AfD).

Dieser warb am Wochenende auf dem Schönauer Parkfest in Leipzig mit einem beklebten Wahlkampfmobil. Aufsehen erregte aber vor allem dessen Nummernschild: „L-AH 1818“. Nicht nur Kenner der rechtsextremen Szene vermuteten da, dass sich hinter dieser Buchstaben- und Ziffernkombi ein Nazicode verbirgt: „AH“ für die Initialen Adolf Hitlers, die Zahlen 1 und 8 als Hinweis auf die Position der Buchstaben A und H im Alphabet.

Nazicode oder blöder Zufall?

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Facebookpost zu AfD-Auto (Bild: Screenshot des gelöschten Facebookposts der AfD Leipzig)

Hat doch mit Hitler nichts zu tun. Oder etwa doch?!

(Bild: Screenshot des gelöschten Facebookposts der AfD Leipzig)

„Unsere Freunde aus dem linken Spektrum hetzen wieder was das Zeug hält und sehen wieder überall Nazis, wie paranoid“, postete die AfD Leipzig auf Facebook, nachdem ein Foto des Wagens durch die sozialen Medien ging und kollektives Kopfschütteln auslöste. Inzwischen ist der Post des Kreisverbandes gelöscht.

Am Dienstag erklärte der sächsische Landtagsabgeordnete Uwe Wurlitzer via Facebook außerdem, der Wagen gehöre gar keinem AfD-Mitglied. Er sei nur geborgt. Und wäre dem AfD-Kreisverbandsvorsitzenden Siegbert Droese die Buchstaben- und Ziffernfolge aufgefallen, hätte er das Auto auch nicht geliehen.

Manche Zahlen- und Buchstabenkombinationen sind deutschlandweit verboten...

Damit Nummernschilder nicht zur Werbung für rechtsradikale Gesinnung umfunktioniert werden, sind einige Kombinationen auf Kfz-Kennzeichen bundesweit verboten, geregelt durch die Fahrzeug-Zulassungsverordnung. So sind die Kürzel „HJ“ (Hitler-Jugend), „KZ“ (Konzentrationslager), „SA“ (Sturmabteilung) und „SS“ (Schutzstaffel) in ganz Deutschland nicht erlaubt.

Zusätzlich können die einzelnen Länder eigenständig Kombinationen verbieten und dazu auch die Zulassungsbehörden einzelner Städte und Gemeinden ermächtigen: Im Saalekreis in Sachsen-Anhalt wird zum Beispiel die Kombi „SK-IN“ nicht vergeben (eine Anspielung auf „Skinhead“), im Kreis Dithmarschen „HEI-L“ und in Nürnberg sind Nummernschilder mit „N-PD“, „N-S“ sowie „N-SU“ nicht gestattet.

 

...andere nur in bestimmten Gemeinden.

Für die Buchstabenfolge „AH“ gibt es keine bundesweite Regelung. In Leipzig ist sie laut Pressesprecher der Stadt 900-mal vergeben und nur in Kombination mit den Zahlen 2004 und 1889 gesperrt – mit denen man auf Hitlers Geburtstag und Geburtsjahr verweisen könnte: 20.04.1889.

Ganz einfach scheinen es die Zulassungsbehörden ob der vielen Codierungsmöglichkeiten also nicht zu haben, wie auch ein weiteres Beispiel aus dem AfD-Wahlkampf zeigt, diesmal aus dem Jahr 2014: Parteimitglieder posierten mit einem AfD-gebrandeten Auto, registriert unter dem Kennzeichen „L-GD 3345“. Glaubt man Szenekennern, so beziehen sich die Buchstaben „GD“ auf „Großdeutschland“ und die Zahlen „3345“ auf Anfang und Ende der NS-Zeit.

Übrigens werden nicht nur mutmaßliche Nazi-Nummernschilder verboten: So vergibt Augsburg neuerdings keine Kennzeichen mehr mit dem Kürzel „IS“. Nicht aus Angst vor Terrorbekenntnissen, sondern um Autobesitzer vor schiefen Blicken zu schützen, so der Amtsleiter des zuständigen Bürgeramtes gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".