Eigentlich ist Lupus Vater tot. Sogar seit zwei Jahren schon. Doch auf einmal liegt er wieder im Bett in der Mietwohnung, wenn auch so schwach, dass er die Hilfe seines Sohnes braucht. Nicht nur in diesen Szenen bestimmt Lupus Fantasie die Wahrnehmung. Während der 16-Jährige in Bogdan Mustațăs Spielfilmdebüt "Lupu" meist wortlos durch sein Leben an der Schwelle zum Erwachsenwerden und im heißen rumänischen Großstadtsommer zwischen den Stockwerken des Mietshauses treibt, durchdringt seine Vorstellungskraft permanent und ohne erkennbare Brüche die Wirklichkeit.
Mal gibt es dabei Begegnungen mit der etwas älteren Clara, in die er verliebt ist, sie aber nicht in ihn. Mal Momente mit seiner Mutter, die einen neuen Liebhaber hat. Wiederholt sucht er einen alten Nachbarn auf, der kürzlich seine Frau verloren hat. Und einmal macht er Pfannkuchen für andere, jüngere Jungs, die in einer Wohnung Videogames spielen. Im Grunde verzichtet "Lupu" dabei zwar auf ein erkennbares Handlungsgerüst, entwickelt zwischen dem Verlangen, den Sehnsüchten und dem nachhallenden Vater-Verlust des Teenagers auf atmosphärische Weise aber durchaus einen stillen Sog.
(Wolf) Deutschland, Rumänien 2013, Buch & Regie: Bogdan Mustață, mit Mihai Vasilescu, Ada Condeescu, Costel Cascaval, Carmen Ungureanu, Sergiu Nicolaescu u.a., ab 12, 81 min, Kinostart: 19. Juni 2014 bei NFP