Junge Arbeitnehmer haben 1990 weniger verdient als heute. Wenn man die Zahlen aber in Relation zum Durchschnittseinkommen setzt, ergibt sich ein ganz anderes Bild. So fanden Wissenschaftler der Freien Universität Berlin heraus, dass die 25- bis 29-Jährigen im Vergleich zu den Endzwanzigern von 1990 schlechter gestellt sind. Damals verfügten sie in etwa über das deutsche Durchschnittseinkommen, heute haben sie ein Viertel weniger als der Durchschnitt, wobei das gemessene durchschnittliche Haushaltseinkommen bemisst, wie viel Geld eine Person zur Verfügung hat – egal ob versteuertes Arbeitseinkommen, staatliche Transferleistungen oder BAföG. Gewachsen ist auch der Unterschied zwischen den 25- bis 29-Jährigen und den 60- bis 64-Jährigen. Beide verfügten in Westdeutschland 1990 noch in etwa über das deutsche Durchschnittseinkommen. Heute haben die Jungen im Westen rund 25 Prozent weniger als der Durchschnitt, die Älteren im Westen ca. 12 Prozent mehr.
Die 20- bis 24-Jährigen sind meist noch in der Ausbildung und haben daher zu allen Zeiten weniger Geld zur Verfügung gehabt als der Durchschnitt. Bei den Altersgruppen zwischen 30 und 60 Jahren zeigen sich in der untersuchten Zeit keine großen Veränderungen. Erstaunt ist Professor Timm Bönke, der die Studie durchführte, von der prekären Lage der heutigen Endzwanziger: „Sie haben einen besonders schweren Berufseinstieg mit flexiblen Arbeitsverhältnissen und geringen Löhnen.“ Die besten Bedingungen hätte die Generation gehabt, die vor 1950 geboren wurde. Hohe Arbeitsplatzsicherheit und ein sehr gutes wirtschaftliches Umfeld mit großzügigem Wohlfahrtsstaat prägten ihr Arbeitsleben. Die Generationen, die ab den 1990er-Jahren in den Arbeitsmarkt eintraten, hätten besonders stark mit Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung und technologischem Wandel zu kämpfen gehabt. „Seitdem sollte Deutschland wieder wettbewerbsfähig gemacht werden durch Flexibilisierung und Deregulierung des Arbeitsmarkts. Solche Änderungen müssen stets die jungen Arbeitnehmer ausbaden“, erklärt Timm Bönke.
Sind die heute unter 30-Jährigen also eine Generation, der es finanziell schlechter geht als ihrer Elterngeneration? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Denn auch das reale Durchschnittseinkommen stieg in Deutschland in den letzten 30 Jahren. Sicher ist nur: Zwischen den Generationen wird der Wohlstand immer ungleicher verteilt.