Gleichheit ist aus der Mode gekommen und doch auf der Tagesordnung. Ihre Gegner bringen sofort das Argument der Gleichmacherei ins Spiel. Die droht aber heute weniger im politischen Raum, sie ist eher eine Tendenz der globalen Verwertungsketten des Kapitals selbst. An die Stellen realer Erfahrungen und ihrer sich auch politisch formulierenden Kämpfe setzen sich die Marketingmaschinen mit ihren Versprechungen von Differenzgewinnen à la carte. Der immanente Nihilismus des Kapitals (Profit ist Profit ist Profit) wird zum öffentlichen Hamsterrad leerer Individualität. Gleichzeitig sind die Ränder und Risse der für unsere westlichen Gesellschaften eigentlich grundlegenden politischen und rechtlichen Gleichheitsregimes unverkennbar. Wenn soziale Herkunft wieder zum Schicksal wird, ist das ein permanenter politischer Skandal und die Forderung nach Chancengleichheit eine drängende soziale Frage. Ob Gleichheit vor dem Gesetz, gleiche Bildungschancen für alle – auch hier sind manche gleicher. Das ist so, muss aber nicht so bleiben. Es gibt Bewegungen gegen diesen neuen Feudalismus der sozialen Abstammung. Sei es in Schulen wie der in Waldau, Stadtvierteln wie in Gorbitz oder bei Initiativen wie der „Bewegungsstiftung“. Wenn die Würde des Menschen wirklich unantastbar sein soll, ist die Frage der notwendigen Gleichheit immer schon gestellt.
Editorial
Es lebe der Unterschied? Das Gleichheits-Heft
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