LESEN

Emanzipation, warum nicht?

„Man muss ja auch nicht die ganze Zeit politically correct sein, hat meine Tante gesagt. Und dann war ich so: Hä? Man kann’s aber doch versuchen.“ Noa, Mira und Henriette sind Teenager. Sie lieben Beyoncé und Modebloggerin Tavi Gevinson. Sie nerven ihre Mitschüler, Lehrer, Familien. Noa, Mira und Henriette sind Feministinnen, seit gut einem Jahr. Luise Strothmann hat die drei Mädchen für die „Taz“ über mehrere Monate begleitet. Ihr Text geht dabei über ein Porträt hinaus – auch die Gefahr einer Vereinnahmung des Feminismus als Pop-Phänomen wird beleuchtet.

Taz: Der geilste Gedanke der Welt

Zu Besuch in der Echokammer

„Der ORF sollte die Nachrichten optional mit türkischen Untertiteln senden.“ Diese Idee teilt der österreichische Journalist Florian Klenk per Twitter der Welt mit. Was er meint: So könnte ein kritisches Gegengewicht zur Erdoğan-Propaganda geschaffen werden. Was viele verstehen: die Islamisierung des Abendlandes! Der Tweet wird auf der Facebook-Seite eines FPÖ-Stadtrates geteilt und Florian Klenk wüst beschimpft. Ein „Boris“ schreibt: „Kann den wer anzünden bitte?“ Florian Klenk wird neugierig. Er schreibt Boris an, bittet um ein Treffen. Und macht sich viele gute Gedanken darüber, was in den diskursiven Echokammern von Facebook und Co. schief läuft.

falter: Boris wollte mich verbrennen

Trump unterm Strich

Ganz ohne Trump geht es auch diese Woche nicht. Während die Debatten über die Ursachen seines Wahlsiegs inzwischen die vierte oder fünfte Metaebene erklommen haben, geht die „New York Times“ pragmatisch vor und listet einmal auf, welche seiner vielen Wahlversprechen Trump eigentlich direkt umsetzen könnte (etwa den Bau der Ölpipeline Keystone XXL) und bei welchen er auf eine Zusammenarbeit mit den Kammern des US-Kongresses angewiesen ist (etwa die Abschaffung von Obamacare).

New York Times: How Hard (or Easy) It Will Be for Trump to Fulfill His 100-Day Plan
 

Medienkompe...was?

Das hat uns dann doch ein wenig erschreckt: 82 Prozent der Mittelschüler in den USA können Nachrichteninhalte und Sponsored Content im Internet nicht auseinanderhalten. Das ergab eine umfassende Studie der Universität Stanford mit knapp 8.000 Befragten. So ganz von alleine lernt man Medienkompetenz als Digital Native eben doch nicht! Für Eltern, Schulen und Medien wird es in den kommenden Jahren eine bedeutende Aufgabe sein, sie einen gesunden Skeptizismus zu lehren.

Wall Street Journal: Most Students Don’t Know When News Is Fake, Stanford Study Finds
 

HÖREN

Das haben jetzt Sie gesagt

Vor knapp zwei Wochen hat Adobe das Erscheinen von „Voco“ angekündigt, einer Software, die jeder beliebigen Person Sätze in den Mund legen kann, einfach per Tastatureingabe. Voraussetzung: eine 20-minütige Sprechprobe. Droht Sprache damit das Schicksal, das Bilder schon vor längerer Zeit ereilt hat, nämlich beinahe komplett manipulierbar zu sein? Das Deutschlandradio-Netzmagazin „Breitband“ hat mit dem Kultur- und Musikwissenschaftler Holger Schulze über die technischen und gesellschaftlichen Aspekte einer solchen Entwicklung gesprochen.

Deutschlandradio „Breitband“

Leonies Leben

Leonie ist 14 und will Polizistin werden. Allerdings hat sie die meiste Zeit des vergangenen Jahres im Krankenhaus verbracht. Sie wurde mit einem offenen Rücken geboren, sitzt im Rollstuhl und musste schon 18 Mal operiert werden. Das von Leonies Tante Hannah Kessler produzierte Podcast-Porträt beginnt ein wenig schleppend, wird dann aber sehr intensiv: Leonie erzählt von ihren Sehnsüchten und Vorstellungen, von Jungs, ihrem kleinen Bruder und der üblichen Identitätssuche einer 14-Jährigen. Der Rollstuhl ist dabei einfach ein Teil ihres Lebens – einer, den Leonie, wie sie betont, auch gar nicht weghaben will.

Viertausend Hertz: „Einschnitte: Leonie“

SCHAUEN

Welt im Bild

Das „Time“-Magazin hat es mit den Hitlisten, jedes Jahr kürt es die „Person des Jahres“. Nun hat es die seiner Meinung nach „100 wichtigsten Fotos aller Zeiten“ zusammengestellt, angereichert mit kurzen Texten, Videos und Tonschnipseln – viele der Fotografen kommen zu Wort und erzählen von den Entstehungsbedingungen der Bilder. Über die Auswahl kann man streiten, sicherlich ist sie ein wenig USA-zentriert, aber es sind auch zahlreiche Ikonen darunter – etwa das fliehende Mädchen im Vietnamkrieg oder das Folteropfer von Abu Ghuraib. Manche der Fotos überzeugen durch ihre pure visuelle Wucht, manche halten weltgeschichtliche Momente fest, manche sind Meilensteine der Fotografiegeschichte. Ein Webspecial, in dem man sich verlieren kann.

Time: 100 Photos
 

Titelbild: Renke Brandt