Geistige Armut

Lange haben wir darüber nachgedacht, das Thema Armut auch auf andere Bereiche des Lebens zu übertragen. Zum Beispiel auf Komiker im deutschen Fernsehen, die arm an guten Witzen sind. Oder auf die nähere Umgebung unserer Redaktion in Berlin, die definitiv arm an guten Imbissen ist. Auch das langsame Internet schien uns kurzzeitig ein Armutszeugnis für den, äh, Technologiestandort Deutschland zu sein. Zum Glück haben wir uns am Ende das Heft mit solchen Luxusproblemen nicht versaut.

Altkleidersammlung

Manchmal ist das ja so eine Sache mit dem begrenzten Platz in einem Magazin. Wir hätten eigentlich auch gerne darüber berichtet, dass die meisten Kleiderspenden überhaupt nicht in deutschen Secondhand-Läden landen, sondern an Großhändler weiterverkauft werden, die dann wiederum die Märkte in armen Ländern mit unseren alten Klamotten überschwemmen und so der lokalen Textilindustrie Konkurrenz machen. Aber dann musste dieses Thema einem Artikel über die Herstellungsbedingungen von Billigkleidung weichen. So ist das leider manchmal.

Der Absturz einer Insel

Es sah ganz nach einem Paradies aus: In den 1970er-Jahren hatte der Pazifikstaat Nauru kurzzeitig neben Saudi Arabien das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt. Das lag daran, dass die Insel über große Phosphatvorkommen verfügte, die sich ausbeuten und zu Geld machen ließen. Fortan lebten die Menschen auf Nauru in Saus und Braus. Die Bürger zahlten keine Steuern, Strom und Gesundheitsversorgung waren kostenlos. Man leistete sich bis zu sechs Autos pro Kopf. In den 1990er-Jahren erschöpften sich die Rohstoffe jedoch. Innerhalb kurzer Zeit sank Nauru auf das ökonomische Niveau eines Entwicklungslandes zurück. Es zeigte sich, dass die Gewinne schlecht angelegt waren (unter anderem in eine Reederei, eine Fluglinie und ein Musical in London). Auch wenn Nauru bis heute ein leuchtendes Beispiel dafür ist, wie Bodenschätze zum Fluch werden können (und wir natürlich liebend gerne dorthin gereist wären), fanden wir die Reportagen über das bedingungslose Grundeinkommen in Namibia und den Kupferabbau in Sambia wichtiger für unser Heft.