Bei aller Propaganda gegen den Klassenfeind: Das Geld aus dem Westen nahm man gern. Ausgerechnet der damalige bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß vermittelte der DDR 1983 und 1984 zwei Kredite im Umfang von fast zwei Milliarden DM. Aber auch das war angesichts der Verschuldung der DDR, die zwischen 1981 und 1989 zwischen 15 und 20 Milliarden DM lag, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie konnte es zu diesem Beinahebankrott kommen? Der Wirtschaft der DDR lagen strenge Planvorgaben zugrunde– für die Arbeiter gab es eine feste Norm, für die Konsumenten absolute Preisbindung. Es gab keine Festlegung auf ein System von Angebot und Nachfrage, das eine freie Marktwirtschaft stark bestimmt – mit den entsprechenden Folgen. Den Arbeitern und Geschäftsführern fehlte in diesem bürokratisierten System jede Eigenverantwortung. Die Waren, die von oben zugeteilt wurden, kamen oft an der falschen Stelle oder gar nicht an. Hinzu kam eine veraltete Industrieausrüstung und steigende Rohöl- und Rohstoffpreise.Als die selbst in eine ökonomische Schieflage geratene Sowjetunion ihre Öllieferungen 1981 um 19 auf 17 Millionen Tonnen kürzte, wirkte sich das auf die DDR fatal aus. Zudem verursachten sozialpolitische Leistungen wie günstiger Wohnraum oder Kindesbetreuungenorme Kosten. Der Export hochwertiger Produkte sollte Devisen ins Land bringen, sorgte aber vor allem für einen Mangel im eigenen Land. Mal fehlten Durchlauferhitzer, dannwieder Schreibmaschinen oder Lederschuhe und Knäckebrot. Immer hatte der DDR-Bürger einen Beutel in der Tasche, falls es doch irgendwo Seltenheiten wie Bananen oder Orangen gab. Wohl daher konnte die Banane nach der Wende zu einem Symbol für den neuen Wohlstand werden.

Die Arbeiter frustrierte es außerdem, dass ihre Produkte zunehmend in den »Westen« gingen. Andererseits ließ man westdeutsche Marken wie Nivea oder Salamander-Schuhe zu Billiglöhnen in der DDR produzieren – gegen einen Teil der produzierten Produkte. Zu einem regelrechten Faktor des Finanzhaushalts wurde auch der Verkauf von Menschen: Über 33.000 Menschen kaufte die BRD aus Gefängnissen frei – je schlechter es der DDR ging, desto höher war der Preis: Kurz vor der Wende kostete ein Mensch 90.000 DM. Wer über DM verfügte, konnte in den sogenannten Intershops einkaufen, in denen es Waren gab, die in den normalen Läden fehlten. So wurde aus der vorgeblich klassenlosen Gesellschaft doch wieder ein System mit unterschiedlichen Privilegien.