Neues Wohnen

Niklas Maak, Journalist und Architekturkritiker der FAZ, hat einen klaren Feind: das Einfamilienhaus. Auf den 320 Seiten seiner Streitschrift für ein neues Wohnen watscht er nicht nur den Wunsch vom Wohnen am Stadtrand ab, das zu einer Zersiedelung der Landschaft und Zombifizierung der Innenstädte führe, sondern er zeigt auch Beispiele, wie es städtebaulich besser geht. Die findet er im fernen Japan.

Niklas Maak: Wohnkomplex. Warum wir andere Häuser brauchen, Hanser Verlag, München 2014, 320 Seiten, 21,90 Euro

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Bild 1 (Foto: Fong Qi Wei)
(Foto: Fong Qi Wei)

Vorsicht Vorstadt!

Der kanadische Journalist Charles Montgomery vertritt mit seiner groß angelegten Untersuchung „Happy City“ eine überraschende These: Wer das Glück sucht, sollte sich erstmal seine bauliche Umgebung genauer ansehen. Sie beeinflusse, wie wir uns fühlen und uns behandeln in einem Maße, dessen wir uns oft nicht bewusst sind. Spoiler: Am unglücklichsten sind die Vorstadtbewohner.

Charles Montgomery: Happy City. Transforming Our Lives Through Urban Design. Penguin, London 2015, 374 Seiten, 23 Euro

Bummtowns

Pop, meinte der Großtheoretiker Diedrich Diederichsen mal, gedeihe im Fantasieren über fremde Orte. Philipp Krohn und Ole Löding haben es nicht hierbei belassen, sondern sind auf Entdeckungsreise gegangen. In ihrem Buch Sound of the Cities besuchen sie 24 Städte und untersuchen dabei die Entstehungsbedingungen lokaler Musikszenen.

Philipp Krohn, Ole Löding: Sound of the Cities. Eine popmusikalische Entdeckungsreise. Rogner & Bernhard, Berlin 2015, 416 Seiten, 23 Euro

Megacity Mumbai

Geboren ist Suketu Mehta in Kalkutta, aufgewachsen in New York. Als er mit Mitte 30 als Korrespondent für das Time Magazine nach Mumbai (ehemals Bombay) geschickt wird, beginnt er seine Erlebnisse aufzuschreiben. Herausgekommen ist eine 781 seitige, preisgekrönte Langstreckenreportage über die aufregendste Stadt in Indien.

Suketu Mehta: Bombay. Maximum City, Suhrkamp, Frankfurt/Main 2006, 781 Seiten, 15 Euro

Die große Stadtbetrachtung

Wie (und warum) entwerfen wir heute ein Stadtbild? Das zweisprachige Buch STADT/BILD nähert sich dem Themenkomplex „Stadt“ aus verschiedenen Blickwinkeln, in Bildstrecken, Geschichten, Essays und Gedichten. Der Begleitband zu einer Berliner Ausstellungsreihe thematisiert sowohl bauliche Entwicklungen sowie soziale, ästhetische und kulturelle Aspekte als auch die Grenzen zwischen Öffentlichem und Privatem.

Berlinische Galerie et al. (Hrsg.): STADT/BILD (Image of a City), Verbrecher Verlag, Berlin 2015, 304 Seiten, 16 Euro

Die Wohnungsfrage

Aktuell war sie immer, die Wohnungsfrage, gerade spitzt sie sich jedoch zu: Die steigenden Mieten, der Boom auf dem Immobilienmarkt, aber auch die vielen Flüchtlinge, die schnell eine Unterkunft brauchen. Wie sich bezahlbarer Wohnraum schaffen lässt und was das für die urbanen und sozialen Strukturen bedeutet, erkundet die Ausstellung im Berliner Haus der Kulturen der Welt. (Noch bis 14. Dezember)

Radikal Modern

Der Städtebau der 60er Jahre hat nicht den allerbesten Ruf: Kühl, brutalistisch und autozentriert sei er gewesen. Eine Ausstellung in der Berlinischen Galerie wagte jüngst eine Ehrenrettung. Hier der begleitende Blog

Station to Station

Die Berliner Buslinie M29 ist eine Linie der Gegensätze: Von Endstation zu Endstation fährt man von Villengegenden in Dahlem über Charlottenburg durchs mulikulturelle Kreuzberg ins schwer angesagte Neukölln. Die preisgekrönte Multimediareportage der Berliner Morgenpost dokumentiert die sozialen, politischen, demographischen Unterschiede der Busstrecke.

Kostenloser ÖPNV: Utopisch? Zeitgemäß!

Im brandenburgischen Templin fuhr der Bus mal zum Nulltarif. Doch seit einiger Zeit kann die Stadt sich diesen Service nicht mehr leisten. Dennoch sind die Fahrgastzahlen weiterhin hoch. Das freut die Umwelt. Für Freitag-Redakteur Felix Werdermann Grund genug für ein kleines Gedankenexperiment: Was wäre, wenn…?

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Bild 2 (Foto: Fong Qi Wei)
(Foto: Fong Qi Wei)

Urban Fingerprints

In einem sind Städte gar nicht so anders als Menschen: Sie haben einen einzigartigen Fingerabdruck. Dafür muss man sie nur mal aus der Luft betrachten. Wissenschaftler von der London School of Economics and Political Science haben genau das getan. Entstanden ist eine interessante Sammlung unterschiedlicher Muster, die überdies Aufschluss über den wirtschaftlichen Erfolg diverser Städte gibt.

Der Plan ist nichts – die Planung aber auch nicht?!

Klingt toll: Mit „Arcology“ (eine Wortneuschöpfung aus architecture und ecology) wollte der italienische Architekt Paolo Soleri die Stadtplanung revolutionieren und die Grundlage für nachhaltige Städte der Zukunft legen. Sein Meisterstück, die Experimentalstadt Arcosanti, steht jedoch bis heute unvollendet in der Wüste von Arizona. Angesichts dessen fragt sich der Journalist Jared Keller, ob die Utopie von der perfekt designten Stadt überhaupt jemals wahr werden kann. Ein guter Longread, allerdings auf Englisch.

Die dritte Seite der Stadt

Es muss ja nicht immer der fluter sein: Wem unser Themenschwerpunkt #Stadt gefallen hat, dem sei Stadtaspekte ans Herz gelegt – ein schönes Magazin über das „außergewöhnlich Alltägliche an dem Ort, der Stadt genannt wird. Ein Ort der Gegensätze, der Vielfalt und der Möglichkeiten. Ein Ort, von dem Stadtaspekte wissen möchte, was ihn so faszinierend und einzigartig macht, dass immer mehr Menschen dort leben wollen.“

Wem gehören unsere Städte?

Um die ihre Haushalte zu entlasten, verkaufen immer mehr Städte Grund und Boden an private Investoren. Die können dort dann eigene Spielregeln aufstellen: Videoüberwachung ist Standard, oft ist auch das Demonstrieren oder das simple Abhängen verboten. Gleichzeitig kämpfen immer mehr Leute für ihr Recht auf Stadt. Diese tolle arte-Doku beleuchtet die Hintergründe des Wandels und verschafft denjenigen Gehör, die sich für eine humane Stadtplanung einsetzen - ein Muss für aufgeklärte Stadtbewohner.

Wie Airbnb unsere Städte verändert

Im allgemeinen Gentrifizierungsblues wird ja oft über Airbnb gewehklagt. Und tatsächlich verändert die private und manchmal doch semiprofessionelle Wohnungsvermietung unsere Innenstädte. Diese amerikanische Multimedia-Reportage des zeigt wie der Online-Übernachtungsbuchungsdienst San Francisco verändert hat.

Felix Denk und Lukas Wohner sind Redakteure bei fluter.de. Beide sind echte Berliner, jedenfalls in der Definition von Kurt Tucholsky, der in den 20er Jahren schrieb, dass die echten Berliner immer diejenigen seien, die in die Stadt gezogen sind und nicht die, die dort geboren wurden

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