Die Wüste lebt, oder auch nicht – Angst vor Dürren in Ägypten

Es hört sich an wie ein Drehbuch des Katastrophenfilmregisseurs Roland Emmerich: Erst wurde das Wasser vergiftet, dann kamen Dürreperioden, dann Schwärme von Insekten, dann der Tod. Die Furcht vor Naturkatastrophen war im alten Ägypten so groß, dass wir noch heute in der Heiligen Schrift davon lesen können. Die zehn Plagen, die in der Bibel im 2. Buch Mose beschrieben werden, fanden wohl tatsächlich statt – und brannten sich tief in das kollektive Gedächtnis der Ägypter ein. Im 17. Jahrhundert v. Chr. löste vermutlich ein Vulkanausbruch die regionale Apokalypse aus. Das Wüstenland war und ist vom Nil abhängig, dem Fluss, der das Land von Süden nach Norden durchfließt, bevor er ins Mittelmeer mündet. „Ägypten ist ein Geschenk des Nils“, schrieb der griechische Historiker Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr. Und wehe, wenn der Strom versiegt. Die Furcht vor der Dürre besteht sogar bis heute. Im Jahr 2013 drohte der damalige Präsident Mohammed Mursi dem weiter südlich gelegenen Äthiopien indirekt mit Krieg: Denn dort plante man den Bau eines großen Nilstaudamms, der Ägypten das Wasser zum Teil abdrehen würde.

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Für Karl Marx war er der Inbegriff des Arbeiters, der seine Ketten sprengt: Spartakus, der berühmte römische Sklave, zettelte einen der größten Aufstände im alten Rom an. Schlecht bewaffnet floh er im Jahr 73 v. Chr. mit rund 70 weiteren Männern aus einer (Illustration: Daniel le Bon)

Für Karl Marx war er der Inbegriff des Arbeiters, der seine Ketten sprengt: Spartakus, der berühmte römische Sklave, zettelte einen der größten Aufstände im alten Rom an. Schlecht bewaffnet floh er im Jahr 73 v. Chr. mit rund 70 weiteren Männern aus einer

(Illustration: Daniel le Bon)

Brüder, zum Tiber, zur Freiheit! – Angst vor Sklavenaufständen in Rom

Für Karl Marx war er der Inbegriff des Arbeiters, der seine Ketten sprengt: Spartakus, der berühmte römische Sklave, zettelte einen der größten Aufstände im alten Rom an. Schlecht bewaffnet floh er im Jahr 73 v. Chr. mit rund 70 weiteren Männern aus einer Gladiatorenschule. Gemeinsam mit anderen Sklaven eroberte er große Teile des heutigen Italiens. Für das Riesenreich konnte das extrem gefährlich werden. Karthago, die Germanen, die Gallier – aber auch aufständische Sklaven galten deshalb als die größten Gefahren für den inneren Frieden im Römischen Reich. Denn es war praktisch von den Sklaven abhängig. Bis zu einem Drittel der römischen Bevölkerung waren Sklaven, zumeist ehemalige Kriegsgefangene von den zahlreichen Feldzügen in Germanien. Hätten sie alle aufbegehrt, wäre das Reich vermutlich zerfallen. Rebellierte ein Sklave, konnte sein Herr deshalb alle Sklaven töten, die sich in der Nähe befanden. Zwar dienten sie gelegentlich auch in der Armee, doch Waffen durften Sklaven nur selten tragen. Aus Angst vor einem Aufstand versagte man den Leibeigenen auch einheitliche Kleidung – so konnten sie sich gegenseitig nicht sofort erkennen. Dennoch gelang es Spartakus, Tausende von Sklaven um sich zu scharen. Nach ihrer Niederlage im Jahr 71 v. Chr. wurden Spartakus’ Mitkämpfer von den Römern gekreuzigt – wenn sie nicht, wie Spartakus selbst, bereits im Kampf gefallen waren.

 

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Die Jahre 1347 bis 1353 gelten als die tödlichsten in der Geschichte Europas: Ein Drittel aller Bewohner starb an der Pest, einer Infektionskrankheit, die die Lymphknoten, das Blut und die Lunge befällt. Ein Teil der Patienten zeigte Symptome einer Blutve (Illustration: Daniel le Bon)

Die Jahre 1347 bis 1353 gelten als die tödlichsten in der Geschichte Europas: Ein Drittel aller Bewohner starb an der Pest, einer Infektionskrankheit, die die Lymphknoten, das Blut und die Lunge befällt. Ein Teil der Patienten zeigte Symptome einer Blutve

(Illustration: Daniel le Bon)

Der schwarze Tod – Angst vor der Pest im Mittelalter

Die Jahre 1347 bis 1353 gelten als die tödlichsten in der Geschichte Europas: Ein Drittel aller Bewohner starb an der Pest, einer Infektionskrankheit, die die Lymphknoten, das Blut und die Lunge befällt. Ein Teil der Patienten zeigte Symptome einer Blutvergiftung, und in manchen Fällen färbten sich die betroffenen Körperregionen dunkel. Der Schwarze Tod war damals überall – nur woher er kam, wusste damals niemand, ebenso wenig wie man sich vor der Seuche schützen konnte. War schon die Berührung der Kranken ansteckend, war es ihr Atem, gar ihr Blick? Es schien kein Gegenmittel zu geben. Viele Ärzte glaubten noch an die jahrhundertealte Lehre der Körpersäfte – sie empfahlen Aderlässe, bei denen man überschüssiges, „krankes“ Blut ablaufen ließ. Weil man keinen Schuldigen fand, suchte man nach Ersatz. Bald kam die Theorie auf, Juden hätten Brunnen vergiftet. Zu Tausenden wurden sie gefoltert und getötet. Im 17. Jahrhundert begannen dann Pestärzte, sich mit bizarren Anzügen gegen eine Ansteckung zu schützen. Ihr langer, dichter Mantel fiel bis zu den Knöcheln. In der schnabelartigen Maske steckten stark duftende Kräuter wie Nelken. So wollte man den angeblich todbringenden „Pesthauch“ fernhalten. Und weil man sich selbst vor den Blicken der Pestkranken fürchtete, waren die Gucklöcher der Maske mit Glas- oder Kristallscheiben bedeckt – um den direkten Augenkontakt zu vermeiden, denn man fürchtete, irgendeine Substanz könne vom Kranken überspringen. Erst Jahrhunderte später, 1894, entdeckte man schließlich den Erreger: ein Bakterium, das sich von Ratten über Flöhe auf Menschen ausgebreitet hatte. Heute kann die Pest mit Antibiotika behandelt werden. Ganz besiegt ist sie aber nicht, es kommt immer noch zu vereinzelten Ausbrüchen.

Jan Ludwig lebt als freier Journalist in Israel. Dort gehört es zum Alltag, mit Angst umzugehen: Jeder zweite Israeli besitzt eine Gasmaske, mancher auch Spritzen mit dem Nervengas-Gegengift Atropin.