Alternative Fakten
Sean Spicer, der damalige Sprecher des Weißen Hauses, hatte 2017 verkündet, noch nie seien so viele Menschen bei einer Amtseinführung gewesen wie bei der von Donald Trump – doch das wurde umgehend anhand von Fotos als Lüge entlarvt. Trumps Beraterin Kellyanne Conway verteidigte Sean Spicer: Er habe alternative Fakten dargestellt. Später wurde der Begriff zum Unwort des Jahres 2017 gewählt. Die Jury: „Die Bezeichnung ist der verschleiernde und irreführende Ausdruck für den Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen.“
Debunking
Bedeutet so viel wie „entlarven“. Der Begriff hat sich inzwischen für die Praxis eingebürgert, im Netz falsche Informationen aufzudecken. Der Physiker John Cook und der Psychologe Stephan Lewandowsky haben das „Debunking Handbook“ geschrieben. In dem kurzen Leitfaden zeigen sie am Beispiel der Klimadebatte, wie Gerüchte ausgeräumt und Falschaussagen korrigiert werden können.
Lügenpresse
Kampfbegriff, mit dem Medien auf polemische Weise herabgewürdigt werden. Dahinter steckt der Vorwurf, die Medien seien gesteuert und informierten nicht richtig über eine bestimmte Sache. Der Begriff wurde schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts verwendet und unter anderem auch im Ersten Weltkrieg von der Obersten Heeresleitung des Deutschen Reichs eingesetzt, um die Propaganda der Feindmächte zu stigmatisieren. Auch im Nationalsozialismus wurde das Wort verwendet, um abzuwerten, was im Ausland berichtet wurde. Heute ist der Terminus in rechts- und linksextremen Kreisen beliebt, um den politischen Gegner zu stigmatisieren und auszugrenzen. Vor allem seit den rechtspopulistischen PEGIDA-Demonstrationen hatte er in den vergangenen Jahren Konjunktur und kehrte so in die öffentliche Wahrnehmung zurück.
Verschwörungstheorie
Aus einer oft paranoiden Weltsicht heraus wollen ihre Anhänger die gesellschaftliche Realität durch angebliche Verschwörungen erklären: das konspirative Zusammenwirken elitärer Gruppen, die ihre bösartigen Ziele verfolgen und die Mehrheit knechten wollen. Besonders in Krisenzeiten haben Verschwörungstheorien Konjunktur, weil sie komplexe Zusammenhänge simpel erklären, Feindbilder bedienen und Sündenböcke finden. „Theorien“, also wissenschaftliche Erklärungen, sind sie jedoch nicht. Besser passt daher der Begriff Verschwörungsideologien.
Postfaktisch
Es heißt heute manchmal, dass wir in einem „postfaktischen Zeitalter“ leben. Gemeint ist damit die Tendenz von Teilen der Öffentlichkeit, in politischen Debatten weniger mit beweisbaren Fakten zu argumentieren und lieber subjektive Erfahrungen, Gefühle und den eigenen Glauben als Grundlage der Argumentation zu betrachten. Verzerrungen und Lügen werden von politischen Propagandisten bewusst eingesetzt, um die Vorurteile ihrer Anhänger zu bedienen. Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass es in ideologischen Diskussionen noch nie so genau genommen wurde mit der Wahrheit – und unbequeme Tatsachen immer schon gern einfach abgestritten wurden.
Hoax
Bedeutet eigentlich Jux oder Scherz – oft mit dem Zweck, jemanden hinters Licht zu führen. Heute auch gebräuchlich für Falschmeldungen, die per E-Mail, WhatsApp oder andere Messengerdienste verbreitet werden. Sie geben vor, von vertrauenswürdigen Absendern zu kommen, und fordern ihre Empfänger auf, die Nachricht an möglichst viele Freunde weiterzuleiten. In der Anfangszeit des World Wide Web ging es dabei oft um Warnungen vor Computerviren. Heute ist beispielsweise auch eine wahre Flut von Hoaxes im Umlauf, die Fehlinformationen und unsinnige Tipps zum Thema Corona unters Volk bringen.
Fake News
Gefälschte Nachrichten, die in Umlauf gebracht werden, um die öffentliche Meinung zu manipulieren, sind kein neues Phänomen. Aber das Internet und insbesondere die Sozialen Medien bieten heute die Möglichkeit, Falschmeldungen mit nie dagewesener Geschwindigkeit und Reichweite zu verbreiten (siehe Interview ab Seite 20). Und das machen sich zunehmend populistische Politiker zunutze. Seither spricht man von Fake News. Mittlerweile wird diese Bezeichnung oft als Kampfbegriff verwendet, um faktenbezogene Argumente des politischen Gegners herabzuwürdigen (siehe „Postfaktisch“). „Fake“ ist dann immer, was der andere sagt. Viele sehen die Gefahr, dass dadurch nicht nur der Wahrheitsbegriff Schaden nimmt, sondern auch das für den gesellschaftlichen Zusammenhalt nötige Vertrauen.