Robert Bosch Stiftung: Gewinne für Gutes

Als der Fabrikant Robert Bosch 1942 an einer Ohrenentzündung starb, hatte er vorgesorgt: In seinem Testament legte er fest, dass sein Nachlass „die sittlichen, gesundheitlichen und geistigen Kräfte des Volkes“ stärken solle. Heute sitzt in seinem ehemaligen Wohnhaus, der edlen Villa Bosch in Stuttgart, die Robert Bosch Stiftung, gegründet aus seinem Vermögen. Der Stiftung gehört zu 92 Prozent der riesige Automobilzulieferer und Haushaltsgerätekonzern Robert Bosch GmbH. Mit ihrem Anteil am Gewinn, den das Unternehmen alljährlich ausschüttet, finanziert die Stiftung gemeinnützige Projekte. So wurde mit Boschs Geld schon Brustkrebs untersucht oder Demenz erforscht. Die Stiftung betreibt sogar ein eigenes medizinisches Forschungsinstitut. Sie vergibt auch Stipendien für Journalisten aus verschiedenen Ländern und unterstützt Schriftsteller. Nach eigener Aussage hat die Robert Bosch Stiftung seit ihrer Gründung 1964 mehr als 1,3 Milliarden Euro für wohltätige Projekte ausgegeben und ist damit die größte gemeinnützige Stiftung in Deutschland.

Bill & Melinda Gates Foundation: Die Allergrößten

Die Robert Bosch Stiftung ist groß – aber ein Knirps gegen die mit Abstand größte Privatstiftung der Welt. Die hat der Microsoft- Gründer Bill Gates zusammen mit seiner Frau Melinda im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Heute verwalten im futuristischen Bürogebäude der Bill & Melinda Gates Foundation in Seattle rund 1.400 Angestellte fast 34 Milliarden Euro. Dem vollen Geldspeicher entsprechend packt die Stiftung am liebsten die ganz großen Themen an: Sie will beispielsweise die Ernährung der Menschheit verbessern, die weltweite Armut bekämpfen und globale Krankheiten wie Malaria, Polio oder Aids besiegen. Bei der Weltgesundheitsorganisation ist die Stiftung der größte Spender. Bill Gates jettet derweil mit seiner Frau um die Welt und trifft Spitzenpolitiker wie die deutsche Bundeskanzlerin zum Gespräch. Aber der Primus stößt auch auf viel Kritik: Weil die Stiftung ihre Arbeit wie ein Unternehmen organisiert, also rein auf die effiziente Umsetzung ihrer Ziele aus ist, hat sie keine Hemmungen, dafür auch mit Konzernen wie dem umstrittenen Saatguthersteller Monsanto zu kooperieren. Zudem stellen Kritiker immer wieder die Frage, ob sich Privatleute in politische Felder einmischen sollen.

Azim Premji Foundation: Bildung für Indien

Bill Gates und der Großspender Warren Buffett haben 2010 die Kampagne „The Giving Pledge“ gestartet. Sie will insbesondere Wohlhabende dazu motivieren, den größten Teil ihres Vermögens für mildtätige Zwecke zu spenden. Der indische Magnat und Investor Azim Premji, dem sein ITDienstleister Wipro ein Privatvermögen von aktuell geschätzten gut 13,5 Milliarden Euro beschert hat, hat ebenfalls „The Giving Pledge“ unterzeichnet. Reich zu sein reize ihn nicht, sagte Premji und stattete seine Foundation mit 1,9 Milliarden Euro aus. Die Stiftung finanziert Programme zur Ausbildung indischer Lehrer und stattet Grundschulen in ländlichen Regionen, wo mangels Material oft kein Unterricht stattfinden kann, mit Tafeln, Tischen oder Büchern aus. Seit 2010 betreibt die Premji Foundation in Bangalore sogar eine eigene Universität, an der Studenten unter anderem Pädagogik, Verwaltungswissenschaften oder Biologie studieren können. Premjis großes Ziel: die Bildung in seinem riesigen Heimatland verbessern.

Siepmann-Stiftung: Es bleibt in der Familie

Stiftungen sind allerdings keineswegs immer dazu da, der Allgemeinheit Gutes zu tun. So hatte der Aldi-Gründer Karl Albrecht etwas anderes im Sinn, als er 1973 im oberbayerischen Eichenau die Siepmann- Stiftung gründete, benannt nach dem Mädchennamen seiner Mutter. Seine Stiftung fällt unter den Fachbegriff „privatnützig“, da nur Privatpersonen von ihr profitieren. Denn sie verwaltet das Vermögen des Aldi-Konzerns aus der südlichen Hälfte Deutschlands – inklusive der Konzernzentrale von Aldi Süd und circa 5.000 Aldi-Süd-Filialen weltweit. Zweck der Stiftung ist es, „die gemeinsamen Interessen der Angehörigen der Familie Albrecht zu wahren und zu fördern“. Als Albrecht 2014 mit 94 Jahren starb, hinterließ er geschätzte 20 Milliarden Euro – vermutlich der größte Nachlass, der je in Deutschland vererbt wurde. Durch die Stiftung haben seine Erben jedoch keine Chance, das ganze Geld zu verjubeln: Die Stiftung überweist ihnen lediglich Unterhalt, das Unternehmen bleibt in Stiftungshand. Karls Bruder Theo, 2010 gestorben, hielt es im Norden Deutschlands ebenso mit seiner Markus-Stiftung.

Stichting INGKA Foundation: Undurchschaubares Geflecht

Noch raffinierter ging der milliardenschwere Schwede Ingvar Kamprad vor, der ein riesiges Vermögen mit seinen Ikea-Möbelhäusern gemacht hat. Im Jahr 1982 hob er in den Niederlanden die Stichting INGKA Foundation aus der Taufe. Ursprünglich war es offizieller Zweck der Stiftung, „Innovationen auf dem Feld der Architektur und der Inneneinrichtung zu fördern und zu unterstützen“. Eigentlich aber ist sie Eigentümerin der meisten Ikea-Möbelhäuser und darum eine der reichsten Stiftungen weltweit. Genaue Zahlen? Gibt es nicht. Denn die Stiftung hilft Ikea – zusammen mit einem undurchschaubaren Geflecht aus weiteren Gesellschaften in Steuerparadiesen wie Luxemburg oder Liechtenstein –, Gewinne zu verlagern und Steuern zu vermeiden. Steuereffizienz sei schließlich „ein natürlicher Teil der Niedrigkostenkultur des Unternehmens“, erklärte Kamprad einst ungerührt. Nachdem es vor einigen Jahren Proteste hagelte, spendet die Stiftung inzwischen Geld für das Flüchtlingslager Dadaab in Kenia oder an verschiedene UN-Organisationen – und erspart dem Möbelkonzern nebenbei jedes Jahr einen Riesenhaufen an Steuern.