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Die hohe Schule der E-Mail-Kommunikation

Wer schreibt die flapsigeren E-Mails, Studierende oder Lehrende? Über diese Frage stritten auf Zeit Campus – passenderweise in Form von E-Mails – ein Professor und eine Studentin, beide von ihrem Gegenüber schwer enttäuscht: Der Prof berichtet über Nachrichten, die mit dem Grußwort „Hi“ begönnen und einem „Tschüsschen“ endeten - was er als „formalen Anarchismus“ anprangert. Die Studentin wiederum schreibt, die Professoren wären die eigentlich respektlosen. Sie seien die, die in der Online-Korrespondenz ihre Macht demonstrierten: „In E-Mails zeigt sich exemplarisch, was es heißt, wenn Studierende auf Professoren oder auch Mitte zwanzig auf Mitte fünfzig trifft: das, was Linguisten mit ‚asymmetrischer Kommunikation‘ meinen.“ Klingt, als hätten die deutschen Hochschulen ein klassisches Kommunikationsproblem.

Zeit Campus: „Huhu, Prof, läuft das mit der Hausarbeit?

Burkini?! Whats all the fuss about?!

Scheinbar fragen sich viele Amerikaner angesichts der europäischen Debatte um Verschleierungsverbote vor allem eines: Warum bitte machen die um etwas namens „Burkini“ so viel Aufhebens? Nabil Wakim, ein französischer Journalist der Tageszeitung „Le Monde“, holt für seine Antwort auf medium.com weit aus: Er streift die Geschichte der Französischen Revolution und des Laizismus, schildert die Konsequenzen des Attentats auf die Redaktion von Charlie Hebdo und der Anschläge von Paris und Nizza. Und er blickt schließlich auch auf die französische Präsidentschaftswahl im April 2017. Wer sind diese Menschen, die in Frankreich gegen den Islam propagieren? Und gibt es ähnliche Dynamiken auch in den USA? Ein gesellschaftlicher Abriss – lesenswert nicht nur für Amerikaner.

Medium.com: The French Burkini story explained to my American Friends


 

„x#*!ß nochmal, Sie !§$%*“

Der philippinische Staatschef Duterte beschimpfte US-Präsident Obama als „Hurensohn“. Burhan Kuzu, Chefberater des türkischen Präsidenten Erdoğan, beleidigte den österreichischen Kanzler Christian Kern mit den Worten „Verpiss dich, Ungläubiger“. Und Donald Trump sprach sich seinen Unmut vom Leib, als er – nun ja, er fand die eine oder andere Gelegenheit dazu. Wer sich anlässlich solch verbaler Entgleisungen fragt, warum diese Politiker bei den Bürgern trotzdem gut ankommen, dem sei die folgende Studie aus Italien ans Herz gelegt (oben rechts auf der Seite downloadbar):

Journal of Language and Social Psychology: Swearing in Political Discourse. Why Vulgarity Works

Ausnahmsweise ist diese Veröffentlichung nicht brandneu, sondern stammt aus 2014. Aktuelle Geschehnisse legen aber nahe: Diese auf der Plattform „ResearchGate“ veröffentlichten Ergebnisse sind noch immer aktuell.

Forschen in der reichen Provinz 

Emmanuelle Charpentier gilt als heiße Kandidatin für den Nobelpreis. Warum? Sie hat „Crispr“ mitentwickelt, eine als revolutionär gehandelte Methode in der Biotechnologie (siehe Videotipp unten). In diesem Interview mit dem „Tagesspiegel“ erzählt die in Berlin arbeitende Französin von ihrem Durchbruch, von den Vorteilen, die man hat, wenn man in Deutschland forscht, und auch von den Nachteilen – die oft behördlicher Natur sind. Wer hätte etwa gedacht, dass sich die verstärkte Zuwanderung von Flüchtlingen auf die Forschung auswirkt? Ein Einblick in die (wenig glamouröse) Welt einer Starforscherin.

Interview im Tagesspiegel: „Ich lebe noch immer wie ein Student“

Schauen

Nein, Crispr ist kein Schokoriegel

Du warst im Biounterricht vor allem mit dem Überspielen von Gähnanfällen beschäftigt, als das Thema Genetik drankam? Hier ein Vorschlag zur Schadensbegrenzung: Das Video des YouTube-Kanals „Kurzgesagt – In a Nutshell“ liefert einen Crashkurs in Sachen Gentechnik. Damit ist es nicht nur eine gute Vorbereitung auf unser Special zum Thema „Gene“, zu dem bald auch ein fluter-Heft erscheinen wird. Es vermittelt auch ein gutes Verständnis, was dieses oben genannte Crispr-Verfahren eigentlich ist. Nach 16 vollgepackten Minuten ist man zwar noch lange kein Wissenschaftler – aber schon um einiges schlauer, was die Möglichkeiten und Risiken von Crispr angeht.

In a nutshell: Genetic Engineering Will Change Everything Forever

Obacht, ihr teilenden Menschen

Vergangenes Wochenende veranstaltete „Zeit Online“ in Berlin „Das Festival der neuen Visionäre“: Über 500 junge Leute stellten in Minitalks und Workshops ihre mal mehr, mal weniger visionären Gedanken vor. Ein Vortrag, der durchaus noch für Diskussionen sorgen könnte, war der des jungen Journalisten Patrick Stegemann. Aufmüpfige fünf Minuten lang rechnete der mit der Sharing Economy ab. Dabei kritisierte Stegemann weniger die Grundideen von Airbnb und Co. als vielmehr die Rhetorik der Unternehmen, die ihr Business als soziale und ökologische Bewegungen präsentierten. Es gelte, diese Visionen zu hinterfragen, an ursprüngliche Versprechen zu erinnern und Plattformgenossenschaften zu gründen. Besonders ihr Fett weg bekamen übrigens die Unternehmer der Fahrdienstvermittlung „Uber“, die, so der Vortragende, „diese Konferenz mitfinanziert haben – freundlicher- und [Kunstpause] lobbyartigerweise.“

Die Zeit: „Sharing? Kapitalismus!“

Habe ich rechts gehört?

 

Popkultur und rechtsextreme Ideologie – das passt nicht zusammen?! Leider doch, wie diese für den Grimme-Preis nominierte Dokumentation zeigen soll. Um zu veranschaulichen, wie zum Beispiel NSU und NPD mit Musik mobilisieren, trafen die Filmemacher Lucía Palacios und Dietmar Post sowohl Musiker als auch Soziologen, Mitglieder und Aussteiger der Szene. Zu sehen ist der Film seit Anfang September in ausgewählten Kinos und für zwei Euro im Onlinestream.

German Pop and Circumstance

Titelbild: Renke Brandt