Peter Judar ist ein hochgebildeter, erfolgreicher Finanzberater. Der 56-Jährige besuchte Privatschulen in Europa, studierte am Skidmore College in Upstate New York und anschließend an der London School of Economics. Heute lebt und arbeitet er in Los Angeles. Und er hat Donald Trump gewählt und unterstützt ihn nach wie vor als Präsidenten der USA.

Judar ist Mitglied der Republikaner. Er wirkt weltmännisch und bedächtig. Er hat auch schon mal die Demokraten gewählt, 2008 für Obama: „Ich glaubte an die Hoffnung und das Versprechen auf Veränderung“, sagt er. „Aber dann ist nichts passiert.“

Hauptmotivation: Abscheu vor Hillary Clinton

Letztes Jahr wählte er jedoch Trump – und zwar ohne jegliche Bedenken. Seine Hauptmotivation: Abscheu vor Hillary Clinton, die er als unaufrichtig, abgehoben und hinterhältig empfindet: „Ich hatte so meine Probleme mit Trump, aber die mit Hillary waren viel größer. Für mich repräsentiert sie alles, was falsch läuft im Establishment von Washington“, sagt Judar. Genau genommen hatte er das Gefühl, dass das auf beinahe alle Kandidaten der Demokraten und Republikaner zutraf. Deshalb wählte er Trump, den Geschäftsmann. Der, so dachte er, könnte das Bürokratiedickicht aufräumen – und zwar abseits des korrupten Zwei-Parteien-Systems. „Er hat keine Angst, die ganze Heuchelei auszusprechen.“

Judar hatte auch das Gefühl, dass es höchste Zeit wäre, dass die USA stärker von ihrer Macht Gebrauch machen, auch von ihrer militärischen, um die eigenen Interessen entschieden zu stärken. Bis heute ist er wütend, dass Obama zwar eine rote Linie in Syrien zog und versprach, dass die USA militärisch reagieren würden, sollten Assad und sein Regime chemische Waffen einsetzen – genau das dann aber nicht in die Tat umsetzte. Nur Spott hat er für Obama übrig, der damals sagte, der IS sei lediglich eine Schülermannschaft, und es dann zugelassen habe, dass die Terroristen in Syrien und dem Irak wüteten.

Trump, so Judar, hat da bislang eine robustere Außenpolitik verfolgt. Er habe die Nordkoreaner in die Schranken verwiesen und mehr Truppen nach Afghanistan geschickt. Zu Recht habe er auch darauf bestanden, dass die Europäer ihre Militärausgaben erhöhen. „Warum sollten die USA nach 70 Jahren immer noch für die europäischen Verteidigungsausgaben aufkommen?“, fragt er sich.

„Hier gibt es eine ausgeprägte Ethik des Individualismus“

Klar, Trumps Spielchen, sagt er, wie sein andauerndes Twittern, gingen ihm schon mal auf die Nerven. Aber er habe auch Direktiven unterschrieben, die die Bürokratie vereinfacht und einige von Obamas offenkundigen Fehlern beseitigt hätten, so Judar. Er zählt sich zu den rund 35 Prozent Amerikanern, die mit Trumps Amtsführung in den ersten zehn Monaten zufrieden sind.

„Was die Europäer nicht an den USA verstehen“, sagt er, „ist, dass die Amerikaner sich nicht vorschreiben lassen, was sie tun sollen. Jeder entscheidet für sich selbst.“ Zum Beispiel bei der Krankenversicherung und anderen Themen. „Hier gibt es eine ausgeprägte Ethik des Individualismus“, sagt Judar. Und die verkörpere Trump.

„Die“ Medien hätten Trump extrem unfair behandelt, findet Judar. Egal was er machte, immer schlugen sie auf ihn ein, ob er es verdiente oder nicht. Und das, sagt Judar, würde sich rächen: „Die Amerikaner werden das nicht dulden. Sie sehen, was passiert ist, die unfaire Berichterstattung, und sie werden reagieren. Seine Basis wird sich stur stellen. Und das ist der direkteste Weg für Trump in eine zweite Amtszeit.“

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Titelbild: Martin H. Simon/POOL/Redux/laif