Diese Nachricht hat einen kollektiven WTF!?-Moment in der Skateboard-Gemeinde ausgelöst: Die Bänke an der Warschauer Straße in Berlin – seit Montag einfach weg. Dazu muss man wissen, dass es sich bei den Granitbänken nicht bloß um irgendwelche Sitzgelegenheiten handelte, sondern um einen international bekannten Skate-Spot, in der Szene so untrennbar mit der deutschen Hauptstadt verbunden wie das Museum für zeitgenössische Kunst (MACBA) mit Barcelona, das Palais de Tokyo mit Paris oder Southbank mit London.
Entsprechend groß war das Echo im Netz: Skateboard-Magazine brachten Artikel über den Verlust, viele Skater zeigten ihre Fassungslosigkeit in den sozialen Medien.Andere wollten es dabei nicht belassen.
Das Skateboard-Magazin Limited veröffentlichte einen offenen Brief an die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, in deren Zuständigkeitsbereich die Bänke fallen. Der Autor weist darin auf den Wert der Bänke hin. Es handele sich um ein Symbol der Freiheit, einzigartig und rund um die Welt geschätzt. Zum Abschluss fordert er: „Bitte stellen Sie die Bänke wieder auf. Sie würden damit nicht nur der Berliner, sondern der weltweiten Skateszene etwas zurückgeben, was es SO kein zweites Mal gibt bzw. gab!“
Auf change.org tauchte kurz darauf eine Petition auf, die nach fünf Stunden mehr als 900 Unterzeichner hatte. Der Verfasser gibt sich darin zwar diplomatisch, verheimlicht aber nicht sein Unverständnis für das Vorgehen: Es gebe da möglicherweise unterschiedliche Vorstellungen zur Nutzung der Fläche. Aber es gehe doch nicht, dem Ort „ohne Absprache mit seinen regelmäßigen Nutzerinnen und Nutzern sowie Bewohnern des Kiezes, seine Identität zu nehmen. Deshalb fordern wir an dieser Stelle den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zu einem aktiven Dialog mit den Anwohnern sowie uns Nutzern auf um die Bänke an der Warschauer Strasse zu erhalten!“
Und die Politik? Bezirksbürgermeisterin Hermann kommentierte einen an sie gerichteten Facebook-Post mit den Worten „bin schon am kümmern...“
Jetzt die Entwarnung: Auf Anfrage von fluter.de erklärte das Sekretariat des zuständigen Baustadtrats, dass die Bänke an diesem Donnerstag wieder aufgestellt werden. Der Belag darunter sei abgesackt und habe ausgebessert werden müssen, deshalb die Demontage der Bänke.
Die Skater können also aufatmen, ihre Beileidsbekundungen und Nachrufe wieder aus der Timeline löschen. Für Politiker dürfte es ein Lehrstück im Kleinen sein, wie man den Bürgern das eigene Vorgehen kommuniziert – schon alleine deren Blutdruck zuliebe.