In großen Städten trifft man sie selten, in der Regel leben sie in ländlichen Gegenden, von ihren Familien getrennt und in Heimen versteckt – Menschen mit Behinderungen werden in Russland ausgegrenzt. Die kasachische Fotografin Anastasia Rudenko lebt selbst in Russland. Für die Fotostrecke „Paradise“ hat sie das Leben behinderter Menschen in einem kleinen Dorf namens Elatma porträtiert. Ihre Bilder zeigen eine Parallelwelt, von der viele Russen keine Ahnung haben oder auch nicht haben wollen.

manchmal_mischen_sich_die_patienten_unter_die_ubrigen_dorfbewohner.jpg

Manchmal mischen sich die Patienten unter die übrigen Dorfbewohner (Anastasia Rudenko)

In den russischen Städten sieht man kaum Menschen mit Behinderungen. Dafür umso mehr in dem Dorf Elatma, das 300 Kilometer östlich von Moskau liegt

(Anastasia Rudenko)

Vom Titel der Arbeit sollte man sich daher nicht täuschen lassen: Paradiesisch ist das Leben von Menschen mit Handicap in Russland nicht. Rudenko kritisiert den Umgang der russischen Gesellschaft mit diesen Menschen, spricht von fahrlässigen Fehldiagnosen und Menschenrechtsverletzungen. Über diese Anklage kann auch der schöne Schein des russischen Landlebens nicht hinwegtäuschen.Elatma liegt rund 300 Kilometer östlich von Moskau. Im Zweiten Weltkrieg wurde dort ein halbes Dutzend Waisenheime gebaut, in denen heute behinderte Menschen jeden Alters untergebracht sind. Die meisten verbringen ihr ganzes Leben dort, bekommen Medikamente und nehmen wenig bis gar nicht am kulturellen und politischen Leben teil.