Oliver Kahn


Der Welttorhüter des Jahres 2002 wurde vor einem Supermarkt angesprochen, von einer Frau, die nicht einmal wusste, wie er heißt. Gisela Rockola kannte den blonden Sportler aber irgendwie aus dem Fernsehen. Was sie ganz genau wusste: Er konnte helfen. Und so erzählte sie ihre Geschichte. Dass ihr Sohn an Drogensucht gestorben war, nachts in seinem Bett. Nicht an einer Überdosis, sondern an einem Herzstillstand nach falscher Eigenbehandlung. Er wollte wieder clean werden, aber der rettende Therapieplatz war noch besetzt gewesen. Sie gründete ein Jahr später eine Drogensoforthilfe. Oliver Kahn hörte zu. Er war beeindruckt von der Frau und ihrem Willen, anderen ein ähnliches Erlebnis zu ersparen. Schon am nächsten Tag spendete er und seitdem nimmt er regelmäßig an Benefizaktionen für die Soforthilfe teil. Außerdem unterstützt er das Münchner Projekt "buntkicktgut", das Straßenfußball-Ligen organisiert (Artikel auf Seite 28 in diesem fluter) und schon vielen Jugendlichen, darunter Waisenkindern, erst die Förderung durch einen richtigen Verein möglich gemacht hat. Im Februar 2006 versteigerte Kahn sich selbst auf eBay, das heißt: zehn Minuten mit ihm, unmittelbar nach einem Fußballspiel. Der Erlös von 1700 Euro ging an "bunt kickt gut".
 

Thierry Henry


Im Herbst 2004 verbreiteten sich in vielen Fußballstadien Europas, vor allem in Spanien und Italien, Rassismusgesänge. Bald waren sie Alltag. In Italien unterbrach deswegen sogar ein Spieler von der Elfenbeinküste eine Partie, indem er den Ball in die Hand nahm und den Schiedsrichter aufforderte, etwas zu unternehmen. Thierry Henry, 28-jähriger französischer Stürmer des FC Arsenal London, wurde in Madrid beschimpft, als Spanien gegen Frankreich spielte. Zuvor hatte der spanische Nationaltrainer Luis Aragonés Henry als einen "Scheißneger" bezeichnet. Dumpfe Fans nahmen die Steilvorlage auf. Aragonés ist übrigens immer noch Trainer. Ausnahmsweise startete nicht ein großer Konzern eine Kampagne, sondern Henry fragte umgekehrt die Sponsoren. Die berühmten schwarz-weißen Armbänder haben sich seitdem hunderttausendfach verkauft. Der Erlös dient der Finanzierung einer Studie, die sich mit Rassismus in Fußballstadien befasst.

Markus Merk


Die Einschaltquoten für das EM-Finale in Portugal 2004 waren in Indien überdurchschnittlich hoch. Grund war der deutsche Schiedsrichter, der dort ein hohes Ansehen genießt. Seit Jahrzehnten fährt Markus Merk mit seiner Frau nach Indien in den Urlaub, wobei es sich eigentlich nicht um Urlaub handelt. Der 44-jährige Zahnarzt geht dort seinem ursprünglichen Job nach und richtet jenen Menschen die Zähne, die es sich niemals leisten könnten, dafür zu zahlen. Markus Merk half mit, die vor 15 Jahren gegründete "Indienhilfe Kaiserslautern" effizienter zu machen, es blieb nicht nur beim Zähnerichten. Mittlerweile wurden fünf Waisenhäuser, drei Schulen und ein Altenheim gebaut. Ganz nebenbei gilt Merk als erfolgreichster Schiedsrichter der Welt, schon mehrmals wurde er als solcher ausgezeichnet. Solange er das bleibt, wird auch das Indienprojekt erfolgreich weiterwachsen.
www.merk-es-dir.de

Pablo Thiam


Pablo Thiam, Profi beim VfL Wolfsburg, packt selbst mit an: Für das "Kinderprojekt Arche" spendet er nicht nur, er gibt den Kindern auch Fußballtrainingsstunden. Die etwa 150 Mädchen und Jungen, die in Berlin-Hellersdorf täglich zu der christlichen Einrichtung kommen, sind die sichtbaren Opfer der steigenden Armut in Deutschland. Bei der "Arche" bekommen sie warme Mahlzeiten, schulische Unterstützung und, wenn nötig, auch Schutz vor den eigenen Eltern. Thiams Ehefrau arbeitet dort aushilfsweise mit. "Ich weiß, wie gut es mir und meiner Familie geht, und ich weiß auch, dass es Kinder und Jugendliche gibt, denen ich helfen kann. Deswegen setzen wir uns für die Arche ein", sagt Pablo Thiam. So können auch Feriencamps finanziert werden, um den Kindern Abwechslung zu bieten. Eine Gruppenreise übernahm Thiam auch schon selbst: 25 Kinder durften zu einem Spiel des VfL Wolfsburg, inklusive Stadionführung. Mit Happyend: Wolfsburg gewann 2:1 gegen Kaiserslautern.
www.kinderprojekt-arche.de
 

Christoph Metzelder


Eigentlich war Kaplan Jochen Reidegeld FC-Bayern-Fan. Doch weil er im Münsterland wohnt, fragte er vor fünf Jahren einmal beim viel näher gelegenen Verein Borussia Dortmund an. Er hoffte, Spieler für den "Roten Keil" gewinnen zu können, ein Netzwerk gegen internationale Kinderprostitution. Der Kaplan war sehr erfolgreich. Mittlerweile helfen viele Sportler und Sportreporter (Marcel Reif, Dieter Kürten) dem Netzwerk bei der Öffentlichkeitsarbeit und Fredi Bobic, Sebastian Kehl und Christoph Metzelder sind sogar die ersten Gesichter, die man auf der Homepage des "Roten Keils" zu sehen bekommt. Vor allem der 25-jährige BVB-Verteidiger und Nationalspieler Metzelder engagiert sich regelmäßig für das Projekt: Er übernahm nicht nur die Schirmherrschaft für Benefizspiele, sondern auch Patenschaften für ausländische Schulen. Der "Rote Keil" arbeitet aber auch im eigenen Land: "Deutschland ist nicht nur ein Land der Täter, sondern auch der Opfer", schreibt Metzelder in einem Buch, das er gerade gemeinsam mit Kaplan Reidegeld zusammenstellt. Der Kaplan ist jetzt übrigens nicht mehr Bayern-, sondern Dortmund-Fan. "Da hat tatsächlich eine Bekehrung stattgefunden", sagt er.
www.roterkeil.net