Schon mit 18 wurde Mswati III. König von Swasiland, mittlerweile ist er es seit mehr als einem Vierteljahrhundert. In dieser Zeit hat er nicht nur etliche Millionen auf sein Konto gebracht, er hat auch 13 Ehefrauen und angeblich noch mehrere Affären. Die vom König vorgelebte Vielweiberei ist in Swasiland gesellschaftlich nicht nur akzeptiert, sondern oft erwünscht. Und sie ist einer der wichtigsten Gründe, warum Swasiland in der HIV-Statistik weltweit am schlechtesten dasteht. Kondome nutzen Männer in Swasiland viel zu selten, obwohl es zahlreiche Informationskampagnen gibt. Auch eine Kampagne für Beschneidungen bei Männern, die nachweislich das Ansteckungsrisiko um mehr als die Hälfte reduzieren, war bisher in Swasiland nicht besonders erfolgreich. Mit fatalen Folgen. Denn in seinem von Südafrika und Mosambik umschlossenen Reich, das der König mit harter Hand regiert und in dem Oppositionelle schnell im Gefängnis landen, ist die Rate an HIV-Infizierten dramatisch hoch: Schätzungsweise 15 Prozent der Bevölkerung von insgesamt etwa 1,2 Millionen haben sich mit dem Virus infiziert, in der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen sind es sogar 26 Prozent. In keinem anderen Land stirbt pro Jahr ein so großer Teil der Bevölkerung an den Folgen von Aids.
Seit Beginn der 90er-Jahre hat sich die Lebenserwartung in Swasiland von 59 Jahren auf nur noch 48 reduziert. Einige internationale Organisationen gehen sogar von nur noch 32 Jahren Lebenserwartung aus, wenn man die künftigen Todesfälle durch Aids und dessen Folgen einrechnet, wie etwa die in Swasiland besonders häufige Lungenkrankheit Tuberkulose. Für Oliver Moldenhauer, der als Mitarbeiter der Organisation Ärzte ohne Grenzen gerade ein halbes Jahr in Swasiland verbracht hat, ist neben der Polygamie auch die schlechte Situation der Frauen ein großes Problem. „Swasiland ist eine extrem männerdominierte Gesellschaft. Frauen sind häufig Opfer von sexueller Gewalt, die HIV-Ansteckungsrate unter Frauen ist noch höher als bei Männern“, sagt er. Von der Regierung Swasilands fordert Moldenhauer mehr Engagement gegen HIV und Aids. Die habe die Epidemie zwar zu einer „nationalen Notlage“ erklärt und gebe HIV-Medikamente kostenlos ab, investiere aber trotzdem nicht genug in den Kampf gegen die Krankheit.
Der König ist reich, die Staatskasse leer
Dabei ist Swasiland im Grunde kein armer Staat. Den Zahlen nach gehört es sogar zu den wohlhabenden Ländern Afrikas. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist mehr als doppelt so hoch wie in Indien. Doch der Wohlstand in Swasiland ist extrem ungleich verteilt: Während Mswati III. und sein Umfeld jährlich riesige Summen für Partys, Einkäufe und Luxusautos ausgeben, leben zwei Drittel der Bevölkerung in Armut, etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung ist auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Höhere Schulbildung oder gar ein Studium können sich nur die reichsten Swasis leisten. Das Vermögen des Monarchen schätzt das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ auf 200 Millionen Dollar, doch die Staatskasse ist leer, angeblich steht das Land sogar kurz vor der Pleite. Kredite will das Nachbarland Südafrika nur noch gewähren, wenn das Königshaus demokratische Reformen zulässt und die Menschenrechte achtet.
Vom 13-mal verheirateten König Mswati III. ist allerdings wenig Einsicht zu erwarten. Obwohl Studien das Gegenteil belegen, hält er an seiner Überzeugung fest, dass Polygamie mit der Ausbreitung von HIV „nichts zu tun hat“. Und im Vergleich zu seinem Vater König Sobhuza II. ist die Zahl der Ehefrauen Mswatis ja auch moderat: König Sobhuza hatte im Laufe seines Lebens mindestens 70 Frauen geheiratet.