Fettes Ökoproblem

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Fettes Ökoproblem

Traurig, aber wahr: Burger haben einen saftigen CO₂-Fußabdruck zwischen den Brötchenhälften. Firmen wie „Max Burgers“, „Beyond Meat“ und „Impossible Foods“ suchen klimaschonende Alternativen

Foto: Impossible Foods

Wer bei „Max Burgers“ in der Schlange steht, hat einiges an Wahlmöglichkeiten. Ob man sich jetzt für den „Grand de Luxe Cheese ‘n‘ Bacon“ im Menü entscheidet – oder lieber zum „Halloumi-Burger“ greift, ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern auch des Klimas. Der „de Luxe“ erzeugt in der Herstellung 3,3 Kilo CO₂e, der „Halloumi“ nur 0,6 Kilo. In den 130 Filialen der schwedischen Burgerkette stehen diese Angaben auf der Speisekarte, gleich neben den Zutaten und dem Preis. 

Max Burgers war das erste Restaurant weltweit, das den CO₂-Fußabdruck auf die Speisekarte schrieb. Das ist jetzt elf Jahre her. Die Schweden wollten es ihren Kunden erleichtern, sich klimafreundlich zu verhalten. Als der 1968 gegründete Familienbetrieb anfing, seine Klimabilanz zu durchleuchten, merkten sie schnell, dass das wahre Problem ihres Geschäftsmodells zwischen den Brötchen liegt: das Patty aus Rindfleisch. Das macht den Löwenanteil des CO₂-Fußabdrucks ihres Unternehmens aus, nämlich 53 Prozent

Gibt es den klimapositiven Burger? 

Die Kette unternahm also zwei weitere Schritte. Sie bemühten sich um vegetarische und vegane Alternativen. 2016 vervierfachten sie ihr vegetarisches und veganes Angebot, was zur erfolgreichsten Produkteinführung des Unternehmens wurde. Und sie planten, den CO₂-Fußabdruck über den Produktlebenszyklus zu kompensieren. Dafür wurde etwa auch die An- und Abreise der Gäste einberechnet – und auf die errechnete Summe noch mal zehn Prozent draufgeschlagen. Der Anspruch: Jeden Burger zu 110 Prozent mit Investitionen in Klimaschutzprojekte wie Aufforstungen in Uganda zu kompensieren. 

Natürlich bleiben solche Rechnungen ein Stück weit vage. Nur ein Beispiel: Kommt ein Gast allein mit dem Auto? Ist er auf der Durchreise oder fährt er extra einen Umweg zur Burgerfiliale? Vielleicht kommt auch mal eine fünfköpfige Familie zu Fuß? Allerdings überwachen unabhängige Wirtschaftsprüfer das Verfahren, das nach ISO 14021 zertifiziert ist, einer internationalen Din-Norm, die Angaben zur CO₂-Neutralität festlegt. 

"Impossible Foods"-Fabrik in Oakland

Kein Tier in Sicht: In der „Impossible Foods"-Fabrik in Oakland produzieren sie ziemlich saftige Burger, die ziemlich blutig gegrillt werden können – und komplett aus Pflanzen bestehen.

 

Tatsächlich ist sind sichtbare Bemühungen um den Klimaschutz ein zunehmend wichtiger Faktor im Fastfood. Vor allem neue Player auf diesem hart umkämpften Feld versuchen sich so zu profilieren. Das zeigt etwa das Beispiel „Beyond Meat“. Die Amerikaner aus Los Angeles sorgen für Furore mit ihren Pattys aus Erbsenproteinen, die einem Burger aus Rindfleisch geschmacklich täuschend nahekommen. Die Kalifornier werden sehr grundsätzlich, wenn sie ihr Geschäftsmodell beschreiben: Es gehe ihnen um Gesundheit, Klimawandel, Ressourcenschonung und Tierwohl, schreiben sie auf ihrer Website.

Daran glauben auch Leonardo DiCaprio und Bill Gates, die zu den Investoren gehören. Und offensichtlich eine ganze Menge Anleger. Tatsächlich war der Börsengang des Start-ups einer der erfolgreichsten der letzten Jahre in den USA. Der Wert der Aktie hat sich in zwei Tagen verdreifacht.

Pflanzliche Burger schonen Ressourcen, bestehen aber unter Umständen aus genmodifiziertem Soja

Noch offensiver als „Beyond Meat“ wirbt der große Mitbewerber „Impossible Foods“ mit der Umweltbilanz seiner veganen Pattys aus Soja, die dank eines eigens entwickelten pflanzenbasierten Stoffs namens Heme sogar „bluten“ können, als wären sie aus Rindfleisch geformt. Impossible geht es um nichts weniger als die Weltrettung, wie sie auf der Website mit dem typischen Silicon-Valley-Stolz verkünden. Immerhin würde ihr veganer „Impossible Burger“ 96 Prozent weniger Land und 87 Prozent weniger Wasser verbrauchen sowie 89 Prozent weniger Emissionen erzeugen als ein konventioneller aus Rindfleisch.

Allerdings schafft der Erfolg auch Wachstumsprobleme. Als „Burger King“ im April den Impossible Burger in seinen 59 Filialen im Großraum St. Louis zum Test ins Programm nahm, war die Nachfrage so groß, dass der Hersteller in Lieferschwierigkeiten kam. Was tun? Hätte man Soja aus Brasilien importieren sollen? Dann wäre die Klimabilanz des Produkts schlechter. Die Kalifornier entschlossen sich für lokale Produkte. Die aber sind genmodifiziert. Wie auch die Hefe, aus der das Heme hergestellt wird, das den Burger so saftig und blutig aussehen lässt.

Mindestens das dürfte dem Siegeszug auch nach Deutschland im Wege stehen. Genmodifizierte Lebensmittel werden hierzulande von vielen abgelehnt und müssen besonders gekennzeichnet werden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, findet man sie nicht im Handel. Die meisten würden die klimafreundlichen Burger-Pattys also wohl schlicht im Laden liegen lassen. 

 

Fotos: Impossible Foods

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.