„Achtzehn“ ist nicht einfach eine Doku über vier Teenager, die sehr früh Mütter wurden. Nein, es ist ein Mammutprojekt, das sich die Regisseurin Cornelia Grünberg und ihre Mitstreiter da vorgenommen haben. Mit „Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten“ erschien im vergangenen Jahr der erste Film über Lisa, Steffi, Laura und Fabienne, die 2008 bzw. 2009 ihr erstes Kind zur Welt brachten. Nun sind die Mädchen erwachsen. Und es sind noch zwei weitere Filme geplant: „Zehn“ soll den Fokus von den Müttern auf die vier Kinder verlagern, „Achtundzwanzig“ schließlich die Reihe an dem Punkt abschließen, an dem die Kinder fast so alt sind wie ihre Mütter, als sie schwanger wurden.
Zusätzlich wollen die Produzenten ein Webportal aufbauen, in dem kurze Videos, Blogs und Foren zu finden sein sollen und an das sich Betroffene und Interessierte wenden können. Auch mit den vier Protagonistinnen kann man darüber in Verbindung treten. „Von Anfang an wollten Cornelia Grünberg und ihr Team Probleme nicht nur darstellen, sondern auch Teil der Lösung sein“, steht auf der Webseite. Ein ehrenwerter Anspruch – aber auch einer, der die Filme zu überfrachten droht.
Für die vier jungen Frauen hat sich in den vergangenen vier Jahren viel verändert. Nach der Geburt ihrer Tochter Leyla zieht Lisa mit ihren Eltern von Deutschland nach Hawaii – ihr Vater arbeitet bei der US-Army. Dort verliebt sie sich und wird erneut schwanger. Steffi, die sich heftige Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter um ihren Sohn Jason geliefert hatte, darf den Jungen nun endlich zu sich nehmen. Eine sichere Zukunft und Arbeit liegen aber weiterhin in großer Ferne.
Der Traum vom Leben in einer eigenen Wohnung zerbricht für Laura und ihren Freund Steven schnell. Seine Mutter mischt sich ein, ihre Eltern machen Druck, die Schule nervt – das hält die junge Liebe nicht lange aus. Auch die Beziehung zwischen Fabienne und dem Vater von Valentin, der schwer krank zur Welt kam, ist zerbrochen. Ihr neuer Freund ist Kickboxer, ein lieber Kerl, der sich hingebungsvoll um Valentin kümmert.
Ein bisschen Glamour
Cornelia Grünberg erzählt diese Geschichten mit einem Gespür für große Bilder. „Achtzehn“ verströmt fast so etwas wie Glamour: Die Aufnahmen sind perfekt ausgeleuchtet, die Protagonistinnen in den Interviews wirken inszeniert. Dazu kommt ein Bild- und vor allem Tonschnitt, der die verschiedenen Schauplätze elegant miteinander verbindet. Über viele Szenen legt sich ein anschmiegsamer Musikteppich aus schickem R&B – nicht unbedingt der Sound und der Look, den man bei diesem Thema erwartet. Die Macher scheinen mit allen Mitteln einen verbissenen Sozialrealismus vermeiden zu wollen. Anstatt bei den Problemen zu verweilen, feiern sie deren Lösung.
Wenngleich der Film nicht ausspart, dass die Mädchen es alle nicht leicht haben. Besonders deutlich wird das bei Laura, deren Erschöpfung und Zerrissenheit am intimsten erzählt wird, eetwa wenn sie im Gerichtssaal auf Steven trifft und der Zuschauer, während die Kamera vor der Türe verweilt, Lauras emotionalen Ausbruch ausschließlich auf der Tonspur mitverfolgt.
Diese Szene legt allerdings auch das große Manko von „Achtzehn“ offen. Wirklich nah dran sind wir sonst nämlich selten. Auseinandersetzungen, Erschöpfung, Unsicherheit, Angst werden oft nur in Interviews geschildert, zu sehen sind die Kämpfe der Mädchen selten. Cornelia Grünberg will unbedingt Mut machen, aber ihre luftige Inszenierung überrollt die zum Teil tragischen Geschichten und wirkt oberflächlich. So fühlt es sich manches Mal so an, als müssten sich die starken Mädchen nicht nur gegen die Widrigkeiten ihres Lebens durchsetzen, sondern auch gegen ein Regiekonzept, das sie und ihre Probleme nicht ernst nimmt.