Das Internet vergisst nichts, heißt es. Auch nicht eine inzwischen gelöschte Botschaft, die am Sonntag über den Twitter-Account „AfD_Reutlingen“ abgesetzt worden ist und in Form von Screenshots immer noch im Netz kursiert. „Wären wir an der Macht, wäre dies nicht passiert“, war da zu lesen, nachdem ein Messerangriff in einem türkischen Restaurant bekannt geworden war. Eingebettet war der Tweet in die Hashtags #Reutlingen, #Terroranschlag und #Machete.
Der Tweet erntete schnell viel Kritik. Denn zum einen war zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung noch gar nicht klar, was es mit der Messerattacke auf sich hatte. Zum anderen war die Botschaft manchen Twitter-Nutzern wieder mal ein Zeichen für den blanken Populismus, den viele der AfD ohnehin vorwerfen.
Doch so einfach ist es nicht. Denn noch am gleichen Tag ruderte der Verfasser von „@AfD_Reutlingen“ zurück: „Wir bitten vielmals um Entschuldigung. Ein Praktikant hatte die letzten 5 Stunden zugriff auf diesen Account.“ Was folgte, war vor allem: Häme – unter anderem über die Rechtschreibfehler, die über „@AfD_Reutlingen“ abgesetzt worden sind. Manche Nutzer witterten allerdings auch gleich einen Fake: „Zu offensichtliches Getrolle“, schrieb einer.
Demnach hat jemand einen Account mit dem Namen „@AfD_Reutlingen“ angelegt, um eben diese mit fehlerhaften Tweets lächerlich zu machen. Mittlerweile ist der Account gesperrt. Der Kreisverband der AfD in Reutlingen schreibt auf seiner Homepage, dass „politische Gegner“ mit dem Account versucht hätten, „Negativ-Schlagzeilen zu produzieren“.
Mehr Zeit mit der Familie verbringen, fern von möglichen Gerüchten im Internet
Mutmaßliche Fake-Accounts machten vergangene Woche auch dem US-Politiker Ronald Sandack zu schaffen. Der Republikaner hatte am Sonntag seinen Rücktritt im Repräsentantenhaus des Bundesstaats Illinois bekannt gegeben. Er begründete den Schritt mit Problemen im Bereich der „Internetsicherheit“ – Unbekannte hätten seine Twitter- und Facebook-Präsenz gehackt, sagte er. Sandack war Medienberichten zufolge in den sozialen Medien bislang sehr aktiv. Beide Accounts sind mittlerweile gesperrt. Welche Inhalte oder Androhungen Sandack nun zum Rücktritt bewogen haben, ist nicht bekannt. Wohl aber, was Sandack jetzt vorhat: mehr Zeit mit der Familie verbringen, fern von möglichen Gerüchten im Internet.
Als Reaktion auf den Shitstorm rund um den Tweet des gelöschten „@AfD_Reutlingen“-Accounts wurde mittlerweile übrigens eine neue Twitter-Seite eingerichtet. „@AfD-Praktikant“ heißt die und in dem angehefteten Tweet heißt es: „Ich sammle hier Screenshots von diversen ‚Praktikanten‘“. Der nächste Shitstorm dürfte also vorprogrammiert sein.