Wie sind Sie zu Ihrem Eigentum gekommen?
Nachdem ich etwa zehn Jahre in einer Hamburger Textilfirma gearbeitet hatte, vermachte mir der Inhaber die Firma und gab mir Startkapital. Das war so, als ob ein Gummiband gerissen wäre, das mich festgehalten hatte und jetzt in die Welt katapultierte. Ich konnte machen, was ich wollte. Ich bin sehr viel gereist, vor allem nach China. Den Chinesen konnte ich in den 60er-Jahren jeden Preis für ihre Textilien bieten, die hatten noch keine Erfahrung damit, wie die Preise in Wirklichkeit sind. In Afrika kriegte ich auch die Preise, die ich wollte. Ich kaufte immer in Fremdwährungen ein, die an Wert verloren, während die D-Mark immer weiter aufgewertet wurde. Dadurch sind die Gewinne in die Höhen geschossen. Bei mir war allerdings nie Gier im Spiel, schon als Angestellter hat mich Geld eigentlich nicht interessiert. Mir ging es vielmehr um ein geschicktes Spielen mit Zahlen – das Geld ist dabei immer mir hinterhergelaufen, nicht umgekehrt.
Bedeutet es Ihnen prinzipiell etwas, Dinge irgendeiner Art zu besitzen?
Ich habe keinen Führerschein, Autos sammele ich also schon mal nicht. Pferde züchte ich auch nicht – so was bedeutet mir nichts. Das Einzige, was mir wirklich immer sehr wichtig war, ist das Reisen. Das hätte ich aber vielleicht auch ohne großes Eigentum gekonnt.
Kann Eigentum auch belasten?
Ich sehe mich noch mit vierzehn den lieben Gott darum bitten, mir ein einfaches Leben zu bescheren: mit einer einzigen Frau, einer normalen Arbeit und ohne Eigentum, das ich verteidigen muss. Der liebe Gott wollte es mir dann so richtig zeigen, und hat mir drei Ehen, sechs Kinder, einen anstrengenden Beruf und viel Geld gegeben. Das hat mir schon manchmal Angst gemacht, es vielleicht wieder zu verlieren.
Auf welchen Teil Ihres Besitzes sind Sie am stolzesten?
Ich glaube, meiner Eitelkeit schmeichelt es schon, dass wir seit 1972 in Hamburg an der Alster wohnen, der besten Adresse in Hamburg. Ansonsten sind mir meine Häuser in der Bretagne und in England am wichtigsten – vor allem, weil ich an meine Kinder und deren Kinder denke. Für die sind die Häuser eine gute Anlage.
Wie oft am Tag überprüfen Sie Ihren Kontostand?
Nie, ich weiß den mehr oder weniger aus dem Kopf.
Hat Sie jemals jemand dazu nötigen wollen, sich für Ihr Eigentum zu rechtfertigen?
Manchmal habe ich gemerkt, dass mir das Eigentum nicht gegönnt wird, weil jemand sich selbst für mindestens genauso klug gehalten hat wie mich, aber weniger hatte. Dabei habe ich immer wieder betont, wie viel Glück bei mir in jeder Lebensphase im Spiel gewesen ist.
Legen Sie Wert auf Wohltätigkeit?
Wenn es um ein gezieltes Anliegen geht, wie zum Beispiel, dass der Eppendorfer Kirchturm einen neuen Scheinwerfer braucht oder die Schule meiner Kinder eine neue Aula – dann ja. Da habe ich dann geklotzt, weil im Förderverein ansonsten nur Kleckerbeträge zusammenkamen. Aber anonym zu spenden habe ich aufgegeben.
Fanden Sie jemals die Vorstellung attraktiv, dass alle Menschen in einer Gesellschaft ungefähr gleich viel besitzen könnten oder gar sollten?
Nein, nie. Für mich ist es so, dass wir alle verschieden sein sollten. Ohne Reibung in einer Gesellschaft wäre es langweilig. Ich hab natürlich gut reden, weil ich auf der Sonnenseite sitze – aber Sie haben mich gefragt.
Wie haben Sie versucht, Ihren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Eigentum beizubringen? Hat es Ihrer Meinung nach funktioniert?
Asche auf mein Haupt. Meine Söhne aus erster Ehe können das ganz gut, da hatte ich aber noch kein Geld. Meine anderen Kinder habe ich furchtbar verwöhnt, ich wollte ja auch beliebt sein bei denen, weil ich sie allein aufziehen musste. Charakterlich sind die aber trotzdem eins a.