LESEN

Programmieren geht nicht über Studieren

Verpflichtender Programmierunterricht an Schulen: Dieser Vorschlag geistert seit Jahren durch die bildungspolitische Debatte, und in den letzten Monaten hatte sich auch Angela Merkel dafür ausgesprochen. Sascha Lobo, Interneterklärer, Irokesenträger und Kolumnist bei Spiegel Online, formuliert gewisse Zweifel. Eines der großen Missverständnisse aus Lobos Sicht: Eine Programmiersprache draufzuhaben sei nicht das Gleiche, wie die Zusammenhänge der digitalen Welt zu verstehen: „Es lässt sich grob mit dem Kenntnisunterschied zwischen einer Stadtplanerin und einem Maurer vergleichen, wenn man das Ziel hat, eine Stadt zu verstehen.“ Wenn du keine Lust haben solltest, neben Englisch und Physik demnächst auch noch Java und C++ zu pauken: Nach dem Klick gibt’s Lobos gesamte Argumentation.

Spiegel Online: Programmieren lernen hilft nicht

 

Das ist doch verrückt

Sollte man den US-Präsidenten umbringen? Natürlich nicht! Was für eine Frage. Aber tatsächlich wurde seit der Wahl von Donald Trump schon mehrfach die Option seines vorzeitigen Amtsendes durch ein Attentat in öffentlichen Debatten genannt. Diese rote Linie werde auch deswegen überschritten, analysiert der Politikwissenschaftler Helmut Däuble in seinem Debattenbeitrag für die „tageszeitung“, weil Donald Trump oft als unberechenbarer Psychopath wahrgenommen würde – in einer Liga, in der auch Kim Jong-un spiele. Däuble appelliert an die liberalen Kräfte, derartige Psychopathologisierungen und Träume vom „Tyrannenmord“ zu beenden. Und sich lieber an die Analyse zu wagen, was falsch läuft und was in Zukunft besser werden muss, damit die Autokraten nicht dauerhaft die Macht übernehmen.

taz: Tyrannenmord im Weißen Haus

 

SCHAUEN

Broadcasten und gebroadcasted werden

Der Grundgedanke von YouTube – es gibt nicht mehr sendende Profis einerseits und empfangende Amateure andererseits – gilt zwar technisch immer noch. Aber praktisch hat sich längst eine Mehrklassengesellschaft gebildet. Ganz oben: die YouTube-Stars, die Millionen jugendliche Zuschauer haben. Die Arte-Doku „Mein Leben als Werbefläche“ schaut hinter die Kulissen einer Industrie, die Erfolg am Reißbrett plant und mit Individualität nicht mehr viel zu tun hat. Spannend ist dabei vor allem die zweite Hälfte des Films, in der es um Schleichwerbung, Product-Placement und die Arbeit von Influencer-Agenturen geht.

 

Schwarze Rot Gold

Seit rund 400 Jahren leben Schwarze Menschen in Deutschland, rund eine Million sind es heute. Als Deutsche werden sie von vielen nicht wahrgenommen, selbst wenn sie hier geboren sind. Jana Pareigis, Moderatorin des „ZDF-Morgenmagazins“, hat für die Deutsche Welle die afrodeutsche Identität erkundet. Dafür fährt Pareigis durchs Land, besucht unter anderem das Jahrestreffen der „Initiative Schwarzer Menschen“ und die Kleingartenkolonie „Togo“, trifft ein Opfer von rassistischer Gewalt, einen Aktivisten für die Umbenennung der Berliner „Mohrenstraße“ und afrodeutsche Promis wie Rapper Samy Deluxe und den Ex-Fußballer Gerald Asamoah. Mit ihnen spricht sie über Exotisierung, Vorurteile, Rassismus und – Haare. Der Film ist Mittelpunkt des Online-Specials „Afro.Deutschland“, das mit Filmbeiträgen und Hintergrundtexten die Thematik weiter vertieft.

Deutsche Welle: Afro.Deutschland. Wie schwarze Menschen ihre deutsche Heimat erleben

Du bist mir eine Typo

Erinnert ihr euch an die Oscar-Panne? Beim „Besten Film“ wurde zunächst ein falscher Gewinner vorgelesen. Was auch immer da genau schiefgegangen ist: die Typografie – also die Schriftsetzung und -gestaltung – der Kärtchen mit den Oscar-Preisträgern war alles andere als optimal. Dass derartige Nachlässigkeiten noch viel schwerwiegendere Folgen haben können, zeigt sehr anschaulich ein Erklärfilm auf vox.com: Auch ein Wahlzettel der sehr knappen US-Präsidentenwahl von 2000 sowie das typische Design von US-amerikanischen Medikamentenverpackungen sind alles andere als nutzerfreundlich. Konkrete Verbesserungsvorschläge gibt es im Film übrigens gleich dazu.

vox.com: Bad typography has ruined more than just the Oscars

HÖREN

Silicon Hippie

Die Hippies haben den Computer erfunden? Wollten die nicht Bäume umarmen, zurück zur Natur und all das? Tatsächlich: Die Gegenkultur der 60er- und 70er-Jahre, die im Großraum San Francisco besonders ausgeprägt war, bildete auch die Ursuppe, aus der das Silicon Valley, seine individualisierte Arbeitsethik und seine stark deregulierte Ökonomie entstanden sind. Mit Computern wollten die libertär und antistaatlich eingestellten Hippie-Hacker die Gesellschaft verbessern. Wie all das zusammenhängt, erklärt Dietrich Brants in seinem SWR2-Essay mit dem leider bescheuerten Namen „FlowerPowerDatenTerror“ – ein sehr komplexes und dichtes Radiostück.

SWR2: FlowerPowerDatenTerror. Wie die Gegenkultur die Cyberkultur prägt

 

LACHEN

Catxit

Eine folgenreiche politische Entscheidung gab es diese Woche: Die britische Premierministerin Theresa May hat Artikel 50 des Lissabonner Vertrags aktiviert. Das bedeutet: Der Brexit wird Realität. Wie schlimm das für Europa und vor allem für unsere britischen Nachbarn wird, können wir bisher nur ahnen. Was hilft gegen den Brexit-Kummer? Tierfotos natürlich. In diesem Tweet verkündet Kater Larry, der Chief Mouser to the Cabinet Office (das ist ein offizieller Titel der britischen Regierung!), vor der Downing Street 10 seine Reaktion auf die Auslösung von Artikel 50. Und wem alles zu viel wird, der schaue sich bitte diese 22 Hunde an, die keinen Schimmer vom Brexit haben und entsprechend glücklich sind.

Titelbild: Renke Brandt