Worum geht’s?
Wolf Alice ist eine Band aus Nordlondon, die hinreißende Neo-Grunge-Songs spielt, ihr Debütalbum landete 2015 auf Platz 2 der britischen Charts. Die England-Tournee der Band begleitet Regisseur Michael Winterbottom mit der Kamera, ist mit dabei im Backstagebereich, im Tourbus, bei Proben, Presseterminen – und natürlich bei den Konzerten.
Was soll uns das zeigen?
Die Routinen des Kulturbetriebs. Die ersten zwei, drei Konzerte werden noch ausführlich vom Soundcheck über den Auftritt bis zum anschließenden Band-DJ-Set in einem Club gezeigt, danach zieht das Tempo an, denn: Es ist ja doch immer das Gleiche. Wie Kapitelüberschriften stehen die Städtenamen in Großbuchstaben auf der Kinoleinwand: Belfast. Keele. Liverpool. Manchester. Norwich. Oxford. And so on.
Wie wird’s erzählt?
Aus der Perspektive einer Außenstehenden: Estelle kommt während der Tour dazu, um Marketing- und Social-Media-Aufgaben für die Band zu übernehmen. Was man aber erst im Laufe des Films kapiert: Estelle ist eine Schauspielerin, genau wie noch ein weiteres Mitglied der Band-Entourage. Dieser Riss in der Realität irritiert – was ist jetzt dokumentarisch, was gestellt? –, funktioniert aber.
Beste Nebenrolle
Der Tourbus. Egal wo das Konzert stattfindet, am Abend geht es wieder auf die Straße. Seltsamerweise hat der Bus ein deutsches Kennzeichen, und der Fahrer sitzt links.
Geht gar nicht
Aus dem Wechsel von (realen) Konzerten und (gespielten) Sexszenen hatte Michael Winterbottom 2004 schon einen ganzen Film gemacht: „9 Songs“, der dank expliziter Darstellungen und wenig Handlung so etwas wie ein Porno für das Arthauskino war. Auch in „On the Road“ lässt er seine fiktiven Charaktere eine Affäre beginnen. Das ist okay. Doch spätestens beim dritten Mal Sex wünscht man sich ein wenig Privatsphäre für die beiden.
Good Job!
Die Musik ist super. Touren Wolf Alice eigentlich auch mal bei uns?
Wieder was gelernt
Wie herum schläft man im Tourbus? Die Füße in Fahrtrichtung, damit man sich bei Vollbremsungen nicht den Kopf stößt. Und was ist Regel Nummer eins auf Tournee? „Never shit on the bus“. Hat auch was mit Vollbremsungen zu tun.
Ideal für …
Musikfans natürlich. Großbritannien-Fanboys. Und für alle, die im Kulturbetrieb arbeiten oder das gerne würden. Wer sich Handlung wünscht, wird ein wenig gelangweilt sein.
„On the Road“, Großbritannien 2017; Regie: Michael Winterbottom, mit Leah Harvey, James McArdle, Ellie Roswell, Joff Oddie, Theo Ellis, Joel Amey; 121 Min.
Foto: Berlinale