Fiat Tofas
Wer in der Türkei irgendwo in ein Taxi steigt, hat gute Chancen, auf der Rückbank eines Fiat Tofaş Platz zu nehmen. Beim Tofaş handelt es sich um eine seit 1971 in der Türkei in Lizenz gefertigte Variante des Fiat 124, erhältlich in den Modellen Sahin, Kartal, Dogan, Serce und Murat. Inzwischen gibt es neuere Modelle, die das Straßenbild jedoch noch nicht so prägen. Tofaş (Türk Otomobil Fabrikasi A.S.) gehört zur türkischen Unternehmensgruppe Koç, einer der 50 weltgrößten Familienunternehmen außerhalb der USA. Nach Stückzahlen größter Hersteller ist Ford Otosan.
Ibrahim Tatlises
Es war einmal ein armer kurdischer Junge, geboren am Neujahrstag 1952 in einer Höhle im anatolischen Urfa, weil sich die Familie kein Haus leisten konnte. Der Junge hat sieben Geschwister und einen Vater, der Kebab verkauft und früh stirbt. Zur Schule kann der Junge nicht gehen, stattdessen verdient er mit Geld, indem er Sesamkringel verkauft oder auf Baustellen arbeitet. Auf einer dieser Baustellen singt er beim Steineklopfen vor sich hin, als ihn ein vorüberschlendernder Nachtclubbesitzer entdecket und ihn für einen Auftritt engagiert – und alles wird anders. Aus dem Jungen, der zunächst auf Hochzeiten und Familienfesten auftritt, wird İbrahim Tatlıses, Ibrahim „süße Stimme“ – so soll er sich zugetragen haben, der Werdegang des bekanntesten Sängers der Türkei. Bis heute hat der sogenannte „König des Arabesk“ – ein Musikmix aus türkischem Blues und orientalischem Pop – mehr als zwanzig Alben veröffentlicht, er ist Hauptdarsteller einer Vorabendserie, hat mehrere Kinofilme gedreht, moderiert seine eigene TV-Show, besitzt unter anderem Hotels, Busunternehmen, Tankstellen, eine Käse- und Joghurtfabrik und eine Art türkischen McDonalds: die Fast-Food-Kette Lahmacun. Trotzdem ist er ein Mann des Volkes geblieben, das ihn „Ibo“ nennt. Dazu tragen seine schnulzigen Lieder, die ideal zur Entspannung nach einem Arbeitstag sind, ebenso bei wie sein Machoimage und die Rolle, die er bei „Türkiye Superstar“ spielt: Er sitzt in der Jury und macht sich über Bewerber lustig, eine Art Dieter Bohlen mit Schnauzbart also. Am guten Image haben bisher weder der Vorwurf, er habe sich eine Zeit lang als Vorzeige-Kurde von der Regierung instrumentalisieren lassen etwas ändern können noch Geschichten, in denen Tatslises im Zusammenhang mit Begriffen wie „Mafia“, „Killer“, „Drogenbesitz“ oder „Schlägerei“ genannt wird. Was wahr ist und was nicht, ist nicht zu klären. Sicher scheint, dass Tatlises unverheiratet ist, drei Kinder hat und seinen Status als Kultfigur der einfachen Leute behalten wird.
Türkischer Honig (Lokum)
„Etwas, das den Hals beruhigt“, bedeutet Lokum übersetzt. Das Zucker-Stärke-Konfekt wird, je nach Geschmack, mit Pistazien, Rosinen, Mandeln, Kokosraspeln, Nüssen, Zimt, Rosenaroma, Kaffee und Früchten angereichert. Lokum gehört zu den beliebtesten Süßigkeiten in der Türkei, oft wird es zum Tee gereicht. Erfunden hat es der Legende nach der Konditor Haci Bekir im 17. Jahrhundert. Er hatte den Auftrag, etwas zu kreieren, mit dem der Sultan die Damen seines Harem verwöhnen und seine eigene Manneskraft stärken konnte. Ein britischer Reisender soll Lokum im 18. Jahrhundert erstmals nach Europa gebracht haben. Pablo Picasso wird nachgesagt, er habe Lokum genossen, um seine Konzentration zu verbessern. Napoleon und Winston Churchill mochten am liebsten Pistazien-Lokum.
Tuincay Sanli
Ist der derzeit wohl populärste türkische Fußballer. Der 24-jährige Angreifer von Fenerbahce Istanbul wurde mit dem Club 2004 türkischer Meister. Berühmt wurde er, als er beim 3-0 Sieg Fenerbahces in der Champions League gegen Manchester United alle drei Tore erzielte. Beim entscheidenden WM-Qualifikations-Spiel der Türkei gegen die Schweiz, das trotz des 4-2-Sieges der Türkei mit dem Ausscheiden der Türkei und schweren Ausschreitungen endete, erzielte er drei Tore.
Tee (Çay)
Çay ('tschai' gesprochen) wird zu jeder Gelegenheit angeboten und getrunken. Beim Handel im Basar ebenso wie beim Friseur, im Teehaus oder einfach zu Hause. Im osmanischen Reich war noch Kaffee das Nationalgetränk gewesen. Mit der Zerschlagung des Reichs verlor die Türkei den Jemen billigen Kaffeelieferanten. Abgelöst wurde er vom Tee, der am Schwarzen Meer angebaut wird, vor allem in den Anbaugebieten Rize und Trabzon. Nach China, Indien, Sri Lanka und Kenia ist die Türkei der weltweit fünftgrößte Teeproduzent.
Süreyya Yalcin
Die 21-Jährige zeichnet sich bisher vor allem durch ihre Verwandten aus: Ihr Vater hat als Bauunternehmer Milliarden verdient, ihr Cousin ist der Präsident des Fußballclubs Fenerbahce Istanbul, ihr Mann der Sohn des verstorbenen ehemaligen Präsidenten des Fußballclubs Galatasary Istanbul. Süreyya lebt eigentlich in Miami, kam in diesem Sommer jedoch für vier Wochen nach Bodrum in der Südwesttürkei und dabei fast jeden Tag auf die Titelseiten der Zeitungen. Die nennen Süreyya inzwischen „Adana Hilton“, da ihre Familie aus Adana kommt. Mit der amerikanischen Hotelerbein möchte Süreyya jedoch nicht verglichen werden, schließlich bekomme sie monatlich nur 10.000 Dollar von ihrer Familie überweisen – und davon spare sie auch noch einen Teil.
Sesamkringel (Simit)
Ringförmige, in Sesam gewendete Semmeln, die aus nichts anderem als Hefe, Wasser, Mehl, Butter und Salz gemacht werde. Gibt es in der Türkei an fast jeder Straßenecke zu kaufen, meist von mobilen Händlern. Zum Simit schmecken Tee, Schafskäse und Oliven. Als Jugendlicher war der derzeitige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan Simit-Verkäufer.
Raki
Etwa 45-prozentiger, klarer Anisschnaps, der mit Wasser verdünnt oder pur getrunken wird. Beim Mischen mit Wasser oder durch starkes Kühlen bekommt der Rakı sein typisches milchiges Aussehen, daher sein Spitzname „Löwenmilch“. Der Grund: Rakı enthält ätherische Öle, die im Alkohol löslich sind, kaum jedoch in Wasser. Durch das Wasser bilden sich schlagartig Öltröpfchen. An den Grenzen zwischen diesen Tröpfchen und dem Wasser wird das Licht gestreut und der Rakı erscheint weißlich. 70 Prozent aller in der Türkei verkauften Alkoholika sind Rakı, die bekannteste Marke ist der Yeni Rakı.