Katharina Greve // Cartoon von Greser & Lenz
Ich finde an dieser Karikatur von Greser und Lenz sehr gut und sehr lustig, dass sie mit minimalen Mitteln, also nur mit einem einzigen ausgetauschten Wort, die ganze wahnsinnige Überheblichkeit und Ich-Bezogenheit dieses Mannes auf den Punkt bringt.
Eine gute politische Karikatur sollte in sich einen kleinen Witz haben. Im besten Falle kritisieren Karikaturen und sind dann auch noch lustig. Sie können auch gerne laut und aggressiv sein. Das macht Satire aus: Sie muss sich nicht an die Wahrheit halten, sie kann komplett überspitzen und überdrehen, das ist ihr eigentliches Wesen. Außerdem hilft es einem, in einer komplett irren Welt ein bisschen Distanz zu gewinnen und Dinge ins Lächerliche zu ziehen.
Zu weit gehen sehr wenige Karikaturen. Ich bin der Meinung, dass Satire alles darf. Wo es sich um Satire handelt, da darf auch Blut fließen. Die Frage ist: Wo hört Satire auf und wo fängt Diffamierung oder Verleumdung an? Das ist natürlich eine Grenze, die jeweils neu verhandelt wird. Wenn ich eine Karikatur schlecht finde, dann in der Regel nicht, weil sie zu weit geht, sondern weil ich darin keinen Witz oder keine kritische Aussage entdecke. Also nicht unbedingt, weil meine Gefühle verletzt sind, sondern weil ich den Sinn und Zweck dieser Zeichnung nicht verstehe.
Katharina Greve ist Comiczeichnerin, Autorin und Künstlerin. Zuletzt erschienen: das Webomic „Das Hochhaus„ (Avant Verlag), mit dem sie den Max&Moritz Preis gewann.
Christiane Lokar (Kittihawk) // Cartoon von Tom Hachtman (Trump Tower)
Das ist eine alte Karikatur vom New Yorker aus einer Zeit, bevor Trump Präsident geworden ist, aber ich finde, das passt immer noch total gut. Sie drückt alles aus, was diese Person ausmacht. Er zeigt halt allen den Mittelfinger. Die Karikatur gefällt mir, weil sie sehr schnell auf den Punkt kommt. Ich finde es wichtig, dass man bei Karikaturen nicht zu lange braucht, bis man den Witz erkannt hat. Außerdem sollte eine Karikatur nicht vorhersehbar, sondern überraschend sein.
Gezeichnete Cartoons über Trump finde ich oft nicht treffend und nicht besonders gelungen. Ich habe keinen Cartoon gefunden, bei dem ich gedacht habe, das kann man doch nicht machen. Eher umgekehrt: Ja, kann man machen, aber so richtig gut ist es auch nicht. Bei Trump ist es so eindeutig, dass er als ein Monster oder ein Durchgedrehter in Zwangsjacke dargestellt wird. Man versucht das, so wahnsinnig in die Höhe zu treiben, aber es funktioniert nicht. Der Witz ist oft zu durchsichtig. Karikaturen arbeiten mit einem Mittel der Übertreibung und es ist schwer, das noch zu übertreiben, weil Trump selber ja schon so eine übertriebene Figur ist. Das funktioniert ganz oft nicht.
Ich finde, es gibt erst mal keine Grenzen der Satire. Bei Trump fällt es einem sehr leicht, weil man denkt, das ist wie so eine Zeichentrickfigur, da kann man den Kopf abschlagen und es wächst wieder einer nach. Aber ich glaube, Mitleid muss man da nicht haben.
Christiane Lokar ist Grafik-Designerin und Cartoonistin. Sie zeichnet unter ihrem Pseudonym Kittihawk veröffentlichte sie für die Sächsische Zeitung, den Spiegel, Titanic und zitty. 2009 erschien ihr Buch Lebenslanges Lernen (Lappan)
Frank Hoppmann // Karikatur von Illma Gore (Make America Great Again)
Auf Anhieb ist mir keine Karikatur zu Trump eingefallen, die mir bis heute richtig gefällt. Diese hier ist mir irgendwie im Kopf geblieben. Da dachte ich, die hat doch irgendwas gemacht. Sie ist von Illma Gore und hat den Namen „Make America great again“. Eigentlich finde ich das Spiel der Nacktheit in Karikaturen gar nicht so gut, aber in diesem Fall trifft es. Die Mimik, Gestik; der kleine Penis ist natürlich hier nicht unwichtig und so gut wie keine Eier. Das ist gut, weil es die Sprache von Trump ist. In dieser Zeichnung gilt das alte Sprichwort: Feuer mit Feuer bekämpfen. Das funktioniert hier.
Es gibt unzählig viele schlechte Karikaturen von Trump. Das Interessante ist ja, dass er eigentlich Realsatire ist. Er ist schon ein überaus überzeichneter Mensch im wahren Leben. Die ganzen Stilmittel, mit denen Karikatur eigentlich spielen sollte, kommen da nicht raus. Er ist in Wirklichkeit satirischer als viele Zeichnungen.
Aber ihn zu karikieren geht durchaus. Es ist ja nicht nur seine markante Frisur und seine Hautfarbe, es ist vor allem auch seine Mimik, das ist ja teilweise eine grausige Kirmes, die da stattfindet. Der beflügelt einen schon. Als Angela Merkel Kanzlerin wurde, hatte ich sehr viel größere Schwierigkeiten, ihr Erscheinungsbild zu überzeichnen, weil ich damals gerade meine Arbeit als Karikaturist begonnen habe und für mich erst einmal festlegen musste, wie weit ich eigentlich gehen möchte. Dazu kam noch, dass es sich um eine Frau handelte. Trump hat so eine Obrigkeit, die bietet sich ja für Satire an.
Jeder Karikaturist legt die Grenzen persönlich fest. Bei dem einen liegen die höher, bei dem anderen niedriger. Wir leben hier in Pressefreiheit und Satire hat die Aufgabe, Grenzen zu sprengen. Satire muss anecken, sonst hat das alles keinen Sinn.
Frank Hoppmann ist Zeichner, Karrikaturist und Illustrator. Er zeichnet u.a. für die Welt am Sonntag, den Rolling Stone und wurde vielfach ausgezeichnet.
Klaus Staeck // Illustration von Edel Rodriguez (America first)
Von Heinrich Böll stammt der Satz: "Satire ist kein Himbeerwasser." Sie soll scharf sein im Sinne der Aufklärung, einen Sachverhalt offen legen. Ein gutes Beispiel für diese Maßstäbe ist das Donald Trump gewidmete Titelbild des SPIEGEL vom 4. Februar 2017. Trump der Rächer, der die Freiheitsstatue – das Symbol des freien Amerika schlechthin – enthauptet, zeigt die Aufkündigung des friedlichen Meinungsstreits mit der Waffe. Es ruft Assoziationen zu den im Internet kursierenden Schreckensfotos von Hinrichtungen durch die Jihadisten des IS hervor. Die Karikatur beschreibt eine Kriegserklärung an den Rest der Welt im Namen von 'America First'.
Die Grenzen der Satire bestimmt unser Grundgesetz im Artikel Eins: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Kurt Tucholskys Satz "Die Satire darf alles" füge ich hinzu: In Verantwortung. Deshalb kein scharfer Angriff ohne Erkenntnisgewinn. Meine Definition von Satire: Die Verteidigung der unverschuldet Schwachen gegen den Übermut der Starken mit den Möglichkeiten des Humors, der nicht mit Spaß verwechselt werden darf. Wer also mit scharfer Klinge angreift, muss gute Gründe haben. ( Cover: DER SPIEGEL 4/2017 )
Klaus Staeck ist Grafikdesigner, Karikaturist und Jurist. Er war drei mal auf der Documenta vertreten, veröffentlichte zahlreiche politische Plakate und war von April 2006 bis Mai 2015 Präsident der Akademie der Künste in Berlin.