Als die Band Radiohead im Jahr 2008 auf Tournee ging, hatte sie auf ihrem Weg über den Atlantik nur zwölf antike Gitarren und ein bisschen Kram dabei. Was sie an Licht, Videound Bühnenausrüstung brauchte, war zweimal vorhanden: ein Set auf jeder Seite des Atlantiks. Das Soundsystem wurde in jedem Land, in dem sie auftrat, angemietet. Die Band wollte damit ein Zeichen gegen den Klimawandel setzen – schließlich produzieren Flugzeuge einen Haufen Treibhausgase – beim üblichen Transport von rund 20 Tonnen Ausrüstung. Bei den Auftritten benutzte Radiohead nur LED-Beleuchtung und nannte die ganze Konzertreise treffenderweise „Carbon neutral world tour“.

Die deutsche Band Seeed war noch radikaler: Sie ließ die Konzertveranstalter wissen, dass sie nur noch in Hallen auftrete, die mit Strom aus regenerativen Energiequellen betrieben werden. Die Ärzte wiederum glichen die Emissionen ihrer „Jazzfäst“-Tour durch Spenden für Aufforstungen aus, und die Popgruppe Black Eyed Peas wirbt lautstark für das Umweltprojekt »Green for all«.

Es scheint so, als habe die grüne Welle die Musikbranche voll erwischt. Zwar gefallen sich noch genügend Rapper darin, in benzinsaufenden Luxusautos durch ihre Videos zu fahren, aber die Musiker, die ihren Heldenstatus dazu benutzen, den Fans in Sachen Umweltbewusstsein ein Vorbild zu sein, nehmen eindeutig zu. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ träumt bereits davon, dass unter dem Einfluss der singenden Idole aus gleichgültigen Teenagern nun „Greenager“ werden. 

Die Musikindustrie ist im Vergleich zu anderen Industrien nicht unbedingt eine Öko-Horror-Show, aber auch sie produziert erkleckliche Mengen von CO2. Eine Studie der Oxford-Universität kam 2007 zu dem Ergebnis, dass Tonträgerproduktion und Konzerte in Großbritannien für 540.000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr verantwortlich sind, so viel wie eine Stadt mit 54.000 Einwohnern im Jahr erzeugt. In Deutschland hat sich mittlerweile die „Green Music Initiative“ gegründet, die gemeinsam mit Bands und Konzertveranstaltern etwas gegen die Erderwärmung unternehmen will und zum Downloaden von Musik rät – schließlich emittiert man für die Produktion einer einzigen CD etwa ein Kilo CO2. Schlechte Zeiten für die eh schon darbenden Plattenriesen – aber gute Zeiten für neue Töne.