Im zweiten Jahrtausend v. Chr. wurde in China ein fußballähnliches Spiel ausgetragen – Ts’uh-küh. Wahrscheinlich diente es als militärisches Ausbildungsprogramm. Zwischen Bambuspfähle wurde ein Netz aus Seide gespannt, die Spieler mussten den Ball im Netz unterbringen. Das Netz war wohl ein 40 x 40 cm großes Quadrat. Das Spiel breitete sich auch im Volk aus und man versuchte, mit strengen Regeln Gewalt und Ruppigkeiten zu verhindern. Der Ball war aus Lederstücken zusammengenäht und mit Federn und Tierhaaren ausgestopft.

Zwischen 600 v. Chr. und 300 n.Chr. war in Japan ein Spiel namens "Kemari" bekannt. Ziel des Spiels: einen Ball zwischen zwei Pfosten zu platzieren. Die Spieler passten sich den Ball zu, der den Boden nicht berühren durfte.

Im antiken Griechenland wurde "Episkyros" gespielt, eine Mischung aus Hand- und Fußball. Platon schreibt in seinem Phaidon über einen Ball, der aus zwölf Teilen besteht. Die Römer kannten einen ähnlichen Wettbewerb namens "Harpastum". Die Mannschaften konnten aus bis zu 27 Spielern bestehen, es gab ein rechteckiges Feld mit einer Mittellinie und das Ziel war, den Ball über die Grundlinie des Gegners zu bugsieren. Mit den Römern kam das Spiel nach Britannien, es war aber eher ein Vorfahre von Hurling als von Fußball. Sicher ist, dass die entscheidenden Entwicklungsschritte in Schottland und England passierten.

Zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert entstanden in England, der Normandie, Cornwall, Schottland, Wales und Irland verschiedene Ballspiele – am populärsten war "Mob Football". Das Spiel wurde zu bestimmten Festen zwischen ganzen Dörfern ausgetragen und war ausgesprochen gewalttätig. Ziel des Spiels war es, den Ball auf den Marktplatz des anderen Dorfes zu bringen. Bis heute wird "Shrovetide Football" gespielt: Zwei Mannschaften treten gegeneinander an, die Tore sind die Häuser der beiden Mannschaftskapitäne. Erlaubt ist praktisch alles, der Ball darf geschossen, getragen und geworfen werden.

Die mit dem Spiel verbundene Gewalt veranlasst den englischen König Edward II. 1314 dazu, das Ballspiel bei Androhung von Gefängnisstrafen zu verbieten. Er erklärt: "Forasmuch as there is great noise in the city caused by hustling over large balls from which many evils may arise which God forbid, we command and forbid, on behalf of the King, on pain of imprisonment, such game to be used in the city in the future." 1424 erklärt der schottische König James I. im Parlament: "That na man play at the Futeball." Dies tat der Popularität des Sports jedoch keinen Abbruch. Nicht zufällig sind jedoch die frühesten Belege der Fußballgeschichte Gerichtsakten, in denen über Tote und Verletzte berichtet wird, sowie Erlasse und Verordnungen, in denen das Spiel verboten wird.

Bei den Mayas und Azteken gab es ein kultisches Steißballspiel, das im weiteren Sinne mit Fußball verglichen werden kann. Auch in Italien und Frankreich wurden mit dem Treibballspiel verwandte Kampfspiele gespielt – zum Beispiel seit dem 15. Jahrhundert in Florenz der "Calcio Storico", eine brutale Mischung aus Rugby, Fußball und American Football.

Nachdem Heinrich VIII. schon 1526 das erste bekannte Paar Fußballschuhe bestellt hatte – für vier Shilling, nach heutigem Wert etwa 125 Euro –, veränderte sich bis 1618 die königliche Sicht auf das Spiel endgültig: König James I. von England empfahl Fußball nach dem Kirchgang. Die erste Erwähnung eines Fußballspielers findet sich in König Lear von William Shakespeare. Im 1. Akt, 4. Szene heißt es: "Nor tripped neither, you base football player."

Einwanderer entdeckten in Neuengland Ureinwohner, die ein Spiel mit dem Ball betrieben, auf dem harten Sand des Watts bei Ebbe – "Pasuckquakkohowog". Es spielten zwei Mannschaften, Waffen waren verboten, Wetten auf den Spielausgang wurden angenommen. Die Größe der Mannschaften könnte zwischen 30 und 1000 Spielern geschwankt haben. Der Ball war aus Hirschhaut.

Am Eton College wurden 1815 Regeln festgelegt, die später auch von anderen Colleges und Universitäten benutzt wurden. Diese Regeln wurden 1848 in den so genannten Cambridge Rules standardisiert. Zu ihnen gehörte die Vorschrift, dass

Tore nicht mit der Hand erzielt werden durften – einer der entscheidenden Schritte auf dem Weg der Trennung von Fußball und Rugby.

Sechs Jahre nach der Gründung des ersten Fußballclubs – Sheffield FC – wurde 1863 in London die erste Fußballorganisation der Welt gegründet, die Football Association (FA). Am 8. Dezember veröffentlichte die FA die "Laws of Football". 1870 begrenzte sie die Zahl der Spieler auf elf, ein Jahr später verbot sie allen Feldspielern das Handspiel. Damit wurde erstmals das Fußballspiel vom damals weit verbreiteten Rugby Football abgegrenzt. Das erste offizielle Länderspiel fand 1872 zwischen England und Schottland statt, es endete 0:0. Am 8. September 1888 startete der Spielbetrieb der Football League, der ersten Fußballliga der Welt.

In den 1880er Jahren entstand das Wort "Soccer" als Bezeichnung für den Sport. Zu der Zeit war es üblich, im Slang ein "er" an Wörter anzuhängen, die zuvor abgekürzt worden waren. So war "Rugger" die Slangbezeichnung für Rugby Football. Ein Student aus Oxford kreierte "Soccer" als Kunstwort aus "Association Football".

Am 6. Dezember 1882 wurde das International Football Association Board (IFAB) gegründet. Das IFAB ist die einzige Institution, die die Regeln des Spiels weltweit verbindlich ändern darf. Der IFAB gehören je ein Vertreter des englischen, schottischen, walisischen und irischen Fußballverbandes an sowie, seit 1904, vier Repräsentanten der Fifa. Für eine Regeländerung sind sechs Stimmen erforderlich. Während die Vertreter der britischen Verbände einzeln votieren können, dürfen die Fifa-Vertreter nur en bloc abstimmen.

Im Deutschen Kaiserreich wurde der aus England importierte Fußball als neue Form der Körperkultur angesehen. 1900 wurde der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gegründet. Heute ist der DFB mit mehr als sechs Millionen Mitgliedern in über 26000 Vereinen der größte Sportverband der Welt. Die erste Fußball-Weltmeisterschaft wurde 1930 in Uruguay ausgetragen, den ersten Weltmeistertitel erspielte sich der Gastgeber: ein 4:2 gegen Argentinien.

Illustrationen: Florian Gmach