„It’s exactly the same as the original game, but it’s pink & costs more”, zwitscherten die Macher des US-amerikanischen Kartenspiels „Cards Against Humanity” Mitte Juli auf Twitter und legten ein Werbefoto nach, bei dessen Anblick sich Simone de Beauvoir dreimal im Grab umdrehen würde:

 

Wer nicht ganz humorbefreit durchs Netz geht, ahnt aber schon: Das Ganze ist eine Parodie. Die beworbenen Vorzüge des Spiels – „Wir Ladys brauchen nur ein paar Minuten, um es zu verstehen. Die Karten sind weich und rutschen nicht aus der Hand“ – sind eine zutiefst sarkastische Kritik an Rollenklischees im Marketing. Der um fünf US-Dollar höhere Preis (im Vergleich zu der in Schwarz gehaltenen Originalversion) ist eine Anspielung auf die „Pink Tax“ – jenem Phänomen, dass speziell für Frauen vermarktete Produkte oft mehr kosten als die für Männer. Und nein, das liegt nicht an teuren rosa Farbpigmenten.

Von Rollenklischees lebt es sich gut

„Hersteller und Händler nutzen schamlos aus, dass Frauen bereit sind, mehr Geld für bestimmte Produkte auszugeben“, sagte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, nachdem diese 2015 Preisdifferenzen untersucht hatte. Das Ergebnis, zu dem auch eine breit angelegte US-Studie kam: Für etliche Dienstleistungen und Produkte, besonders für jene der Körperpflege, wird Frauen mehr Geld abgeknöpft – zum Teil bis zu 100 Prozent mehr. „Gender Pricing“ nennen Marketingexperten diese Praxis, die mancherorts, zum Beispiel in Österreich, New York und Kalifornien (hier zumindest Dienstleistungen betreffend), verboten ist.

Die Vermarktung von auf vermeintlich unterschiedliche Bedürfnisse zugeschnittenen Frauen- und Männerprodukten hinterlässt ihre Spuren aber nicht nur im Portemonnaie. Gender-Marketing erinnert die Konsumenten ständig daran, dass sie ein Geschlecht besitzen – und zwar in Momenten, in denen dieses gar keine Rolle spielen sollte, zum Beispiel beim Kauf von Essiggurken, Leuchtgloben oder Klopapier. Damit, das befürchten Kritiker, werden Stereotype zementiert: Männer (-Produkte) sind hart, stark und simpel, Frauen (-Produkte) sensibel, verspielt und teuer.

Der Erlös aus dem Verkauf der Sonderausführung von „Cards Against Humanity“ geht an Emily’s List, eine Initiative, die Kandidatinnen der Demokratischen Partei unterstützt. Schon in den vergangenen Jahren haben die Entwickler des unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlichten Spiels (die Karten können heruntergeladen und verändert, nicht aber weiterverkauft werden) immer wieder mit absurd anmutenden Aktionen – etwa dem Verkauf von Kot – Geld gesammelt, um Organisationen oder Gruppen finanziell zu helfen.

Das Spiel selbst ist dabei wenig tugendhaft: Bei dem Frage- und Antwortspiel müssen die Spielerinnen Lücken in einer Aussage mit zur Verfügung stehenden Wörtern oder Phrasen befüllen. Dass dabei anstößige bis zutiefst beleidigende Statements entstehen, findet die große Fangemeinschaft lustig, andere geschmacklos.

Die pinke Frauenversion jedenfalls weckte im Netz großes Interesse. Auch wenn nicht alle darüber lachen konnten...

...und manche Konsumentinnen noch Zweifel an der Ausstattung hegten...

...reagierten die meisten Nutzer auf die Sonderedition doch recht euphorisch:

Titelbild: Cards Against Humanity