Im Nordirak ist die Auswahl an Couchsurfing-Gastgebern eher begrenzt. Umso mehr freue ich mich, Aram gefunden zu haben. Besonders sympathisch ist mir, dass er sich auf seinem Profil als Mitarbeiter einer Nichtregierungsorganisation beschreibt. Dass das ein Irrtum ist, stellt er direkt nach meiner nächtlichen Ankunft in seinem Haus in Erbil klar. Stattdessen sei er inzwischen Ölmanager. „Bringt mehr Geld“, meint er.
In den folgenden Tagen zeigt mir Aram exklusive Bars, in denen Amerikaner und Westeuropäer mit Dollars bezahlen, er stellt mir seine Freunde vor, die bei UPS und McDonald’s arbeiten und nach dem Abzug der amerikanischen Armee den westlichen Einfluss sichern. Außerdem trinkt er eine ganze Menge Bier, während er mich in seinem Jeep herumkutschiert.
Weil ich auf die Reise nur wenig Bargeld mitgenommen habe, die Bankautomaten in Erbils Innenstadt außer Betrieb sind und ich dementsprechend blank bin, zahlt Aram nicht nur für mein Essen und meine Drinks, sondern schließlich auch mein Busticket in die Türkei.
Eine Referenz auf meinem Couchsurfing-Profil hinterlässt er mir dann aber nicht.
Arne Semsrott kennt keine Berührungsängste mit anderen Kulturen. Er hat zeitweise in der Türkei studiert und ist ständig unterwegs. Im dritten Teil von „Abenteuer Couchsurfing“ ging er auf einem Filmfestival in Sarajevo verloren, im fünften Teil findet er im Libanon eine äußerst übersichtlich eingerichtete Wohnung vor.