Mit ihren Palmen gesäumten Stränden, schicken Hotels und dem schmuck sanierten Zentrum mit seinen Kolonialbauten gilt die kolumbianische Stadt Cartagena an der Karibikküste als eine der schönsten in Südamerika. Ein Traum, wenn man zu denen gehört, die Geld haben. Und das sind hier die wenigsten. Für alle anderen, die in den Slums rund um die Stadt leben, ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Ein Albtraum.
Die Filmemacherin Nathalie Pfeiffer reiste in die Vorstadt von Cartagena und porträtierte einen Jugendlichen. Ein gefährliches Unterfangen. Fremde – ob aus Kolumbien oder dem Ausland – geraten hier normalerweise schnell in Schwierigkeiten. Nur weil ihr Freund aus der Gegend stammt, konnte Nathalie Pfeiffer in El Líbano drehen.
Das Slum ist berüchtigt. 10.000 Menschen leben hier auf engstem Raum. Armut, Kriminalität, Drogen prägen ihr Leben. Medizinische Versorgung ist kaum existent, die Aussicht, eines Tages aus dem Slum zu entkommen, gering.
Edgar Manuel Ligardo Martinez versucht es trotzdem. Der 20-Jährige war mal in einer Straßenbande, überlebte eine Schießerei nur knapp und setzt nun alles daran, seine Ausbildung als Schweißer zu beenden und einen Job zu bekommen. Dabei wird er unterstützt von der SENA-Initiative. Sie ist die einzige in Kolumbien, die eine kostenlose Ausbildung anbietet. Etwa 20 Prozent der Jugendlichen aus El Líbano versuchen, über SENA einen Beruf zu erlernen. Jährlich schließen 250.000 Jugendliche in ganz Kolumbien eine Lehre ab. Auch die Bürgeraufsicht versucht die Verhältnisse im Slum zu verbessern. Eduardo Perez Ortiz setzt sich für die Belange der Bewohner von El Líbano ein. Er überwacht den öffentlichen Dienst, engagiert sich gegen Korruption – in der Hoffnung, den Staat zu demokratisieren und die Zivilgesellschaft zu stärken.