Seit 23 Jahren gibt es den Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Von 1992 bis 1994 kämpften die beiden Länder östlich der Türkei um die Region Bergkarabach, die völkerrechtlich seit 1921 zu Aserbaidschan gehört, in der sich aber die armenische Bevölkerungsmehrheit immer wieder diskriminiert fühlte und revoltierte.

Seit dem Waffenstillstand ist der Konflikt zwar eingefroren, aber keineswegs beseitigt. Denn die Region ist gleichzeitig auch Spielfeld der Machtpolitik von Russland, der EU und den USA. 2013 sollte Armenien einem Assoziierungsabkommen mit der EU beitreten. Der Vertrag, oft als Vorstufe zu einem EU-Beitritt betrachtet, war schon fast in trockenen Tüchern, als Armenien eine Kehrtwende machte und verkündete, stattdessen einer Zollunion mit Russland beizutreten. Das Zugeständnis ist der machtpolitischen Realität geschuldet: Armenien ist sicherheitspolitisch vollkommen von Russland abhängig. Nicht nur das Wettrüsten mit Aserbaidschan verschlingt die Ressourcen des kleinen Landes, auch die Beziehungen zur Türkei bleiben problematisch. Kern der Auseinandersetzung ist der 100 Jahre zurückliegende Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich – ein Verbrechen, das Armenien von der Türkei anerkannt haben will.

Auf der anderen Seite wird Aserbaidschan von den USA und Israel unterstützt, die den Staat zu einem Bollwerk gegen den Iran aufbauen wollen. Die Bodenschätze Aserbaidschans wecken außerdem Begehrlichkeiten bei den Nachbarn, nicht zuletzt in Russland, das sich mit dem Staatskonzern Gazprom den Zugang zu den Gasreserven des Landes gesichert hat. Die Menschenrechtsverletzungen, die das aserbaidschanische Regime begeht, spielen dabei keine Rolle.