Der Mann in der grauen Unterhose sieht wirklich verdammt tot aus. Ihm steckt ein Messer im Rücken, eine dicke Blutkruste klebt an der Wunde. Eine blonde Frau hat einen blutigen Hinterkopf, ihr Körper ist übersät mit violetten Flecken. Leichenflecken. In der Polizeiakademie im niederländischen Ossendrecht werden einige Leute ziemlich übel zugerichtet – freilich nur von Maskenbildnern. Die allerdings leisten ganze Arbeit. Denn diese falschen Toten sind so lebensecht, dass sie zum Anschauungsunterricht für Forensiker in der Ausbildung dienen können.

In Krimis sind Forensiker immer die, die sie zusammen mit den Leuten von der Spurensicherung als Erste am Tatort eintreffen und diesen systematisch untersuchen. Die Forensik ist ein weites Feld. Sie reicht von der Rechtsmedizin über die Kriminaltechnik bis zur Psychiatrie und Psychologie und gliedert sich noch mal in zahlreiche spezialisierte Unterabteilungen. Die Ballistiker etwa vergleichen Geschosse und analysieren Geschosswirkungen. Die forensische Entomologie versucht anhand von Insektenfunden in Leichen Rückschlüsse auf den Todeszeitpunkt zu ziehen.

Zur Ausbildung von Forensikern müssen Verbrechen möglichst exakt nachgestellt werden. Im Ausbildungszentrum gibt es viele Räume, die zu Tatorten umgestaltet werden. Und eine Riege Schauspieler muss die Leichen geben. Manche Jobs bleiben aber auch denen erspart. Für die Lektion „Erfassung der Fingerabdrücke von Leichen“ etwa müssen sie nicht ran – das geschieht mit Händen von echten Toten. Auch wenn das Exhumieren von Leichen geübt wird, geschieht das anhand von Plastikskeletten. Die allerdings werden, um die Verwesung möglichst realistisch darzustellen, drei Monate vorher zusammen mit Tierkadavern eingegraben.

Der niederländische Fotograf Jeroen Hofmann (39) ist von gesellschaftlichen Gruppen und Szenen fasziniert, die ein bestimmtes Interesse oder eine Leidenschaft verbindet. Ihren sozialen Mikrokosmen nähert er sich mit seiner Kamera. Da er nie zu diesen Gruppen dazugehören wird, muss er fotografisch eine eigene Perpektive darauf finden – so wie in der Fotoarbeit „Forensics“ auf die Gerichtsmediziner und ihre Studenten. www.jeroenhofman.com