Warum haben Sie angefangen, Drogen zu nehmen?
Der Auslöser war, dass ich von einem Tag auf den anderen eine Person verloren habe, die ich sehr geliebt habe – meinen Pflegevater. Da war ich 18.
Und was haben Sie dann genommen?
Alkohol, LSD, Marihuana, Heroin, Kokain, später auch Ecstasy. Also eigentlich alles. Zum Schluss war die stärkste Droge der Alkohol, sehr hoch dosiert. Eine Flasche Schnaps zum Frühstück im Bett, sonst konnte ich nicht aufstehen.
Wann waren Sie an dem Punkt zu sagen: So kann es nicht weitergehen?
Nach 13 Jahren, und in dieser Zeit habe ich insgesamt sechs Entzüge gemacht.
Also hat der Entzug nicht auf Anhieb geklappt?
Nein, ich war in der Entzugsklinik, wurde entgiftet und bin danach immer wieder in mein altes Leben zurückgegangen. Man bekommt zwar gesagt, dass man seinen Freundeskreis meiden soll, aber irgendwo trifft man seine Freunde ja doch wieder. Irgendwann ist man der Meinung, man kann kontrolliert konsumieren, aber das ist Schwachsinn. Wer mir erzählen will, er hat Drogen unter Kontrolle, der lügt. Man braucht immer mehr, und man will immer mehr.
Wie muss man sich den Entzug vorstellen? Was passiert mit einem?
Der Blutdruck steigt, das Blut schießt einem aus der Nase und aus den Ohren, die Zunge verfärbt sich schwarz. Ich habe Blut und Galle gespuckt und Kot erbrochen. Ich habe fantasiert, hatte Halluzinationen, habe Sachen gesehen, die gar nicht da waren, und konnte nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden. Ich habe um mein Leben gekämpft. Zweimal bin ich fast gestorben und musste wiederbelebt werden.
Wie haben Sie es geschafft, die Schleife Sucht–Entzug–Sucht zu durchbrechen?
Letztendlich konnte und wollte ich so nicht weitermachen. Ich dachte mir: Entweder du schaffst es jetzt, oder du machst Schluss. Zudem litt ich nach dem letzten Entzug an dem für Alkoholiker typischen Korsakow-Syndrom: Mein Gehirn war zerschossen, und ich musste alles neu lernen. Ich habe sieben oder acht Jahre gebraucht, bis ich wieder klar denken konnte. Ich musste neu lernen, meine Gitarre zu spielen. Und ich musste viele Menschen neu kennen lernen, weil ich nicht mehr wusste, wer sie sind.
Sind Sie danach je wieder rückfällig geworden?
Nein, nach dem letzten Entzug habe ich eine Gruppentherapie gemacht und danach nie wieder was genommen und auch nie wieder Alkohol getrunken.
Neben Ihrer Musik gehen Sie heute an Schulen und sprechen mit Jugendlichen über Drogen. Wie reagieren die?
Gut, auch wenn viele sich erst nicht angesprochen fühlen, weil sie denken, sie hätten alles im Griff. Ich sage ihnen dann, sie sollen mal einen Selbsttest machen: Drei Tage nicht kiffen und schauen, ob sie genauso gut schlafen wie vorher oder ob der Körper sich schon an die Droge gewöhnt hat.