Wo einst Bäume gefällt worden sind, bleiben Wurzeln im Boden zurück – und die können neue Sprosse bilden. Das mag selbstverständlich klingen, doch was der Agrarökonom Tony Rinaudo in den 1980ern erkannte, kann man als folgenreiche Entdeckung bezeichnen. Denn wer diese Triebe geschickt beschneidet und vor dem Verbiss durch Tiere schützt, kann aus scheinbar toten Baumstümpfen mit wenig Aufwand einen neuen Wald schaffen. Selbst in Afrikas trockener Sahelzone.
Die Wiederaufforstung wird immer wichtiger: Auf der ganzen Welt sind die Wüsten auf dem Vormarsch. Laut den Vereinten Nationen gehen jährlich 120.000 Quadratkilometer Land verloren – eine Fläche, die fast so groß ist wie Österreich und die Schweiz zusammen. Die Verödung fruchtbarer Böden gefährdet den Lebensunterhalt von einer Milliarde Menschen. Direkt betroffen sind mehr als 250 Millionen, viele werden aus den Dürregebieten flüchten müssen.
Doch Rinaudos Bilanz macht Hoffnung: Seine Methode, als „Farmer Managed Natural Regeneration“ bekannt, wird mittlerweile in mehr als 15 Ländern des Kontinents getestet – darunter Niger, Tschad, Burkina Faso, Äthio-pien und Mali. In Niger wurden auf diese Weise 200 Millionen Bäume hochgepäppelt und mehr als 50.000 Quadratkilometer Land wieder urbar gemacht. Denn Bäume wirken der Erosion entgegen, halten die Feuchtigkeit im Boden und spenden Schatten – das hilft beim Ackerbau, ist also gut für die Ernährungssicherheit, die auch durch die Folgen des Klimawandels in vielen afrikanischen Ländern gefährdet ist.
„Re-Greening Africa“ heißt auch das Motto von Wissenschaftler Chris Reij, der auf eine Graswurzelbewegung setzt, um möglichst viele Bauern zum Mitmachen zu bewegen. „Wenn ich den Menschen sage, diese Methode ist gut, wären sie skeptisch“, sagt er. „Aber wenn sie es von anderen Bauern hören, die unter ähnlichen Bedingungen arbeiten und gute Ergebnisse vorweisen können, dann kommt die Botschaft an.“
Seit Jahren wird die Errichtung einer „grünen Mauer“ in der Sahelzone diskutiert. Der 15 Kilometer breite und 7.000 Kilometer lange Grüngürtel soll die weitere Ausbreitung der Sahara nach Süden aufhalten und durch elf afrikanische Länder führen.