Stanley Kramer: „Das letzte Ufer“ (1959)
„Irgend so ein armes Würstchen sah einen Fleck auf dem Radarschirm. Es durfte nicht eine tausendstel Sekunde zögern. Es hat auf den Knopf gedrückt, und dann wurde die Welt ein Irrenhaus.“ So beginnt in „Das letzte Ufer“ ein globaler Atomkrieg, der nach und nach die Menschheit auslöscht und dessen todbringende Strahlung ganz zum Schluss Australien erreicht, wo erst die Apokalypse besoffen und schließlich Selbstmordpillen ausgegeben werden. In der Sowjetunion wurde Stanley Kramers „Anti-Atomfilm“ („Spiegel“) gefeiert, in Westdeutschland wurden eilig Strahlenexperten befragt („Mehr nützlich als schädlich“). Nur das „Time Magazine“ moserte: „Was kann ein Schauspieler schon aus einem Drehbuch machen, das sich das Ende der Welt als eine Szene vorstellt, in der Ava Gardner von Gregory Peck Abschied nimmt?“
Schönstes Zitat:
„Kaninchen! Nachdem wir so viel Zeit und Geld aufgewendet haben, um sie zu bekämpfen, erfährt man jetzt, dass sie zum Schluss gewinnen!“
Geoff Murphy: „Quiet Earth – Das letzte Experiment“ (1985)
Da will man den Planeten mit unerschöpflichen Energiereserven versorgen und dann das: Weil das Experiment „Flashlight“ in die Hose geht, findet sich der mitverantwortliche Wissenschaftler Zac Hobson eines Tages ganz allein im scheinbar menschenleeren Neuseeland wieder. Was den armen Hobson beinahe in den Wahnsinn treibt. Zwischenzeitlich sieht man ihn nur mit Nachthemd bekleidet einen bunten Redenmix von Adolf Hitler bis Queen Elizabeth vom Balkon schmettern, ehe er doch noch die Kurve kriegt und am Ende gar zwei weitere Überlebende findet, mit denen er schließlich die vermaledeite „Flashlight“-Anlage zerstören will. Dreimal dürft ihr raten, wer aus diesem Trio zum heldenhaften Selbstmordbomber wird.
Schönstes Zitat:
„Zac Hobson, 5. Juli. Erstens: Im Projekt „Flashlight“ hat es eine Fehlfunktion gegeben, mit verheerenden Folgen. Zweitens: Es scheint, dass ich der einzige Überlebende bin.“
Wolfgang Petersen: „Outbreak – Lautlose Killer“ (1995)
Als „muffig reaktionär“ hat der Kulturkritiker und glühende Cineast Georg Seeßlen einst Wolfgang Petersens „Outbreak“ runtergeputzt, und spontan muss man bei dieser Beschreibung an Hauptdarsteller Dustin Hoffman alias Colonel Sam Daniels denken, der in seinem quietscheentengelben Schutzanzug tatsächlich aussieht, als müsste er die Welt nicht vor einem furchtbaren Ebola-Ableger bewahren, sondern jeden Moment damit beginnen, seine Steuererklärung zu machen. Wozu dann doch keine Zeit bleibt, schließlich droht neben dem Killervirus auch noch ein durchgeknallter General zur landesweiten Plage zu werden. Für das Virus findet sich ein Gegenmittel, der General kommt in den Knast. Problem abgeheftet.
Schönstes Zitat:
„Wenn das Virus sich ausbreitet, werden 250 Millionen Amerikaner sterben.“
Jan de Bont: „Twister“ (1996)
Eigentlich will sich das Meteorologen-Supertalent Bill Harding („Billy ist der verrückteste Hund, den es in der Branche gibt!“) nur von der sturmerprobten Dr. JoAnne Thornton-Harding scheiden lassen, aber schließlich packt den verrückten Hund doch wieder das Tornado-Jagdfieber, und nur Minuten nachdem man Billy und Dr. JoAnne mit den Scheidungspapieren hantieren sah, lenken die beiden ihren Pick-up in gigantische Twister im Nirgendwo von Oklahoma, um endlich handfeste Daten für ihr Frühwarnsystem DOROTHY zu sammeln. Was am Ende – den von brüllenden Windhosen davongetragenen Tanklastwagen, Milchkühen und Statisten zum Trotz – natürlich gelingt. Sachliches Wikipedia-Fazit: „Beide beschließen, ihrer Ehe eine weitere Chance zu geben.“
Schönster Dialog:
„Noch eine Kuh!“
„Nein, ich denke, das war dieselbe.“
Mick Jackson: „Volcano – Heißer als die Hölle“ (1997)
Mike Roark alias Tommy Lee Jones leitet das Los Angeles County Office of Emergency Management. Und natürlich ist so ein Katastrophenschützer nichts ohne handfeste Katastrophe. Hier ist es ein Vulkan, der, klar, genau dann ausbricht, als Katastrophenschützer Mike endlich mal Urlaub machen will. Stattdessen stellt er sich dem unaufhaltsamen Magma, das sich durch die Straßen von L.A frisst. Doch was schon „unaufhaltsam“, wenn Tommy Lee Jones die Hauptrolle besetzt?Mit flammenden Appellen treibt er als Roark sämtliche Sicherheitsorgane zu Höchstleistungen, die das Magma schließlich mit gewagten Sprengexperimenten in den Pazifik leiten. Gefahr gebannt, ab in den Urlaub.
Schönstes Zitat:
„Das Wort `Rückzug` will ich nicht hören!“
Mimi Leder: „Deep Impact“ (1998)
Selten einen Film gesehen, der doch eigentlich die Auslöschung der menschlichen Spezies behandelt und dabei so viele erhobene Zeigefinger präsentiert. Der Astronom, der als Erster die drohende Gefahr des auf die Erde zurasenden Riesenkometen erkennt? Stirbt bei einem Autounfall, weil er das Handy am Ohr hat und einem Lkw-Fahrer die brennende Kippe in den Schritt fällt. Was gibt der dem Tod geweihte Raumfahrer seinem Sohn als letzte Worte mit auf den Weg, ehe er das mit Atomsprengköpfen versehene Raumschiff in den Kometen steuert? „Sei immer schön artig.“ Immerhin: Er und seine heldenhaften Kollegen retten schließlich den Planeten.
Schönstes Zitat:
„Das ist wirklich klasse. Noch nie hat jemand aus unserer Siedlung entdeckt, dass die Welt untergeht.“
Roland Emmerich: „The Day After Tomorrow“ (2004)
Dennis Quaid lächelt. Jake Gyllenhaal lächelt. Aus, aus, aus, der Film ist aus. Verstört betrachtet man nach 118 Minuten diese Abschlussszene und fragt sich, ob Roland Emmerich nun ein Zyniker oder ein hoffnungsloser Optimist ist, wenn er seine Hauptdarsteller so zuversichtlich grinsend zeigt, nachdem soeben New York, Los Angeles und viele andere Küstenstädte von einer neuen Eiszeit überrascht und ausgelöscht wurden und eigentlich niemand wirklich sagen kann, wie lange die von Quaid und Gyllenhaal gespielten Jack und Sam Hall in diesem Winter-Wonderland noch überleben werden. Was soll’s. Übermorgen ist auch noch ein Tag.
Schönstes Zitat:
„Ich glaube, wir haben einen kritischen Grad der Aussüßung erreicht.“
Danny Boyle: „Sunshine“ (2007)
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Wir befinden uns im Jahr 2057, die Sonne droht zu erlöschen, und die Menschheit schickt mal wieder eine Kamikaze-Truppe ins All, um den Schaden zu beheben und den solaren Winter zu beenden. Auf ihrem Weg entdeckt die Besatzung der „Icarus II“ die längst verglüht geglaubte „Icarus I“ und auf ihr Beweise dafür, dass die Mannschaft von Kapitän Pinbacker kollektiven Selbstmord begangen hat, um, wie es der selbst ernannte Vollstrecker göttlichen Willens Pinbacker (der noch am Leben ist) im Video-Logbuch erzählt, dem tödlichen Schicksal der Menschheit nicht im Weg zu stehen. Den offenbar deutlich weniger gottesfürchtigen Crewmitgliedern der „Icarus II“ gelingt es am Ende doch, mit einer gigantischen Bombe das Fusionsfeuer der Sonne neu zu entfachen.
Schönster Dialog:
„Menschliche Haut.“
„Was?“
„80 Prozent des Staubs sind menschliche Haut.“
Roland Emmerich: „2012“ (2009)
Tief eingegraben in eine alte Kupfermine, wo sich betagte Kollegen von ihren Assistenten Eiswürfel bringen lassen, um die geplagten Forscherfüße zu kühlen, sieht der indische Wissenschaftler Dr. Satnam Tsurutani das Ende der Welt nahen. Einer heftigen Sonneneruption sei Dank, heizt sich der Erdkern immer weiter auf, schon bald werden die tektonischen Platten auseinanderbrechen wie eine mit dem Löffel bearbeitete Crème brûlée. Was schließlich viel früher passiert als eigentlich berechnet. Megatsunamis, Vulkanausbrüche, Erdbeben – der Zivilisation bleibt auch nichts erspart, aber irgendwie schafft es Filmheld Jackson Curtis (John Cusack) natürlich doch bis nach Tibet und dort in eine der heimlich gebauten Riesenarchen. Nicht dabei: der amerikanische Präsident, der vom Flugzeugträger „USS John F. Kennedy“ erschlagen wird.
Schönster Dialog:
„Was ist das?“
„Hawaii.“
„Nicht gut.“
Benh Zeitlin: „Beasts of the Southern Wild“ (2012)
Gar nicht so leicht, sich nach all den Roland-Emmerich-Untergangsspektakeln mit einem Film auseinanderzusetzen, der die Folgen der Klimakatastrophen aus beinahe soziologischer Sicht vermitteln möchte. In diesem oscarnominierten Spielfilmdebüt des Regisseurs (und studierten Soziologen) Benh Zeitlin versucht sich das kleine Mädchen Hushpuppy am Überleben im überfluteten, vom Rest des Landes abgeschnittenen und dem Untergang geweihten Louisiana. Zeitlins Zeitzeugeneindrücke von den dramatischen Folgen des Hurrikans „Katrina“ sind unübersehbar, neu sind die sich aus dem schmelzenden Polarkappeneis befreienden Auerochsen, imposante Urviecher, die selbstredend nur Heldin Hushpuppy zu stoppen vermag. Zumindest ein kleiner apokalyptischer Trost.
Schönstes Zitat:
„Geht etwas kaputt, selbst das allerkleinste Teil, geht auch das Universum kaputt.“
Weniger Fiktion, mehr Fakten zu Klimakatastrophen:
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Titelbild: picture alliance/Everett Collection