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cms-image-000046304.jpg (Foto: Weltkino Filmverleih)
(Foto: Weltkino Filmverleih)

„Ich bin Filmemacher. Ich kann nichts anderes als Filmemachen. Ich muss unter allen Umständen weiter Filme machen, um der Kunst Respekt zu erweisen und mich lebendig zu fühlen.“ Diese Sätze stammen von einem Mann, für den das Filmemachen ernste Konsequenzen haben kann. Jafar Panahi, aktuell einer der bekanntesten iranischen Regisseure, wurde vom Regime seines Heimatlandes zu 20 Jahren Berufsverbot und 6 Jahren Haft verurteilt. Die Haftstrafe wurde bisher nicht vollstreckt, aber das könnte jederzeit passieren. Trotzdem verstößt Panahi regelmäßig gegen die Auflagen und dreht unter äußerst schwierigen Bedingungen weiter. Wie „Taxi Teheran“, den er außer Landes schmuggeln ließ und mit dem er bei der diesjährigen Berlinale den Goldenen Bären gewann.

Entstanden ist „Taxi Teheran“ mit den denkbar einfachsten Mitteln. Der Film ist eine Mockumentary, bei der Panahi selbst am Steuer eines Taxis sitzt und einen ganz normalen Tag des Teheraner Großstadtwahnsinns „dokumentiert“. Als Aufnahmegerät dienen ihm eine Minikamera, die auf dem Armaturenbrett installiert ist, sowie Handys und Fotoapparate. Der gesamte Film spielt innerhalb des Wagens, in den immer neue Fahrgäste – sprich: Schauspieler – ein- und aussteigen. Will Panahi, dessen frühere Filme auch für ihre markanten Kamerafahrten berühmt waren, jetzt einen einfachen Schwenk inszenieren, muss er selbst an dem Gerät drehen.

Doch trotz dieser Einschränkungen – oder gerade ihretwegen – quillt „Taxi Teheran“ über von Leben. Es wird gestritten, gelitten, gelacht und geplappert, die Fahrgäste wirken ungeheuer real. Sie bilden einen Querschnitt durch die iranische Gesellschaft. Den Auftakt bildet die erregte Diskussion eines Mannes und einer Frau über die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe. Ein fliegender Händler, der DVD-Raubkopien von Filmen verkauft, erkennt Panahi als weltbekannten Regisseur und will ihn zu seinem Partner machen. Zwei Schwestern verlangen, schnellstens zu einer heiligen Quelle gebracht zu werden, wo sie Goldfische aussetzen wollen. Panahis (reale) zehnjährige Nichte steigt zu und berichtet von den strengen Regeln, die ihre Lehrerin aufgestellt hat, damit ein Kurzfilm, den jede Schülerin drehen soll, auch gezeigt werden kann: islamische Kleidung für die Darsteller, Krawatten nur für die Bösen, keine Schwarzmalerei. Und eine Rechtsanwältin berichtet von einer jungen Frau, die seit 108 Tagen in Haft sitzt, weil sie ein Volleyballspiel besuchte.

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cms-image-000046306.jpg (Foto: Weltkino Filmverleih)
(Foto: Weltkino Filmverleih)

Diese in ihrer Einfachheit entwaffnenden Szenen zeichnen trotz der oft bedrückenden Thematik der Gespräche ein überraschend positives Bild der iranischen Gesellschaft. Es geht sehr oft um Unterdrückung und die Einschränkung der Meinungsfreiheit. Niemand nimmt ein Blatt vor den Mund, zugleich wirkt niemand verbittert oder eingeschüchtert. Eine unbändige Lebensfreude, die den Umständen trotzt, bricht sich in fast jeder Szene Bahn. Das gilt vor allem für Panahi selbst: Es scheint, als betrachte er das Gewusel um ihn herum mit Genugtuung und heiterer Distanz.

In „Taxi Teheran“ entdeckt Panahi die Komödie als Mittel des Ungehorsams. Er zeigt, dass auch die absurdesten Regeln des Regimes die Menschen nicht davon abzuhalten vermögen, ihr Leben zu leben und sich ihr eigenes Bild von der Welt zu machen. Er schreibt dem Kino eine existenziell wichtige Funktion zu: Es bildet diese Wirklichkeit ab und zeigt die innere Freiheit der Iraner. Panahi erweist so nicht nur der Kunst ihren Respekt, sondern auch seinen Landsleuten und ihrem Kampf gegen widrige und potenziell gefährliche Umstände.