Täglich lesen wir Meldungen von Flüchtlingen, die auf dem Weg nach Europa ertrunken sind. Aber wann hat uns eine solche Nachricht zuletzt wirklich betroffen gemacht? Um dem sich einschleichenden Gleichmut etwas entgegenzusetzen, hat die BBC nun einen unkonventionellen Kurzfilm produziert –  speziell für Smartphones, denn die sind das wichtigste Kommunikationsmedium für Flüchtlinge. Und bei diesem Video geht es darum, sich möglichst realitätsnah in die Situation von Flüchtlingen hineinzuversetzen.

„For the next few minutes your phone is a refugee's phone“

Ganz am Anfang poppt ein Fenster auf: „For the next few minutes your phone is a refugee's phone.“ Anschließend taucht man via eigenes Handydisplay in die Situation eines Menschen ein, der über das Mittelmeer flüchten muss. Zumindest ein ganz kleines Stück ist man dabei, drei Minuten lang ist das Video.

Einmal öffnest „du“ die Karten-App, checkst die Koordinaten deines Schlauchbootes. Du bekommst eine SMS von deinem Vater: „Where r u?“, schreibt er, sichtlich besorgt. Du antwortest: „In the boat. Don’t know where.“ Du machst verwackelte Bilder vom Meer, von einem anderen Boot und den verängstigten Kindern in deinem eigenen. Schon wieder hast du kein Netz. Ist der Akku gleich leer? Endlich in Griechenland angekommen, gerätst du im Flüchtlingscamp in einen Kampf. Dein Display zersplittert.

Sich in die Situation eines Flüchtlings hineinzudenken, während man zu Hause auf dem Sofa sitzt, ist nicht leicht. Das BBC-Video soll dabei helfen, an Ort und Stelle mitzufühlen und besser zu verstehen, was ein Flüchtling auf seiner Fahrt über das Mittelmeer wahrscheinlich durchleben muss. Außerdem wollen die Macher zeigen, wie wichtig verlässliche Infos sind, um zu überleben: „In Krisenzeiten können Informationen genauso wichtig sein wie Essen, Wasser und eine Unterkunft“, sagt BBC-Projektmanagerin Alexandra Buccianti.

 

Titelbild: Andrew TESTA/PANOS-REA/laif