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Große Geschenke erhalten die Freundschaft

Wir entstauben fünf symbolträchtige Präsente der Staatsdiplomatie und erklären, was es mit ihnen auf sich hat

Foto: picture alliance / dpa

Pandabär oder Krummdolch, Luxusuhr oder Inlineskates? Politiker wählen mit großer Sorgfalt aus, was sie einander bei offiziellen Besuchen mitbringen. Die Übergabe zwischen den Staats- und Regierungschefs ist dabei oft rein symbolisch: In Deutschland und den USA etwa dürfen Politiker ihre Präsente gar nicht behalten. Die Mitbringsel aus dem Bundeskanzleramt werden regelmäßig versteigert. Zu Weihnachten 2019 konnte man zum Beispiel für die Herrenuhr aus der limitierten Edition „Kuwait“ mitbieten zum Preis von mindestens 1.000 Euro. Auch Krummdolche aus dem Oman wurden schon angeboten. Wir zeigen, was die Staatskasse sonst noch so aufbesserte – und wer Riesenechsen einem Blumenstrauß vorzog.

 

Der erste Bundeshäuptling Deutschlands? Karl-May-Fan Konrad Adenauer

Was? Federschmuck

Wann? 1956

Von wem für wen? Von indigenen Völkern in Wisconsin für Bundeskanzler Konrad Adenauer

Warum? Weil es auf Fotos was hermachte

Ehrendoktor in Yale, Ehrendoktor in Milwaukee, dazu ein kurzes Treffen mit dem US-Präsidenten: Über zu wenig Anerkennung konnte sich Bundeskanzler Konrad Adenauer auf seiner Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika 1956 nicht beklagen. Eine besondere Geste für Adenauer (der großer Karl-May-Fan gewesen sein soll) war aber womöglich die Aufnahme in die „Consolidated tribes of American Indians“ von Milwaukee, Wisconsin. Mit deren Häuptling Morris Wheelock rauchte er die „Friedenspfeife“, was von vielen Medien als große Ehre interpretiert wurde. Das Foto vom „Alten Häuptling“ Adenauer ging damals um die Welt. Heute – Stichwort „kulturelle Aneignung“ – würde ein solches Foto womöglich anders diskutiert werden. Zumindest dann, wenn der Stamm bei der Verleihung des Kopfschmucks kein echtes Mitspracherecht hatte.

Was? Sturmgewehr „Kalaschnikow“

Wann? 2015

Von wem für wen? Von Russlands Präsident Wladimir Putin für Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi

Warum? Bromance zwischen autoritären Herrschern

Mehr als 70 Millionen Exemplare des Sturmgewehrs „Kalaschnikow“ wurden seit den 1940ern produziert. Geschossen wurde damit seither in unzähligen Konflikten und Kriegen fast überall auf der Welt. Die Taliban in Afghanistan nutzen das leicht zu erwerbende Sturmgewehr aus russischer Entwicklung ebenso wie Guerillatruppen in Kolumbien.

 

Auf seiner Reise nach Ägypten im Jahr 2015 brachte Russlands Präsident Wladimir Putin dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi ein Exemplar mit. Es war ein Symbol für die Loyalität und die Geschäfte zwischen den zwei Ländern: Russland lieferte damals massenhaft Waffen nach Ägypten – während die USA nach dem Militärputsch 2013 mit ihrer Unterstützung zögerlicher geworden waren, denn unter der Führung von al-Sisi wurden Hunderte von Menschen ermordet.

2006 überreichte Putin Merkel einen Plüschhund –vielleicht um ihr zu zeigen: Wir kennen deine Schwächen 

Was? Ein Stoffhund

Wann? 2006

Von wem für wen? Von Russlands Präsident Wladimir Putin für Bundeskanzlerin Angela Merkel

Warum? Demonstration von Stärke

Das Wort „Kompromat“ kommt aus dem Russischen, im KGB-Jargon stand es für Informationen, die eine Person erpressbar machen. Vielleicht erinnerte sich ja im Jahr 2006 Wladimir Putin, ehemaliger KGB-Agent und heutiger russischer Präsident, an das, was er einst im Geheimdienst gelernt hat. Denn warum überreichte er Angela Merkel bei ihrem Antrittsbesuch in Moskau einen schwarz-weißen Plüschhund? Vielleicht um ihr zu zeigen: Wir kennen deine Schwächen. Merkel wurde 1995 beim Fahrradfahren von einem Jagdhund ins Knie gebissen. Seither hat sie eine „gewisse Sorge“ vor Hunden, wie sie selbst sagt. Nur ein Jahr nach dem scheinbar harmlosen Geschenk wollte Putin ihr dann mit einem echten Labrador eine Freude machen – so jedenfalls erklärte er es später. Bei Merkels Besuch in Sotschi 2007 tapste Putins Hund Koni zur Kanzlerin und beschnupperte sie, auch am Knie. Merkels Miene gefror, Putin lächelte. Sie habe sich tapfer bemüht, „Richtung Putin zu gucken und nicht Richtung Hund“, sagte Merkel später.

Was? Komodowaran

Wann? 1990

Von wem für wen? Von Indonesiens Präsident Suharto für US-Präsident George H. W. Bush

Warum? Weil nur er es kann (die Riesenechsen gibt es nur in Indonesien)

Fast drei Meter lang, rund 90 Kilo schwer, scharfe Zähne und giftiger Speichel: Allein von diesem Steckbrief her wäre ein Komodowaran ein wertvoller Mitarbeiter des Secret Service. Das war aber wohl nicht der Grund, warum Indonesiens diktatorischer Präsident Suharto, der in seinen Tagen als General für die Ermordung Hunderttausender Menschen verantwortlich war, seinem US-Amtskollegen George Bush eine solche Riesenechse schenkte.

Er dürfte dabei vor allem die guten Handelskontakte zu den USA im Blick gehabt haben. Das Reptil namens Naga war scheu gegenüber Menschen, so wie alle seine Artgenossen. Bush spendete Naga dem Zoo von Cincinnati, wo es in Gesellschaft der Kodomowaran-Dame Sabat heranwuchs und 32 Nachkommen seiner gefährdeten Art hinterließ.

Das nennt man mal Recycling: Der „Resolute Desk“ im Weißen Haus war früher ein Schiff

Was? Schwerer Eichenschreibtisch

Wann? 1880

Von wem für wen? Von Queen Victoria für US-Präsident Rutherford B. Hayes

Warum? Zeichen des Friedens

Die schönsten Präsente sind die, von denen man lange zehrt. Dazu gehört sicherlich der „Resolute Desk“ im Weißen Haus. 140 Jahre nach der Schenkung schmückt der Schreibtisch noch immer das Oval Office des US-Präsidenten. Ursprünglich war der rund 500 Kilo schwere Tisch als ein Friedensgeschenk gedacht. Mitte des 19. Jahrhunderts stritten die Vereinigten Staaten und Großbritannien um Gebiete in Nordamerika. 1855 fand dann ein US-amerikanischer Walfänger ein verschollenes britisches Segelschiff namens „HMS Resolute“ in der Arktis. Das Schiff wurde geborgen und den erfreuten Briten übergeben. Aus den alten Holzbohlen zimmerte ein Schreiner anschließend den Tisch für die US-Amerikaner. Queen Victoria ließ das Möbelstück 1880 dem damaligen US-Präsidenten Rutherford B. Hayes per Schiff zukommen. Persönlich begegnet sind Victoria und Rutherford sich nie.

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.