Der 29-jährige Kanadier Kyle MacDonald hat in seinem Leben schon viel ausprobiert. Pizzas ausliefern, Bäume pflanzen, Hula-Hoop-Reifen verkaufen, die im Dunklen leuchten. Und dann war da auch die Sache mit den Tauschgeschäften, die ihn für ein paar Monate zu einer kleinen Berühmtheit machte. Im Juli 2005, Kyle war gerade arbeitslos, brachte ihn eine rote Büroklammer, die auf seinem Schreibtisch in Montreal lag, auf eine Idee. Er setzte einen Blog im Internet auf, den er »one-red-paperclip « nannte und bot die Büroklammer zum Tausch an.

Zwei Tage später meldeten sich zwei Frauen bei ihm, die ihm einen fischförmigen Kugelschreiber dafür anboten. Rhawnie und Corinna sagten, sie seien Veganerinnen und könnten damit sowieso nichts anfangen. Zehn Minuten später klingelte Kyles Telefon. Eine Frau aus Seattle, Washington, wollte ihm einen Türknauf mit einem Monstergesicht für den Kugelschreiber geben. Es folgten: Ein Generator aus Kalifornien, ein Eiswagen aus Montreal, ein Gutschein für ein Treffen mit Alice Cooper und schließlich, nach einem Jahr, ein Haus in der 1200 Einwohner zählenden Präriegemeinde Kipling im kanadischen Saskatchewan. Mit jedem Tausch wuchs das Medieninteresse. Talkshowmoderatoren und Journalisten luden ihn ein. Alle fragten Kyle, was er denn genau mit seiner Aktion bezwecke. Will er den Kapitalismus ad absurdum führen? Will er beweisen, dass Tauschwirtschaft die bessere Alternative ist? Will er einfach nur berühmt werden? Was zur Hölle führt dieser Kanadier im Schilde? »Nichts«, sagte Kyle. »Ich habe keinen konkreten Plan.« Mittlerweile lebt er seit über zwei Jahren in dem Haus. Das heißt: eigentlich ist Kyle nur selten da, weil seine Frau in einer ganz anderen Gegend Kanadas wohnt. Im Sommer letzten Jahres kündigten sie an, ihr Haus weiterzutauschen. Eine Flotte burgunderfarbener Dodge-Transporter mit Baujahr 1990 wären zum Beispiel schön, schrieb Kyle. Es blieb dabei. Bislang hat noch niemand ein gutes Angebot gemacht.