Mit dem Arabischen Frühling und dem Sturz Mubaraks keimte die Hoffnung auf in der Metal-Szene, die Dinge könnten wieder so werden, wie sie Anfang der 90er-Jahre in Ägypten gewesen waren.
Damals war die Religiosität, die das Land heute prägt, noch nicht so verbreitet. Ägypten war bekannt für seinen Humor, in Kairo auf den Straßen sah man viele Frauen ohne Kopftuch, die Sinai-Halbinsel war weltweit bekannt für Strandurlaub und nicht für die „Provinz Sinai“ des „Kalifats“, in dem der Staat fast keine Macht mehr hat und Islamisten Soldaten töten.
Kairo wurde in der Region bekannt für seine Metal-Szene. Klein, aber sehr weit vorn. Lange ging das nicht gut. Die
jungen Menschen mit den langen Haaren, den Tattoos und den martialischen
T-Shirts lösten erst Verwirrung und schnell Sorge und Angst aus. Dann kam der Herbst 1997: Nach einem Konzert im Kairoer Baron’s Palace, einer verlassenen alten Villa, die der Treffpunkt der Szene war, griff die Polizei hart durch und nahm mehr als 100 Menschen fest. Jugendliche Besucher, die schon zu Hause waren, wurden aus ihren Betten geholt. 13-Jährige wurden verhaftet, manche über einen Monat festgehalten. Wer Pech hatte, landete sogar im berüchtigten Tora-Gefängnis der Stadt. Die Presse verkündete nach der Razzia, die Villa sei voll von Tätowierten gewesen, die den Teufel anbeteten und Orgien feierten.
Nach diesem Schlag verschwand die Szene tief im Untergrund, infiziert mit einer Angst, die sie nach wie vor verfolgt. Der Vorwurf der Teufelsanbetung begleitet die Metalheads in Ägypten bis heute. Auch Anfang dieses Jahres, als Vorbote eines Konzertes, eilte er wieder durch die ägyptische Presse.