Zum Kreis der G20 gehören nicht nur die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, sondern auch die Europäische Union. Daher werden für die EU Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und  Ratspräsident Donald Tusk in Hamburg mit am Verhandlungstisch sitzen.

Wir als Vertretung der EU-Kommission in Deutschland bereiten das Treffen mit vor und sind vor Ort dabei. Das fängt bei  banalen Sachen an: Wir müssen unseren Delegierten und Dolmetschern Hotels suchen und ihnen die Wege am Veranstaltungsort weisen: Der Gipfel ist eng getaktet, da darf man unterwegs keine Zeit verlieren. Mich als Pressesprecher beschäftigt der G20-Gipfel seit März. Ich bereite die Pressekonferenz der beiden EU-Präsidenten zum Gipfelauftakt vor.

Vertreter aller 36 Delegationen werden vorab von den deutschen Gastgebern zu Ortsbegehungen eingeladen. Nicht alle gleichzeitig, sondern nacheinander in kleinen Gruppen.

Erklärt: der G20-Gipfel

Die Staats- und Regierungschefs von 20 Ländern treffen sich in Hamburg – das ist G20. Warum, wieso, weshalb? --> Hier gibt es das Wichtigste in Kürze

Im Frühjahr war ich zu einem ersten Besuch in Hamburg, damals waren die Messehallen leer, der Umbau hatte noch nicht begonnen. Beim zweiten Besuch im Juni waren die Zwischenwände für die Delegiertenräume eingezogen. Juncker und Tusk werden beim Gipfel nicht nur in der großen Runde der Staats- und Regierungschefs mitreden, sondern auch bilaterale Gespräche führen. Es wichtig zu wissen, wo wann welche Gespräche stattfinden – und wie man vor dort zum nächsten Termin kommt oder ins Medienzentrum, wo ich mit meinen Brüsseler Kollegen die Journalisten informieren werde.

Für mich ist es der erste G20-Gipfel. Vor zwei Jahren habe ich bereits den G7-Gipfel auf Schloss Elmau begleitet, das Treffen der sieben wichtigsten Industrieländer. Es war natürlich spannend für mich, die Staats- und Regierungschefs aus nächster Nähe zu erleben. Zu viel Schlaf kommt man nicht, das Adrenalin trägt einen durch diese 36 Stunden.

Im Vergleich zur G20 heute war der G7-Gipfel damals eine harmonische Veranstaltung: Der Kreis war kleiner und homogener, die Schnittmenge der Interessen größer, man kam leichter zu einem Ergebnis. Deswegen wird es sehr spannend, wie offen bei den G20 Kontroversen zum Beispiel mit den Präsidenten Trump, Putin und Erdogan zutage treten werden.

Viele Punkte klären die Unterhändler schon vor dem eigentlichen Treffen, sodass sich die Staats- und Regierungschefs auf die großen Themen konzentrieren können. Aus Elmau weiß ich: Unter den G7 wird sehr offen über echte Zukunftsfragen diskutiert. Diese Zeit für das persönliche Gespräch der wichtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt erscheint mir enorm wichtig und auch für die G20 kaum zu unterschätzen. Das rechtfertigt den Aufwand, der mit einem solchen Ereignis verbunden ist.


Es gibt drei offene Fragen, die der EU besonders wichtig sind: Können sich alle G20 zu einem klaren Bekenntnis zum Klimaschutz durchringen? Bleiben die G20 zusammen bei der Regulierung der Finanzmärkte? Und: Stehen die G20 weiter zu einem regelbasierten, offenen Handel oder werden einige der Versuchung nachgeben, ihre Märkte abzuschotten? Durch das Abkommen mit Japan will die EU ein klares Signal für Offenheit geben.

Die G20 dienen als Projektionsfläche für alle Formen der Globalisierungs- und Kapitalismuskritik – so wie ja oft auch die EU. Nicht jede Kritik halte ich für berechtigt. Es gibt Verlierer des weltweiten Handels, für die kann und muss die Politik mehr tun. Aber die Globalisierung hat hunderte Millionen Menschen aus der Armut gehoben. In Europa bringt uns jede Milliarde Euro mehr Handel mit der Welt etwa 14.000 neue Jobs. Daher hoffe ich, dass vom Gipfel ein Signal gegen Protektionismus ausgeht.

Nach der Finanzkrise 2008 haben die G20 gemeinsam das Finanzsystem stabilisiert und der Weltwirtschaft wieder auf die Beine geholfen. Das ist keine Kleinigkeit und hat – mal pathetisch ausgedrückt – für das Leben von Milliarden Menschen Schlimmeres verhindert. Globale Herausforderungen müssen die wichtigsten Staaten gemeinsam angehen, nicht gegeneinander, das sieht man auch im Kampf gegen den Klimawandel. Für mich ist klar: Die globale Zusammenarbeit wie unter den G20 ist Teil der Lösung – und nicht Teil des Problems. 

Fotos: Yana Wernicke