Julia Krebs, Dresden, 20 Jahre alt, studiert BWL im ersten Semester

Ich finde es sehr wichtig, wählen zu gehen, egal in welchem Alter, ob alt oder jung. Demokratie lebt davon, dass man mitmacht, und Wählen ist das Geringste, was man beitragen kann. Die Menschen, die einen im Landtag oder im Bundestag vertreten, müssen ihre Stimmen ja von irgendwoher bekommen, und je mehr Leute mitmachen, desto genauer ist das Stimmungsbild. Und desto genauer ist auch die Repräsentativität der Bundesregierung.

„Demokratie lebt davon, dass man mitmacht“

Dass ich die FDP wählen werde, weiß ich seit ungefähr einem Jahr. Ich habe mich zuvor relativ ausführlich mit den Parteien auseinandergesetzt, jedenfalls mit den größeren: CDU, SPD, FDP, Linke, Grüne et cetera.

Ich habe mir im Internet die Programme angesehen und geschaut, was die Parteien in den vergangenen Jahren gemacht haben, auch zur Bundestagswahl 2013. Und ich habe den Wahl-O-Mat gemacht. Er war bei mir aber nicht sehr aufschlussreich. Deshalb dachte ich mir, na ja, daneben sollte ich mich vielleicht selbst ein bisschen mehr mit den Parteien auseinandersetzen, damit das Ergebnis genauer wird.

Dabei habe ich mich stark daran orientiert, was ja vor ein, zwei Jahren ein ziemlich großes Thema war: die Verhandlungen zu den Freihandelsabkommen CETA und TTIP. In das Thema hatte ich mich ein bisschen eingearbeitet. Viele in meinem Alter waren komplett dagegen und haben gesagt, dass es absolut nicht sein kann, dass man solche Handelsbeziehungen führt. Ich war der Überzeugung, dass solche Freihandelsabkommen eher etwas Gutes sind – und da ist mir die FDP aufgefallen, weil die auch für die Verhandlungen argumentiert hat.

„Ich finde, die FDP hat den Verbesserungsbedarf da am besten erkannt“

Außerdem hat mir auch sehr das Programm der FDP zur Bildungspolitik gefallen. Ich hatte selbst als Schülerin das Gefühl, dass vieles im Bildungssystem nicht so ist, wie es sein sollte. Bildung ist ja per Grundgesetz immer noch Ländersache, und ich bin der Meinung, dass mehr im Bund gemacht werden sollte.

Das Abitur zum Beispiel ist absolut nicht vergleichbar: Ich habe mich mit einem Abitur aus Schleswig-Holstein mit allen möglichen Abiturienten aus anderen Bundesländern an denselben Unis beworben. Und allein wenn man von einem Numerus clausus ausgeht, sieht man, dass die Statistiken nicht fair sind. Denn sowohl die Quoten der Einser-Abiture als auch die Durchfallquoten sind von Bundesland zu Bundesland anders, und schon das Fächerangebot ist ganz unterschiedlich – damit ist der Wissensstand überhaupt nicht vergleichbar. Ich finde, die FDP hat den Verbesserungsbedarf da am besten erkannt.

Neben dem eigentlichen politischen Programm hat bei mir noch ein Punkt eine Rolle gespielt. Mir fällt es leichter, mich mit Leuten in meinem Alter oder in einem ähnlichen Alter zu identifizieren. Und wenn ich mir das Alter der meisten Direktkandidaten angucke, sind das doch eher, na ja, ältere Leute. Ältere Erwachsene, als wir es sind, auf jeden Fall. Bei der FDP dagegen gibt es viele jüngere Leute, auch 18- oder 19- Jährige, die sich als Direktkandidaten aufstellen lassen. Ich habe den Kandidaten für Dresden beim Christopher Street Day am Infostand der FDP kennengelernt und fand ihn sehr nett – er ist Mitte 30 und vertritt eben auch eher „jüngere“ Themen. Wir Jüngeren haben wohl ein anderes Politikverständnis: Vielleicht verstehen wir tatsächlich die Probleme der 60-Jährigen nicht. Aber umgekehrt verstehen die Älteren unsere Themen eben teilweise auch nicht. Wenn die Altersstruktur also etwas unterschiedlicher ist, kommen auch unterschiedliche Themen auf – und dann kann sich jeder wieder besser repräsentiert fühlen.

„Über die Wahl hinaus würde ich mir eine noch offenere Gesellschaft wünschen“

Es gibt auch immer mal wieder Themen, bei denen man nicht so ganz übereinstimmt. Ich bin seit März bei den Jungen Liberalen dabei, und natürlich diskutieren wir beim Stammtisch auch über kontroverse Themen. Man braucht ja nicht immer einer Meinung zu sein. In der Bundesbeschlusslage wurde jetzt zum Beispiel im Wahlprogramm das mit der Impfpflicht hinzugefügt, das ging ja auch groß durch die Presse.

Das ist ein Thema, das mir nicht ganz so passt. Ich finde Impfungen durchaus sinnvoll – aber ich bin absolut nicht dafür, dass man verpflichtend per Gesetz alle Kinder gegen bestimmte Krankheiten impfen lässt. Es gibt auch andere Wege, wie man eine Immunisierung erreichen kann.

Über die Wahl hinaus würde ich mir eine noch offenere Gesellschaft wünschen. Unter Angela Merkel sind da einige Themen wirklich zu kurz gekommen – die Homo-Ehe zum Beispiel wurde jetzt auf den letzten Drücker mal eben noch beschlossen. Ich finde, solche Themen sollten viel mehr behandelt werden, in den Vordergrund gerückt werden, denn wenn die Politiker sie an die Öffentlichkeit bringen, setzen sich die Leute viel stärker damit auseinander. Und wenn bestimmte Sachen legalisiert werden, ist die Stimmung in der Gesellschaft dazu gleich eine andere.

Weil 42 Protokolle – so viele Parteien nehmen an der Bundestagswahl am 24.9. teil – ein bisschen viel wären, haben wir uns auf jene sieben Parteien beschränkt, die laut Umfragen eine realistische Chance auf den Einzug in den Bundestag haben.

Illustration: Daavid Mörtl