Guacamole-Fans und alle, die ihre Instagram-Follower gerne mit Frühstücksbildern ihres fotogenen Avocado-Toasts beglücken, müssen jetzt sehr, sehr stark sein: Avocados mögen zwar #cleaneating-kompatibel, voller gesunder Fette und extrem lecker sein. Ökologische Karma-Punkte sammelt man mit ihnen allerdings wohl nicht: Der international gesteigerte Appetit auf Avocados trägt womöglich zur Abholzung mexikanischer Kiefernwälder bei.
Denn dort, wo die Kiefern wachsen, in den Bergen des mexikanischen Bundesstaats Michoacán, gedeihen auch Avocado-Bäume prächtig. In diesen Wäldern entstehen daher illegale Avocado-Gärten, für die die Kiefern weichen müssen: Arme Bauern legen die Gärten an, weil sie mit dem Anbau der Frucht mehr Geld verdienen können als mit anderen Pflanzen. Die Avocado, insbesondere die beliebte Sorte „Hass“, gilt in Michoacán als „oro verde“: grünes Gold.
Die Schäden sind nicht unbedingt sichtbar
Zwar würden die Bauern nicht immer sichtbar den Wald abholzen, da die Avocados auch unter den Kiefern verdeckt wachsen würden, sagte der Wissenschaftler Mario Tapia Vargas von Mexikos Nationalinstitut für Forschung zu Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Fischerei der Nachrichtenagentur „Associated Press“. Er fürchtet allerdings: „Früher oder später werden sie die Kiefern komplett abholzen.“
Wenn anstelle von Kiefern Avocado-Bäume wachsen, kann das problematische Folgen haben: Die Avocado-Bäume sind durstige Pflanzen, sie trinken, vereinfacht gesagt, anderen Pflanzen und Tieren in der Region das Wasser weg. Außerdem – ein nicht auf Michoacán beschränktes Problem – kommen beim Avocado-Anbau Chemikalien zum Einsatz. Diese könnten der Umwelt und den Menschen in der Region schaden, warnt Greenpeace Mexiko. Für Verpackung und Transport der Avocados würden zudem große Mengen Holz benötigt. Ganz besonders könnte ein Schmetterling unter der Ausdünnung der Kiefernwälder leiden: der Monarchfalter, der in den Wäldern von Michoacán überwintert.
Am gesteigerten Appetit auf Avocados verdient auch ein mexikanisches Kartell mit
Wer sich dennoch nicht die Avocado vom Toast nehmen lassen will, der sollte am besten auch nicht weiterlesen: Denn am Handel mit mexikanischen Avocados verdient auch das organisierte Verbrechen mit. Die hohen Gewinne, die sich mit Avocados erzielen lassen, haben dazu geführt, dass die „Tempelritter“, ein mexikanisches Kartell, ins Geschäft eingestiegen sind und es immer stärker kontrollieren. Laut „Wall Street Journal“ kassiert das Kartell beim Verkauf von Düngern und Pestiziden und verlangt für jede Kiste Avocados, die verladen wird, eine Gebühr.
Die Nachfrage nach Avocados ist derzeit so hoch wie nie zuvor. In Deutschland hat sich der Avocado-Konsum seit 2008 mehr als verdoppelt. In den USA, Hauptimporteur der mexikanischen Avocadoernte, hat sich der Verkauf innerhalb von 15 Jahren sogar vervierfacht. Mexikanische Avocados werden allerdings auch in die EU importiert.
Titelbild: David Dörrast