Computerspiele fördern die Realitätsflucht! Immer nur auf dem Sofa gammeln! Wie viel Zeit das frisst! Was sonst an Games kritisiert wird, steht plötzlich hoch im Kurs. Computerspiele spielt man zu Hause, sie entführen einen in andere Welten, manchmal faszinieren sie so sehr, dass man kaum von ihnen loskommt. Und am besten: Einige lassen sich gemeinsam spielen, ohne dass man sich körperlich nahekommt. Kein Wunder, dass Gamesplattformen gerade Rekordzugriffe verbuchen und Onlinegames boomen.
Diese neun Spiele erleichtern die Isolation merklich – und kosten wenig bis gar nichts.
Plague Inc.
„Plague Inc.“ ist das Spiel überhaupt zur Corona-Pandemie, und das, obwohl es aus dem Jahr 2012 stammt. Als Spieler wird man zum Herrscher über eine Seuche und versucht, die Menschheit auszurotten. Also lässt man die Seuche mutieren, damit sie sich über die ganze Welt ausbreitet, allen Quarantänemaßnahmen zum Trotz. In China wurde „Plague Inc.“ mittlerweile verboten, das Spiel wirkt ja auch etwas geschmacklos in der jetzigen Zeit. Wer es spielt, lernt aber ein Stück weit, wie sich Seuchen ausbreiten – und dass es Mittel gibt, sie zu besiegen. Inzwischen haben die Macher übrigens nicht nur Geld für den Kampf gegen Corona gespendet, sondern auch einen weiteren Spielmodus angekündigt, der in Zusammenarbeit mit Experten der WHO entsteht und umsonst sein soll. Das neue Ziel: die Menschheit vor einem Virus zu retten.
System: iOS, Android, Microsoft Windows, PlayStation 4, Mac OS, Xbox One, Nintendo Switch, Microsoft Windows Phone, Linux. Je nach System kostet „Plague Inc.“ 99 Cent (Smartphone) oder bis zu 15 Euro (PC). Allerdings locken bei den günstigen Smartphoneversionen In-App-Käufe.
Don’t Starve Together
Dieses Survival-Spiel in charmanter Tim-Burton-Optik katapultiert dich in eine lebensfeindliche Umgebung. Du sammelst Holz, machst Feuer, kochst etwas Leckeres und versuchst dabei, nicht von Spinnen gefressen zu werden. Bis zu vier Spieler können dabei sein und sich gegenseitig helfen.
System: PC, PS4, Xbox One. Preis: ca. 15 Euro
Through the Darkest of Times
„Through the Darkest of Times“ ist in einem kleinen Berliner Studio entstanden. Hier werden Computerspieler zu Anführern einer Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Arbeiter, Kommunisten, Katholiken, Sozialdemokraten, Anarchisten: Sie alle muss man zusammenhalten, allen ideologischen Gegensätzen zum Trotz. Bald wird schon das Einkaufen von Papier für Flugblätter zu einem Risiko, frühere Freunde werden zu strammen Nationalsozialisten, der Sohn will unbedingt in die Hitlerjugend. „Through the Darkest of Times“ ist ein gutes Computerspiel, aber es ist zugleich mehr als das: eine kluge, eindringliche und vor allem sensible Auseinandersetzung mit den Schrecken des Nationalsozialismus.
System: PC. Preis: ca. 15 Euro
Polytopia
Eine Zivilisation von der Steinzeit in die Moderne führen, das ist das Ziel in „Polytopia“. Das Game spielt sich dabei wie eine Instant-Tee-Version des Strategie-Klassikers „Civilization“. „Polytopia“ ist schnell, durchdacht und elegant. Von „Civilization“ gibt es übrigens auch eine Open-Source-Version namens „Freeciv“. Diese orientiert sich am zweiten Teil der erfolgreichen Serie und lässt sich auch im Multiplayer spielen.
System: Android, iOS. Preis: gratis. Für ein paar Euro lassen sich weitere Völker freischalten.
Foldit
In „Tetris“ wurden Steine gestapelt, in „Candy Crush“ Süßigkeiten zusammengepuzzelt: In Computerspielen knobelen und sortieren Menschen für ihr Leben gerne. Warum also diese Leidenschaft nicht für etwas Sinnvolles einsetzen? Das dachten sich 2012 auch Wissenschaftler der University of Washington und entwickelten „Foldit“. In diesem Puzzlespiel faltet man Proteine. Wer das besonders gut macht, dem winkt zurzeit nicht nur ein Platz in der Bestenliste, sondern der trägt auch zum Kampf gegen Corona bei. Die vielversprechendsten Anti-Corona-Proteine werden von den Wissenschaftlern nachgebaut und getestet.
System: Windows, Mac OS X, Linux. Preis: gratis
Roll20
Sogenannte Pen-&-Paper-Rollenspiele sind ein tolles Hobby. Mit einem großen Problem: Das Spielen kostet sehr viel Zeit. Kaum hat man den Bleistift gezückt, die Chipstüten platziert, seinen Charakterbogen hervorgekramt, ein paarmal gewürfelt und das Kopfkino angeworfen, ist der Sonntagnachmittag auch schon wieder vorbei. Heute kann man die Rollenspiele aber auch digital spielen und muss sich dafür nicht mal auf irgendwelchen Dachböden treffen. Die Internet-Plattform Roll 20 macht es möglich!
System: Browser. Preis: gratis
Portal 2
„Portal“ gilt als eines der besten Knobelspiele aller Zeiten und wird eigentlich nur durch seinen direkten Nachfolger übertroffen. Als menschliches Versuchskaninchen versuchst du, der künstlichen Intelligenz GLaDOS zu entkommen. Dabei hilft dir eine Waffe, die allerdings keine Kugel verschießt, sondern Wurmlöcher, durch die du hindurchschlüpfen kannst. „Portal 2“ ist ein kleines, kluges Spiel, ein Klassiker, den jeder mal gespielt haben sollte. Vermutlich gab es noch nie einen so guten Moment dafür wie gerade jetzt: Mittlerweile lassen sich auch Level für Freunde bauen.
System: Windows, Xbox 360, PlayStation 3, Mac OS, Linux, Xbox One. Preis: ca. 10 Euro
Papers, Please!
Ausweise kontrollieren, Ausweise abstempeln, Ausweise unter der Luke durchschieben. Zugegeben: Das klingt nicht gerade nach einem Spiel, das die Quarantäne erträglicher macht. Aber man sollte „Papers, Please!“ trotzdem eine Chance geben, schon allein, weil einen das Spiel zum Nachdenken bringt und immer wieder vor schwierige Entscheidungen stellt. Als Grenzbeamter für die fiktive Diktatur Arstotzka muss du dich fragen: Soll ich Dissidenten ins Land lassen? Lasse ich mich bestechen? Streue ich Sand ins Getriebe des autoritären Staates, für den ich arbeite? Oder bin ich doch eher der stromlinienförmige Bürokrat?
System: iOS, PlayStation 4, PlayStation Vita, Mac OS, Microsoft Windows, Linux. Preis: ca. 10 Euro
The Longing
Vielleicht wäre „Slow Game“ die richtige Genrebezeichnung für „The Longing“. So wie es ja auch Slow Food gibt in Abgrenzung zum Fast Food. Denn „The Longing“ ist langsam, genauer: sehr, sehr langsam. Der kleine Zwerg, der in einer kleinen Höhle haust, braucht eine halbe Ewigkeit, um eine simple Tür zu öffnen, oder gar Wochen, um über einen Abgrund zu springen. Aber das macht nichts, denn du hast ja Zeit. 400 Stunden dauert das Game. 400 Stunden, in denen du im Spiel die Höhle verschönerst, Bücher wie etwa „Moby Dick“ oder die „Ilias“ lesen oder einfach gar nichts tun kannst. Das macht das Spiel aus dem Stuttgarter Indiestudio mit dem schönen Namen „Seufz“ zu einem der interessantesten des Jahres – und zum perfekten Zeitvertreib in der Quarantäne.
System: Windows, Mac OS und Linux. Preis: ca. 10 Euro