Drohnen erweitern unsere Möglichkeiten in die dritte Dimension. Die wendigen Fluggeräte kennen keine Zäune, die Bilder ihrer Kameras sind gestochen scharf, kleine Lasten zu transportieren ist für sie kein Problem und vorprogrammierte GPS-Routen autonom zu verfolgen ebenso wenig – selbst bei Nacht und Nebel.
Die unbemannten Flugkörper erweitern aber auch die Möglichkeiten Krimineller: Mit Drohnen lässt sich schmuggeln, spionieren, Sprengstoff platzieren. Kein Wunder also, dass neben dem Markt für Drohnen nun auch der für Drohnenabwehr wächst. Junge Start-ups und alte Player der Rüstungsindustrie bieten bereits eine Menge Ideen und Produkte an, um die Gefahr aus der Luft zu bannen – teils plausibler, teils recht kurioser Natur. Ob und mit welchen Mitteln man fremde Drohnen über dem eigenen Grundstück abwehren darf, ist rechtlich gesehen allerdings nicht ganz einfach zu beantworten.
1. Drohnendetektoren
Um eine Drohne abzuwehren, muss man sie erst einmal erkennen. Bei Dunkelheit ist es nahezu unmöglich, den Himmel über einem Gelände mit bloßem Auge zu überwachen. Firmen wie das Kasseler Start-up Dedrone entwickeln deshalb UAV-Detektoren („unmanned aerial vehicle“, englisch für „unbemanntes Luftfahrzeug“). Die Sensoren seines „DroneTrackers“ erkennen Drohnen automatisch, analysieren die hochfrequenten Geräusche der Motorsteuerung, der Funkwellen der Fernsteuerung und der Videoverbindung. Ist eine Drohne im Anflug, schlägt der „DroneTracker“ Alarm. Die schwierig zu lösende Abwehr des Eindringlings überlässt das Start-up bewusst anderen Firmen.
2. Drohnenhacker
Einige Firmen bieten die Abwehr der Drohnen gleich mit an und zielen dafür auf deren Funkverbindungen. Das Start-up Skysafe zum Beispiel will Spielzeugdrohnen per Funk hacken und sicher landen können – verrät aber bisher nicht, wie. Das Richtfunk-Gewehr eines US-amerikanischen Forschungsinstituts stört die GPS-Lokalisierung und die Fernsteuerung. Auf dieselbe Weise funktioniert auch ein Abwehrsystem von Airbus Defence.
Wenn Copter ihr Signal verlieren, stürzen sie normalerweise nicht ab, sondern leiten eine Notlandung ein. Sofern ihre Satellitenortung noch funktioniert, kehren sie gar zu ihrem Startpunkt zurück. Vor gefährlichen Bruchlandungen muss man sich also nicht fürchten. Das Funk-„Jamming“ hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: Es unterbricht auch alle Mobilfunk- und Wi-Fi-Verbindungen in der Nähe.
3. Drohnenschützen
Eine andere US-Firma verkauft spezielle „Drone Munition“ für die Schrotflinte. Der Hersteller bewirbt die Jagd- und Selbstverteidigungsmunition mit dem Slogan „Prepare for the Drone Apocalypse!“.
Es geht aber noch eine Spur futuristischer und gruseliger: Der Überlinger Rüstungskonzern Diehl Defence stört die Bordelektronik von Drohnen mit einer Mikrowellenkanone. Damit lassen sich selbst Autos außer Gefecht setzen. Die Airbus-Tochter MBDA, ein führender Hersteller von Raketen, baut eine Laserkanone mit bis zu 2,5 Kilometer Reichweite. Eine ähnliche hat auch Boeing entwickelt. Einmal getroffen, fallen anvisierte Ziele brennend zu Boden. Über einem ausverkauften Fußballstadion kein wirklich beruhigendes Szenario.
4. Drohnenfischer
Andere Abwehr-Firmen werfen Netze aus, um Drohnen vom Himmel zu holen. Die kompakte „NetGun“ einer Schweizer Firma schießt mit Luftdruck ein Fangnetz 20 Meter hoch in die Lüfte – und ist auch geeignet, um entlaufene Hunde einzufangen. Eine Netz-Bazooka aus Großbritannien dagegen wirkt zum Tierefangen zu martialisch. Dafür erreicht sie aber auch Drohnen in einer Höhe von bis zu 100 Metern.
Ein Pariser Unternehmen hat eine spezielle Abfangdrohne entwickelt: einen riesigen Hexacopter, der schneller und stärker als handelsübliche Drohnen und mit einem Netz ausgestattet ist. Damit fängt er andere Copter ein und transportiert sie anschließend aus der Gefahrenzone. Auch die Drohnenabwehr-Einheit der Polizei in Tokio nutzt solche fliegenden Copter-Käscher.
5. Abwehr-Adler
Noch können Drohnen nicht autonom auf Abfangjagd gehen. Um Eindringlinge per Netz abzuwehren, werden für viel Geld ausgebildete Piloten benötigt, die Tag und Nacht einsatzbereit sind. Dabei würde das Tierreich für diesen Job prädestinierte Experten bieten, findet eine niederländische Firma. Sie bildet eine viel beachtete Adler-Abwehreinheit aus. Die Raubvögel seien mit ihren scharfen Augen und ihrem Jagdinstinkt die perfekten Drohnenjäger. Bei den bisherigen Tests mit kleineren Drohnen schnitten die Vögel gut ab. Ob sie auch leistungsfähige Copter apportieren können, bezweifeln Kritiker jedoch.
6. Drohnenprävention
Die wohl eleganteste Lösung, Gebiete vor Drohnen zu schützen, ist wahrscheinlich, sie erst gar nicht in diese hineinzulassen: Immer mehr Mittelklasse-Spielzeugcopter enthalten „Geofences“: einprogrammierte Flugverbotszonen, die bei jedem Update von zentralen Datenbanken wie der von NoFlyZone.org aktualisiert werden. Das sind zum Beispiel Flughäfen, Innenstädte oder Stadien. Ein Start oder Flug in diesen Gegenden ist den Coptern dann erst mal unmöglich – es sei denn natürlich, sie werden gehackt.
Titelbild: ANDREW TESTA/NYT/Redux/laif