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Die Geschichte hinter dem Bild

Im August 2015 hielt der deutsche Fotojournalist Daniel Etter einen Moment fest, der um die Welt gehen und ihm einen Pulitzerpreis einbringen sollte: Im Morgengrauen schleppen sich Flüchtlinge aus dem Mittelmeer an Land der griechischen Insel Kos, im Vordergrund eine sich vor Erschöpfung zusammenkauernde Familie, im Fokus der Vater mit leidverzerrtem Gesicht. Wie es zu diesem Foto kam und – noch viel bemerkenswerter – wie es mit der irakischen Familie weiterging, erzählt Etter in dieser Langzeitreportage, erschienen in der Sonntagsausgabe der „Neuen Zürcher Zeitung“.

NZZ am Sonntag: Ein flüchtiger Moment (erfordert eine kostenlose Registrierung)

Und das soll Feminismus sein, Kendrick?

„I’m so fucking sick and tired of the Photoshop“, singt Kendrick Lamar in seinem neusten Musikvideo „Humble“ und fordert: „Show me something natural like ass with some stretchmarks.“ Dazu tanzt ein unretuschierter Hintern in die Kamera. Ein Splitscreen zeigt eine schwarze Frau – rechte Gesichtshälfte makellos bis porenfrei, linke Hälfte von ein paar Hautunreinheiten gezeichnet. Die sozialen Medien und auch Publikationen wie „Time“ oder „Vogue“ feierten Lamar zugleich für seine Body-Positivity und lobten die feministische Botschaft – vermeintlich feministische Botschaft, wohlgemerkt: In diesem Kommentar schreibt die Autorin und Professorin Lauren Rosewarne, dass sowohl Lamar als auch die von ihm begeisterte Netzgemeinde das Wesen des Feminismus ganz offensichtlich nicht verstanden hätten.

The Conversation: The False Feminism of Kendrick Lamar’s „Humble“

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Huch, wer checkt denn da?

Die Fact-Check-Tools schießen in diesen Wochen und Monaten nur so wie Pilze aus dem Boden: Die „Washington Post“ verschickt einen „Fact Checker“-Newsletter, das Recherchebüro Correctiv plant, Nachrichten auf Facebook zu prüfen, das Browser-Add-on Real Donald Context nimmt Tweets von Donald Trump unter die Lupe, und das russische Außenministerium baute eine Webseite, um Fake News zu bekämpfen. Äh, bitte was? Richtig gelesen: Russland, das regelmäßig beschuldigt wird, mit professionellen Trollen Desinformationen zu verbreiten, will gegen Fake News vorgehen. Was davon zu halten ist, kann man in diesem Artikel des „Tagesschau“-Faktenfinders nachlesen und -schauen. „Tagesschau“-Faktenfinder? Ging letzten Montag online.

Faktenfinder Tagesschau: Kampagne mit kurzen Kommentaren

Comedians gegen Bullshit

Viele meinen, dass die Verlautbarungen von US-Präsident Donald Trump via Twitter oder auf anderen Kanälen oftmals etwas von Realsatire haben. Dass die Arbeit von Comedians trotzdem total wichtig ist, findet Carlos Maza. In diesem Vox-Video erklärt der Vlogger, warum die Berichterstattung von Comedians seiner Meinung nach manchmal sogar besser ist als die von ernsthaften Nachrichtennetzwerken: „Und zwar, weil politische Satire etwas hat, das TV-Nachrichten nicht haben: eine wirklich niedrige Toleranz für Bullshit.“ Journalisten täten sich oft schwer, die Grenze zwischen wichtigen Nachrichten und „Bullshit“ zu ziehen – und gefährdeten damit unsere Wahrnehmung. Satire hingegen trainiere unser Gehirn darin, kritisch zu hinterfragen, was Politiker sagen.

Vox: Comedians have figured out the trick to covering Trump

Schluss mit lustig

Der Autor dieses Artikels (der zugegebenermaßen schon einen Monat alt, aber dennoch erhellend ist) sieht das anders: „Hält den Irrsinn wirklich eine Armlänge entfernt, wer Trump imitiert? Oder holt er sich im Gegenteil Sprachbilder in den Kopf, die dort zur launigen Normalität werden?“, fragt Jakob Biazza in der „Süddeutschen Zeitung“. Zwar räumt Biazza politischem Humor durchaus seine Berechtigung ein (gut für die Psychohygiene) – die omnipräsenten Trump-Witze hält er aber für gefährlich. Im Zweifel empfiehlt er den „Hitler-Test“: „Tauchen beim Namen des Diktators vor dem geistigen Auge nur noch oder überwiegend Helge Schneider oder andere Imitatoren auf, ist das ein Problem.“

Süddeutsche Zeitung: Sad. Super sad!

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Traurige Geschichte

Apropos Hitler: Ist der heute eigentlich noch Unterrichtsstoff? Dieser Radiobeitrag von SWR2 Wissen zeichnet ein düsteres Bild vom historischen Verständnis deutscher Schüler. Weil der Geschichtsunterricht in vielen Schulen mit Fächern wie Geografie oder Politik fusioniert oder gar weggekürzt wird, wüssten viele Schüler nichts mehr mit historischen Daten und Fakten anzufangen, so der Tenor des Beitrags. Warum das schlimm ist? Was man dagegen tun kann? Und wie man Geschichte am besten vermittelt? Auch das erfährt man in diesem halbstündigen Beitrag.

SWR2 Wissen: Geschichtsunterricht in der Krise?

Nussig, leicht bitter, Himbeernote im Abgang

Im Jahr 2017 ist Kaffee nicht mehr einfach nur Kaffee, sondern höchst differenzierter Genuss. Er kommt in unzähligen Röstungen, Mischungen und Mahlgraden daher, aus den entlegensten Gebieten der Erde und mit Beschreibungen, die den Etiketten auf erlesenen Weinen in ihrer Komplexität in nichts nachstehen. Damit der Genuss dieses „Third Wave Coffee“ (so wird der High-End-Kaffee genannt) möglich ist, musste sich in der starren Lieferkette des Kaffees aber erst einmal einiges tun. Diese Episode des achtteiligen Podcasts „Containers“ erklärt am Beispiel Kaffee, wie Angebot und Nachfrage den globalen Handel verändern – und wie lang der Weg vom kenianischen Kaffeebauern bis zum Hipstercafé tatsächlich ist.

Containers: Episode 4: The Hidden Side of Coffee

Das Titelbild von Renke Brandt ist diese Woche eine Hommage an Irving Penn