fluter.de: Herr Hammesfahr, Sie wohnen als Fritz Fuchs heute im ehemaligen Bauwagen von …
Guido Hammesfahr: … von Peter Lustig. Ich weiß. Einmal kam noch Post für meinen Vormieter. Ich habe mir die Mühe gemacht, ihn ausfindig zu machen, und ihn eingeladen, mich zu besuchen. Gemeinsam haben wir in der Sendung eine alte Erfindung von ihm nachgebaut.
Kontakt haben Sie demnach nicht mehr. Sind Sie beide zu unterschiedlich?
Wir verstehen uns sehr gut. Dennoch ist richtig: Wir kommen einfach aus zwei unterschiedlichen Generationen – Peter Lustig ist gut dreißig Jahre älter als ich. Zudem ist er ein anderer Typ. Man hat das daran gemerkt, dass er häufig direkter in die Kamera gesprochen und mehr erklärt hat als ich.
Er war pädagogischer, moralischer und galt als Öko.
Natürlich: Er trug die Latzhose, wohnte in einem Bauwagen und führte ein alternatives Leben. Zudem fielen seine ersten Sendungen von 1981 in die Zeit, als die Grünen gerade gegründet wurden. Aber Peter Lustig hat sich dennoch immer gegen das Öko-Image gewehrt. So wie es mein Anliegen heute ist, so wollte auch er nur Antworten auf spannende Fragen finden, die Zuschauer neugierig machen auf die Natur. Dabei sollten sie sich auch gut unterhalten fühlen.
Dass man über Natur pragmatischer redet – ist das ein Zeichen der heutigen Zeit?
Wenn Dinge heute anders erklärt werden, dann vor allem aufgrund neuer technischer Entwicklungen. Schön zu beobachten ist das natürlich an Themen, die Peter Lustig bereits in der Vergangenheit erklärt hat, zum Beispiel das Thema Windenergie. Das wurde früher anhand von Windmühlen erklärt, einfach weil es noch keine Parks mit Windkraftanlagen gab. Einen Peter Lustig mit Latzhose und Nickelbrille, wie er damals aussah, würde man heute vielleicht nicht mehr genau so als Moderator in der Sendung einsetzen.
Ist es heute schwerer, klar Stellung bei Naturthemen zu beziehen?
Die Phänomene sind komplexer geworden: globale Erwärmung, Treibhauseffekt, Biosprit, Atomkraft. Die Sendung ist daher heute weniger schwarz-weiß als früher. Außerdem ist die Sendezeit von 30 auf 25 Minuten geschrumpft. Da ich zusätzlich auch weniger direkt in die Kamera doziere, bleibt keine Zeit für Ideologie. Außerdem ist mein Anspruch auch nicht, Kinder zu erziehen oder sie von irgendwelchen Standpunkten zu überzeugen. Sie sollen vielmehr ein Auge für Alltagsphänomene bekommen, neugierig werden und Spaß daran entwickeln, scheinbar Selbstverständliches zu hinterfragen.
Sitzen heute nicht alle nur noch vor dem Fernseher?
Heute gibt es mehr Großstadtkinder als vor 25 Jahren. Doch dass Kinder denken, eine Kuh sei lila, weil sie Kühe nur aus der Werbung kennen, halte ich für eine Übertreibung. Wenn ich sehe, wie Grundschulkinder in den Pausen auf Klettergerüsten toben, Fußball oder Verstecken spielen, habe ich den Eindruck: Eigentlich haben sie sich fast gar nicht verändert.
Und Sie kriegen auch keine Zuschauerreaktionen, in denen Kinder Fragen stellen, die frühere Generationen noch gewusst hätten?
Nein. In den meisten Zuschriften geht es ohnehin um ganz andere Themen: Viele interessieren sich dafür, wo mein Hund Keks gerade ist. Oder sie schreiben mir, dass sie mich cool finden. Im Gegensatz übrigens zu einigen Eltern: Während ihre Kinder den Wechsel bei „Löwenzahn“ sehr gut akzeptiert haben, trauern sie noch immer Peter Lustig nach – oder vielleicht auch ihrer eigenen Kindheit.
Peter Lustig hat am Schluss der Sendung immer gesagt: „Abschalten!“ Sie sagen das nicht mehr.
Nein. Ich sage, dass ich nun etwas Besseres zu tun habe. Ich möchte mich so verhalten, dass die Zuschauer Lust haben, es mir nachzumachen. Ich versuche zu vermeiden, den moralischen Zeigefinger zu heben. Dabei hilft mir nach wie vor der Nachbar Paschulke. Mit seinen erhöhten Fettwerten und dem Einsatz von künstlichem Dünger in seinem Garten ist er ja die Verkörperung all dessen, was man nicht machen sollte.
Guido Hammesfahr, 39, alias Fritz Fuchs hat Ende 2006 die Nachfolge von Peter Lustig als Moderator von »Löwenzahn« angetreten. Die Sendung ist samstags und sonntags um 10.35 Uhr im ZDF zu sehen.