Einen Tag bevor der Nizza-Attentäter mit einem Lkw 84 Menschen tötete, lief in den französischen Kinos der Actionfilm „Bastille Day“ an. Darin gerät ein US-Amerikaner ins Visier der Geheimdienste, nachdem eine von ihm zurückgelassene Tasche in Paris explodiert und vier Menschen tötet. Als klar wird, dass der mutmaßliche Attentäter in Wirklichkeit nur ein Taschendieb ist, versucht ein CIA-Agent mit dessen Hilfe die wahren Täter zu schnappen. Es folgen Verfolgungsjagden, Übergriffe, Verschwörungen, Korruption – eben alles, was von einem fiktiven Actionfilm erwartet wird.

Doch der dargestellte Terror – und das konnten die Produzenten 2012, als das Drehbuch geschrieben wurde, noch nicht ahnen – erscheint im Sommer 2016 allzu real. So real, dass einem vor dem Hintergrund der Terroranschläge von Paris (13. November 2015) und Nizza wohl alle Freude am Film vergehen dürfte.

„Dieses Jahr sind sie das Feuerwerk“

„Das hier ist nicht Bagdad. Das ist Paris. Da wird nicht einfach auf offener Straße herumgeballert“, heißt es an einer Stelle des britisch-amerikanisch-französischen Streifens. Und auch die (mittlerweile zurückgezogenen) Plakate mit der Aufschrift „Dieses Jahr sind sie das Feuerwerk“ stoßen bitter auf. Schließlich raste der Nizza-Attentäter in eine Menschenmenge, die kurz zuvor das traditionelle Feuerwerk zu Ehren des Nationalfeiertags bestaunte.

Aus Respekt vor den Opfern und ihren Familien setzte der Filmverleih Studiocanal den Film nun in Frankreich ab. Er passe nicht in die Stimmung, in der sich das Land im Moment befinde, heißt es vom Verleih. Schon nach dem Attentat von Paris entschied sich Studiocanal dafür, die Werbetrommeln für „Bastille Day“ nur mehr sachte zu rühren.

Wer es trotzdem geschmackstechnisch fragwürdig findet, dass man ausgerechnet zum französischen Nationalfeiertag einen Film über Terror in die Kinos bringt: Der Titel „Bastille Day“ bezieht sich natürlich auf den 14. Juli 1789 und den Sturm auf die Bastille. Dieser wurde zum Symbol für die Französische Revolution und schließlich auch für die Demokratie – die die Attentäter im Film übrigens nicht erschüttern können.

In den deutschen Kinos gibt es den Film von Regisseur James Watkins seit dem 23. Juni uneingeschränkt zu sehen.

Foto: © Studiocanal