Trevor Misipeka, 100-Meter-Lauf, Leichtathletik-WM 2001

„Eigentlich spiele ich American Football, aber in meiner Jugend war ich nicht schlecht im Kugelstoßen. Deshalb fragte mich der samoanische Verband, ob ich bei der WM in dieser Disziplin starten wolle. So ein kleines Land bekam automatisch Startplätze. Ich war so glücklich, mein Land vertreten zu dürfen. Als ich in Edmonton ankam, erfuhr ich, dass der Weltleichtathletikverband die Regeln geändert hatte: Ich durfte nicht bei Wurfwettbewerben starten, nur in einer Laufsportart. Der samoanische Verband schlug die 100 Meter vor, weil das die kürzeste Distanz ist. Mir war klar, dass ich mit Abstand Letzter werden würde – bei meinen 150 Kilo. Später habe ich ja auch noch den Spitznamen the Tortoise, die Schildkröte, bekommen. Doch ich sagte mir: Egal, ich versuche mein Bestes. Vor dem Vorlauf saß ich mit den anderen Läufern in einem Raum. Ich fühlte, wie sie alle dachten: Was macht denn der Typ hier? Dann marschierten wir aus dem Tunnel in das volle Stadion. Nach zehn Metern waren mir die anderen schon längst enteilt. Trotzdem habe ich weiter Gas gegeben, bin über die Ziellinie gelaufen und dann direkt zurück in den Tunnel. Es war mir so peinlich! 14,28 Sekunden habe ich gebraucht – vier Sekunden mehr als alle anderen. Doch nach dem Lauf war ich plötzlich berühmt. Drei Stunden lang gab ich Interviews. Währenddessen kamen Weltklassesprinter wie Maurice Greene vorbei und ließen sich mit mir fotografieren. Wenn ich die Fotos von damals sehe, muss ich immer lachen. Es war wirklich eine großartige Erfahrung, die ich für nichts in der Welt tauschen würde.“

Lisa Ingildejewa, Rhythmische Sportgymnastik, Olympische Spiele 2004

„Als ich mich 2003 für Olympia qualifizierte, konnte ich es gar nicht fassen. Mit 15 Jahren war ich in Athen die jüngste deutsche Teilnehmerin. Im Olympischen Dorf wohnte ich in einer WG mit zwei Trampolinspringern und einem Modernen Fünfkämpfer. Ich hatte mir das Ziel gesetzt, unter die besten Zehn zu kommen. Schließlich war ich die einzige deutsche Starterin in dieser Disziplin. Während des Wettkampfs war ich sehr nervös. Es waren so viele Zuschauer in der Halle, und es war ein olympischer Wettkampf, das Größte, woran ein Sportler teilnehmen kann. Ich konnte die Atmosphäre in der Halle gar nicht richtig genießen. Leider ist es dann nicht so toll gelaufen, weil ich das Band einmal nicht auffangen konnte. Ich wurde 19. und war zuerst ein bisschen enttäuscht. Aber zu Hause in der Schule waren dann selbst die Jungs beeindruckt, dass es eine Mitschülerin zu Olympia geschafft hatte. Für die war Rhythmische Sportgymnastik vorher einfach nur Rumgehüpfe. Leider konnte ich mich für Peking nicht qualifizieren. Auch deshalb sehe ich es heute als Privileg, in Athen dabei gewesen zu sein. Ich habe mir schon mit 15 erfüllt, was vielen Sportlern in ihrer ganzen Laufbahn nie vergönnt sein wird.“


Michael Edwards, Skispringen, Olympische Spiele 1988

„Seit ich acht Jahre alt war, träumte ich davon, einmal an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Mitte der Achtzigerjahre sah ich dann Skispringen im Fernsehen. Es gefiel mir sehr gut, außerdem gab es keinen Briten, der den Sport betrieb. Das war meine Chance, denn damals galt: Wer der Landesbeste in einer Sportart ist, darf zu Olympia. Den bisherigen Rekord von 46 Metern hatte ein Brite 1910 aufgestellt. Ich sprang 69,5 Meter, und der britische Skiverband nominierte mich für Calgary. Andere Springer sind hingefahren, weil sie Gold gewinnen wollten. Ich wusste, dass das total unrealistisch war. Ich wollte einfach die Atmosphäre genießen und mir nichts brechen. Angst, mich zu blamieren, hatte ich nicht. Auf der Großschanze sprang ich insgesamt 87,5 Meter kürzer als der Sieger Matti Nykänen. Ich wurde mit Abstand Letzter, aber ich bekam genauso viel Aufmerksamkeit wie der Gewinner. Schon auf dem Flughafen war ich begrüßt worden, mit dem Schild: ,Willkommen in Calgary, Eddie the Eagle‘. Ich wusste erst gar nicht, dass ich gemeint war. Es ist toll, wenn sich jemand die Mühe macht, sich für mich einen Spitznamen auszudenken. Bei der Abschlussfeier sprach der Organisationschef Frank King die Worte: ,Sie haben Weltrekorde gebrochen, persönliche Bestleistungen aufgestellt – und einige von Ihnen flogen wie Adler.‘ Und 90 000 Fans schrien ,Eddie, Eddie!‘. Ich stand auf und winkte, der Organisationschef musste seine Rede unterbrechen. Das war ein sehr bewegender Moment, den ich nie vergessen werde. Heute ist es eine große Ehre für mich, dass sich junge Sportler an mir ein Beispiel nehmen und sich ihren olympischen Traum erfüllen. Ich sage ihnen: Medaillen sind unwichtig. Entscheidend ist, einmal das Flair von Olympia zu erleben. Viele Leute werfen mir vor, dass ich mich mit meiner riesigen Brille und den kurzen Sprüngen zum Clown gemacht habe. Aber ich hatte viel Spaß und verdiene auch zwanzig Jahre danach noch daran: Ende des Jahres wird mein Leben verfilmt, nächstes Jahr soll der Film in die Kinos kommen.“