Solange ich denken kann, weiß ich, dass ich adoptiert bin. Meine Eltern haben mir das schon sehr früh erzählt und sind immer offen damit umgegangen. Ich fühle mich aber nicht anders deswegen. Ich erinnere mich auch nicht, dass es ein Schock für mich war, als mir meine Eltern sagten, ich sei adoptiert. Meine Eltern sind einfach meine Mama und mein Papa – warum soll auch meine Adoptivmutter nicht meine Mutter sein, nur weil sie mich nicht geboren hat? Sie ist doch diejenige, die sich die ganze Zeit um mich kümmert, die mich aufgezogen hat.
Meine leibliche Mutter kenne ich nicht, ich bin gleich nach der Geburt adoptiert worden. Es interessiert mich auch nicht, wie meine Mutter ist oder aussieht, ich habe ja mit ihr nichts zu tun, es berührt mich gar nicht, ist nicht mein Leben. Warum sollte das wichtig für mich sein? Meine Adoptivmutter ist meine richtige Mutter, und meine andere ist meine "Geburtsmutter".
Meine Mutter hat mir zwar angeboten, sie könne mir deren Namen sagen oder Fotos zeigen, aber ich will das gar nicht. Irgendwie hat sie nichts mit meiner Familie zu tun: Das sind meine Eltern und mein Bruder, der ja auch adoptiert ist, allerdings von anderen Eltern.
Über meinen Vater weiß ich auch nichts, von ihm habe ich noch nicht einmal ein Bild. Warum sie mich nicht wollten, weiß ich nicht, aber ich finde es gut, dass sie mich in eine Familie gegeben haben, von der sie wussten, dass ich dort gut aufgehoben bin. Meine Eltern werden ihre Gründe gehabt haben, weil man ja nicht einfach so sein Kind weggibt. Und deshalb bin ich ihnen eher dankbar, dass sie mich zur Adoption freigegeben und nicht unter irgendwelchen Strapazen aufgezogen haben.